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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
noch offen, die engern aber sind wieder zugewachsen, und
man kan den Stein, der sich darzwischen erzeugt hat, we-
gen seiner weissen Farbe, die er vor den Schiefer hat,
ganz deutlich unterscheiden. Wiewol ich gerne gestehe,
daß ein einziger Anblick von dergleichen Steinen eine grös-
sere Ueberzeugung als die längste Beschreibung hervor-
bringen könne. Es ist hier noch nicht der Ort von dieser
Zerrüttung und Zerspaltung der Steine zu handeln; son-
dern ich habe es blos, als einen Beweißgrund, daß die
Steine wachsen, auführen wollen. Doch läßt sich nicht
behaupten, daß ihr Wachsthum, wie bey den Pflanzen
und Thieren von einen innerlichen Triebe und einer or-
dentlichen Bewegung der innerlichen Säfte herrühre, son-
dern er muß vielmehr durch einen Ansatz irdischer Theil-
gen entstehen. Daß aber Sand und Thon der Ursprung
der Steine sey, ist ebenfalls gar nicht schwer zu beweisen.
Denn wir sehen, daß der Marmor aus den Thone seinen
Ursprung nimmt: weil man in den Gegenden, wo Mar-
mor ist, nicht nur den Thon antrift; sondern auch wirk-
lich wahrgenommen hat, daß sich da ein Stein gefunden,
wo vorher nur Thon gewesen, womit auch die Adern des
Marmors ganz genau übereinkommen. Wiewohl nicht
zu leugnen ist, daß auch der Sand das seinige bey dem
Marmor beytragen könne. Nicht nur der Sandstein,
sondern auch die Wetzsteine haben dem Sande ihren
Ursprung zu danken. Denn wenn die Theilgen, wor-
aus sie bestehen, genau nntersucht werden, so zeiget sich
die eigentliche Art des Sandes, welcher nahe herum dar-
unter liegt. Und dieses gilt auch von den Feldsteinen,
welche mehrentheils der Grund der Berge und Klippen
sind. Fragt man aber, was der Sand sey? So ist zwar
die Antwort vollkommen richtig, wenn man sagt: Er sey
eine Menge sehr kleiner Kieselsteine. Aber das ist schlimm,
daß man nicht sagen kan, was ein Kieselstein ist. Die Kunst
hat es noch nicht dahin gebracht, den Ursprung des Quar-

zes

in den alleraͤlteſten Zeiten.
noch offen, die engern aber ſind wieder zugewachſen, und
man kan den Stein, der ſich darzwiſchen erzeugt hat, we-
gen ſeiner weiſſen Farbe, die er vor den Schiefer hat,
ganz deutlich unterſcheiden. Wiewol ich gerne geſtehe,
daß ein einziger Anblick von dergleichen Steinen eine groͤſ-
ſere Ueberzeugung als die laͤngſte Beſchreibung hervor-
bringen koͤnne. Es iſt hier noch nicht der Ort von dieſer
Zerruͤttung und Zerſpaltung der Steine zu handeln; ſon-
dern ich habe es blos, als einen Beweißgrund, daß die
Steine wachſen, aufuͤhren wollen. Doch laͤßt ſich nicht
behaupten, daß ihr Wachsthum, wie bey den Pflanzen
und Thieren von einen innerlichen Triebe und einer or-
dentlichen Bewegung der innerlichen Saͤfte herruͤhre, ſon-
dern er muß vielmehr durch einen Anſatz irdiſcher Theil-
gen entſtehen. Daß aber Sand und Thon der Urſprung
der Steine ſey, iſt ebenfalls gar nicht ſchwer zu beweiſen.
Denn wir ſehen, daß der Marmor aus den Thone ſeinen
Urſprung nimmt: weil man in den Gegenden, wo Mar-
mor iſt, nicht nur den Thon antrift; ſondern auch wirk-
lich wahrgenommen hat, daß ſich da ein Stein gefunden,
wo vorher nur Thon geweſen, womit auch die Adern des
Marmors ganz genau uͤbereinkommen. Wiewohl nicht
zu leugnen iſt, daß auch der Sand das ſeinige bey dem
Marmor beytragen koͤnne. Nicht nur der Sandſtein,
ſondern auch die Wetzſteine haben dem Sande ihren
Urſprung zu danken. Denn wenn die Theilgen, wor-
aus ſie beſtehen, genau nnterſucht werden, ſo zeiget ſich
die eigentliche Art des Sandes, welcher nahe herum dar-
unter liegt. Und dieſes gilt auch von den Feldſteinen,
welche mehrentheils der Grund der Berge und Klippen
ſind. Fragt man aber, was der Sand ſey? So iſt zwar
die Antwort vollkommen richtig, wenn man ſagt: Er ſey
eine Menge ſehr kleiner Kieſelſteine. Aber das iſt ſchlimm,
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[79/0093] in den alleraͤlteſten Zeiten. noch offen, die engern aber ſind wieder zugewachſen, und man kan den Stein, der ſich darzwiſchen erzeugt hat, we- gen ſeiner weiſſen Farbe, die er vor den Schiefer hat, ganz deutlich unterſcheiden. Wiewol ich gerne geſtehe, daß ein einziger Anblick von dergleichen Steinen eine groͤſ- ſere Ueberzeugung als die laͤngſte Beſchreibung hervor- bringen koͤnne. Es iſt hier noch nicht der Ort von dieſer Zerruͤttung und Zerſpaltung der Steine zu handeln; ſon- dern ich habe es blos, als einen Beweißgrund, daß die Steine wachſen, aufuͤhren wollen. Doch laͤßt ſich nicht behaupten, daß ihr Wachsthum, wie bey den Pflanzen und Thieren von einen innerlichen Triebe und einer or- dentlichen Bewegung der innerlichen Saͤfte herruͤhre, ſon- dern er muß vielmehr durch einen Anſatz irdiſcher Theil- gen entſtehen. Daß aber Sand und Thon der Urſprung der Steine ſey, iſt ebenfalls gar nicht ſchwer zu beweiſen. Denn wir ſehen, daß der Marmor aus den Thone ſeinen Urſprung nimmt: weil man in den Gegenden, wo Mar- mor iſt, nicht nur den Thon antrift; ſondern auch wirk- lich wahrgenommen hat, daß ſich da ein Stein gefunden, wo vorher nur Thon geweſen, womit auch die Adern des Marmors ganz genau uͤbereinkommen. Wiewohl nicht zu leugnen iſt, daß auch der Sand das ſeinige bey dem Marmor beytragen koͤnne. Nicht nur der Sandſtein, ſondern auch die Wetzſteine haben dem Sande ihren Urſprung zu danken. Denn wenn die Theilgen, wor- aus ſie beſtehen, genau nnterſucht werden, ſo zeiget ſich die eigentliche Art des Sandes, welcher nahe herum dar- unter liegt. Und dieſes gilt auch von den Feldſteinen, welche mehrentheils der Grund der Berge und Klippen ſind. Fragt man aber, was der Sand ſey? So iſt zwar die Antwort vollkommen richtig, wenn man ſagt: Er ſey eine Menge ſehr kleiner Kieſelſteine. Aber das iſt ſchlimm, daß man nicht ſagen kan, was ein Kieſelſtein iſt. Die Kunſt hat es noch nicht dahin gebracht, den Urſprung des Quar- zes

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/93>, abgerufen am 17.05.2024.