Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Geschichte der Erde len aller Zahlen, woraus Puncte entstünden, aus Pun-cten Linien, aus Linien Flächen, und aus den Flächen die Körper, deren Elemente Feuer, Erde, Waser und Luft wären, so sich in beständigen Veränderungen befin- den, und woraus die Welt gebildet worden wäre, die be- lebt, verständig und kugelrund sey, in der Mitte aber die Erde enthalten, so ein runder und bewohnter Körper wäre, dabey hat er gelehret, daß die Welt aus Feuer und den fünften Elemente entstanden sey, und gleich wie es in der Geometrie nur fünf Körper gäbe, welche man re- gelmäßig nennt, so sey die Erde aus dem Cubo, das Feuer aus dem Tetrahedro, die Luft aus dem Octahe- dro, das Wasser aus dem Jcosahedro, und die Sphäre der ganzen Welt aus dem Dodrecahedro hervorgebracht worden. Doch suche nur im Riß von künstlichen Fi- guren, Beym Licht der Zifferkunst der Wahrheit dunkle Spuren. Jns innre der Natur dringt kein erschafner Geist; Zu glücklich, wenn sie noch die äusre Schale weist. §. 13. Jch habe meinen Lesern genug thörigte Einfälle erzehlt, Seele
Geſchichte der Erde len aller Zahlen, woraus Puncte entſtuͤnden, aus Pun-cten Linien, aus Linien Flaͤchen, und aus den Flaͤchen die Koͤrper, deren Elemente Feuer, Erde, Waſer und Luft waͤren, ſo ſich in beſtaͤndigen Veraͤnderungen befin- den, und woraus die Welt gebildet worden waͤre, die be- lebt, verſtaͤndig und kugelrund ſey, in der Mitte aber die Erde enthalten, ſo ein runder und bewohnter Koͤrper waͤre, dabey hat er gelehret, daß die Welt aus Feuer und den fuͤnften Elemente entſtanden ſey, und gleich wie es in der Geometrie nur fuͤnf Koͤrper gaͤbe, welche man re- gelmaͤßig nennt, ſo ſey die Erde aus dem Cubo, das Feuer aus dem Tetrahedro, die Luft aus dem Octahe- dro, das Waſſer aus dem Jcoſahedro, und die Sphaͤre der ganzen Welt aus dem Dodrecahedro hervorgebracht worden. Doch ſuche nur im Riß von kuͤnſtlichen Fi- guren, Beym Licht der Zifferkunſt der Wahrheit dunkle Spuren. Jns innre der Natur dringt kein erſchafner Geiſt; Zu gluͤcklich, wenn ſie noch die aͤuſre Schale weiſt. §. 13. Jch habe meinen Leſern genug thoͤrigte Einfaͤlle erzehlt, Seele
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="26"/><fw place="top" type="header">Geſchichte der Erde</fw><lb/> len aller Zahlen, woraus Puncte entſtuͤnden, aus Pun-<lb/> cten Linien, aus Linien Flaͤchen, und aus den Flaͤchen<lb/> die Koͤrper, deren Elemente Feuer, Erde, Waſer und<lb/> Luft waͤren, ſo ſich in beſtaͤndigen Veraͤnderungen befin-<lb/> den, und woraus die Welt gebildet worden waͤre, die be-<lb/> lebt, verſtaͤndig und kugelrund ſey, in der Mitte aber die<lb/> Erde enthalten, ſo ein runder und bewohnter Koͤrper<lb/> waͤre, dabey hat er gelehret, daß die Welt aus Feuer und<lb/> den fuͤnften Elemente entſtanden ſey, und gleich wie es<lb/> in der Geometrie nur fuͤnf Koͤrper gaͤbe, welche man re-<lb/> gelmaͤßig nennt, ſo ſey die Erde aus dem <hi rendition="#fr">Cub</hi>o, das<lb/> Feuer aus dem <hi rendition="#fr">Tetrahedro,</hi> die Luft aus dem <hi rendition="#fr">Octahe-<lb/> dro,</hi> das Waſſer aus dem <hi rendition="#fr">Jcoſahedro,</hi> und die <hi rendition="#fr">Sphaͤre</hi><lb/> der ganzen Welt aus dem <hi rendition="#fr">Dodrecahedro</hi> hervorgebracht<lb/> worden.