Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.Geschichte der Erde das ganze menschliche Geschlecht, die Elemente samtallen Geschöpffen, einen Theil desselben ausmachen, der- gestalt, daß nur eine Substanz in der ganzen Welt sey, die nur durch verschiedene Gestalten, Eigenschaften, und innere Zusammenfügung zu besondern Dingen geworden, wie das Wasser allemal wesentlich Wasser bleibe, od es gleich die Gestalt des Schnees, Hagels, Eises und Re- gens bekomme. Sie beschreiben dis ursprüngliche We- sen, als eine reine, helle, zarte und unendliche Sub- stanz, die weder entstehen noch aufhören kan, nicht nur an sich selbst vollkommen, sondern auch die Vollkommen- heit aller andern Dinge ist, sich in beständiger Ruhe be- findet, doch ohne Herz, Tugend, Verstand oder Gewalt, indem die Haupteigenschaft ihres Wesens darinne besteht, weder jemals zu würken, noch das geringste zu verstehen, oder zu wollen. §. 14. Alle diese angeführten Meinungen von dem Ursprun- ein-
Geſchichte der Erde das ganze menſchliche Geſchlecht, die Elemente ſamtallen Geſchoͤpffen, einen Theil deſſelben ausmachen, der- geſtalt, daß nur eine Subſtanz in der ganzen Welt ſey, die nur durch verſchiedene Geſtalten, Eigenſchaften, und innere Zuſammenfuͤgung zu beſondern Dingen geworden, wie das Waſſer allemal weſentlich Waſſer bleibe, od es gleich die Geſtalt des Schnees, Hagels, Eiſes und Re- gens bekomme. Sie beſchreiben dis urſpruͤngliche We- ſen, als eine reine, helle, zarte und unendliche Sub- ſtanz, die weder entſtehen noch aufhoͤren kan, nicht nur an ſich ſelbſt vollkommen, ſondern auch die Vollkommen- heit aller andern Dinge iſt, ſich in beſtaͤndiger Ruhe be- findet, doch ohne Herz, Tugend, Verſtand oder Gewalt, indem die Haupteigenſchaft ihres Weſens darinne beſteht, weder jemals zu wuͤrken, noch das geringſte zu verſtehen, oder zu wollen. §. 14. Alle dieſe angefuͤhrten Meinungen von dem Urſprun- ein-
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Geſchichte der Erde
das ganze menſchliche Geſchlecht, die Elemente ſamt
allen Geſchoͤpffen, einen Theil deſſelben ausmachen, der-
geſtalt, daß nur eine Subſtanz in der ganzen Welt ſey,
die nur durch verſchiedene Geſtalten, Eigenſchaften, und
innere Zuſammenfuͤgung zu beſondern Dingen geworden,
wie das Waſſer allemal weſentlich Waſſer bleibe, od es
gleich die Geſtalt des Schnees, Hagels, Eiſes und Re-
gens bekomme. Sie beſchreiben dis urſpruͤngliche We-
ſen, als eine reine, helle, zarte und unendliche Sub-
ſtanz, die weder entſtehen noch aufhoͤren kan, nicht nur
an ſich ſelbſt vollkommen, ſondern auch die Vollkommen-
heit aller andern Dinge iſt, ſich in beſtaͤndiger Ruhe be-
findet, doch ohne Herz, Tugend, Verſtand oder Gewalt,
indem die Haupteigenſchaft ihres Weſens darinne beſteht,
weder jemals zu wuͤrken, noch das geringſte zu verſtehen,
oder zu wollen.
§. 14.
Alle dieſe angefuͤhrten Meinungen von dem Urſprun-
ge der Welt haben zu unſern Zeiten wenig oder gar keine
Anhaͤnger gefunden, deſto groͤſſer aber iſt der Beyfall ge-
weſen, welchen ſich drey neuere Weltweiſen mit der Er-
zehlung der Erzeugungsgeſchichte der Erde erworben ha-
ben. Dieſes iſt der beruͤhmte Des Cartes in Frankreich,
und in Engelland Burnet und Whiſton geweſen, ich
werde alſo das Vergnuͤgen haben meinen Leſern die Ein-
faͤlle dieſer groſſen Weltweiſen, nebſt meinen Anmerkun-
gen mitzutheilen. Carteſius ſuchte mehr ſelbſt eine wi-
tzige Vorſtellung von der Schoͤpfung zu erfinden, als
die von Moſe ertheilte Beſchreibung zu erklaͤren. Wir
muͤſſen uns mit ihm einen groſſen Klumpen von diaman-
tener Haͤrte einbilden, welchen GOtt durch ſeine Allmacht
zerſchmettert und in Stuͤcken geſchlagen, zugleich aber
auch eine Bewegung hineingebracht, wodurch es denn ge-
ſchehen, daß ſich die Theilgen dieſer Materie heftig an-
ein-
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