</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Doch ſuche nur im Riß von kuͤnſtlichen Fi-</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">guren,</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#et">Beym Licht der Zifferkunſt der Wahrheit<lb/><hi rendition="#et">dunkle Spuren.</hi><lb/> Jns innre der Natur dringt kein erſchafner<lb/><hi rendition="#et">Geiſt;</hi><lb/> Zu gluͤcklich, wenn ſie noch die aͤuſre Schale<lb/><hi rendition="#et">weiſt.</hi></hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="1"> <head>§. 13.</head><lb/> <p>Jch habe meinen Leſern genug thoͤrigte Einfaͤlle erzehlt,<lb/> und es fehlt an nichts, als daß ich ihre Anzahl noch durch<lb/> meine eigene vermehre, ehe ich aber dieſes thue, ſo muß<lb/> ich ihnen vorher noch etwas von denen Chineſern ſagen,<lb/> von Leuten, welche glauben, daß ſie in denen Wiſſen-<lb/> ſchaften zwey Augen haben, davon ſie uns Europaͤern<lb/> aus Gnaden nur eins erlauben, denen uͤbrigen Voͤlkern<lb/> aber dieſelben ohne Gnade und Barmherzigkeit abſprechen.<lb/> Dieſe klugen Leute behaupten, GOtt ſey die materialiſche<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Seele</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0034]
Geſchichte der Erde
len aller Zahlen, woraus Puncte entſtuͤnden, aus Pun-
cten Linien, aus Linien Flaͤchen, und aus den Flaͤchen
die Koͤrper, deren Elemente Feuer, Erde, Waſer und
Luft waͤren, ſo ſich in beſtaͤndigen Veraͤnderungen befin-
den, und woraus die Welt gebildet worden waͤre, die be-
lebt, verſtaͤndig und kugelrund ſey, in der Mitte aber die
Erde enthalten, ſo ein runder und bewohnter Koͤrper
waͤre, dabey hat er gelehret, daß die Welt aus Feuer und
den fuͤnften Elemente entſtanden ſey, und gleich wie es
in der Geometrie nur fuͤnf Koͤrper gaͤbe, welche man re-
gelmaͤßig nennt, ſo ſey die Erde aus dem Cubo, das
Feuer aus dem Tetrahedro, die Luft aus dem Octahe-
dro, das Waſſer aus dem Jcoſahedro, und die Sphaͤre
der ganzen Welt aus dem Dodrecahedro hervorgebracht
worden.
Doch ſuche nur im Riß von kuͤnſtlichen Fi-
guren,
Beym Licht der Zifferkunſt der Wahrheit
dunkle Spuren.
Jns innre der Natur dringt kein erſchafner
Geiſt;
Zu gluͤcklich, wenn ſie noch die aͤuſre Schale
weiſt.
§. 13.
Jch habe meinen Leſern genug thoͤrigte Einfaͤlle erzehlt,
und es fehlt an nichts, als daß ich ihre Anzahl noch durch
meine eigene vermehre, ehe ich aber dieſes thue, ſo muß
ich ihnen vorher noch etwas von denen Chineſern ſagen,
von Leuten, welche glauben, daß ſie in denen Wiſſen-
ſchaften zwey Augen haben, davon ſie uns Europaͤern
aus Gnaden nur eins erlauben, denen uͤbrigen Voͤlkern
aber dieſelben ohne Gnade und Barmherzigkeit abſprechen.
Dieſe klugen Leute behaupten, GOtt ſey die materialiſche
Seele
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |