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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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I
Die Brot- und Notfrage.
Obligatorische Fortbildungsschulen für die aus
der Volksschule entlassenen Mädchen.

Die Frauenbewegung wurde lange Zeit als eine lediglich
durch die wirtschaftliche Not der Frauen hervorgerufene Be-
wegung aufgefaßt und daher oft als Brot- und Notfrage be-
zeichnet. Als solche erschien sie weiten Kreisen recht unbequem,
für den im Erwerb stehenden Mann wenig erfreulich, aber
doch wie ein unabwendbares, durch den Zwang hervorgeru-
fenes Verhängnis. Angesichts der Tatsache, daß wir rund eine
Million Frauen mehr als Männer in Deutschland haben (1882:
988962; 1895: 951684; 1900, wo auch die z. B. auf aus-
wärtigen Schiffen sich aufhaltenden Männer ermittelt und mit-
gezählt wurden: 892684), kann sich auch der konservativste
Geist nicht länger der Einsicht verschließen, daß es einfach Men-
schenpflicht ist, diesen Hunderttausenden von Frauen Erwerbs-
möglichkeit zu schaffen. Es fehlt diesen Frauen das eigene
Haus, in das man sie so gern verweisen möchte, denn es fehlen
Hunderttausende von Männern, um alle Frauen ihrem natür-
lichsten Berufe als Hausfrau, Gattin und Mutter, zuzuführen.
Hunderttausende von Frauen müßten selbst dann allein -
sich selbständig ernährend - durchs Leben gehen, wenn alle
vorhandenen Männer heiraten wollten und könnten, was aber
keineswegs der Fall ist. Die Ziffern der erwerbstätigen Frauen
geben uns davon ein Bild 1).

1) Jch entnehme die folgenden Zahlen dem 1904 neu erschiene-
nen Werke: E. Gnauck-Kühne, Die deutsche Frau um die Jahr-
hundertwende. Otto Liebmanns Verlag, Berlin.
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Die Brot- und Notfrage.
Obligatorische Fortbildungsschulen für die aus
der Volksschule entlassenen Mädchen.

Die Frauenbewegung wurde lange Zeit als eine lediglich
durch die wirtschaftliche Not der Frauen hervorgerufene Be-
wegung aufgefaßt und daher oft als Brot- und Notfrage be-
zeichnet. Als solche erschien sie weiten Kreisen recht unbequem,
für den im Erwerb stehenden Mann wenig erfreulich, aber
doch wie ein unabwendbares, durch den Zwang hervorgeru-
fenes Verhängnis. Angesichts der Tatsache, daß wir rund eine
Million Frauen mehr als Männer in Deutschland haben (1882:
988962; 1895: 951684; 1900, wo auch die z. B. auf aus-
wärtigen Schiffen sich aufhaltenden Männer ermittelt und mit-
gezählt wurden: 892684), kann sich auch der konservativste
Geist nicht länger der Einsicht verschließen, daß es einfach Men-
schenpflicht ist, diesen Hunderttausenden von Frauen Erwerbs-
möglichkeit zu schaffen. Es fehlt diesen Frauen das eigene
Haus, in das man sie so gern verweisen möchte, denn es fehlen
Hunderttausende von Männern, um alle Frauen ihrem natür-
lichsten Berufe als Hausfrau, Gattin und Mutter, zuzuführen.
Hunderttausende von Frauen müßten selbst dann allein –
sich selbständig ernährend – durchs Leben gehen, wenn alle
vorhandenen Männer heiraten wollten und könnten, was aber
keineswegs der Fall ist. Die Ziffern der erwerbstätigen Frauen
geben uns davon ein Bild 1).

1) Jch entnehme die folgenden Zahlen dem 1904 neu erschiene-
nen Werke: E. Gnauck-Kühne, Die deutsche Frau um die Jahr-
hundertwende. Otto Liebmanns Verlag, Berlin.
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[[5]/0015] I Die Brot- und Notfrage. Obligatorische Fortbildungsschulen für die aus der Volksschule entlassenen Mädchen. Die Frauenbewegung wurde lange Zeit als eine lediglich durch die wirtschaftliche Not der Frauen hervorgerufene Be- wegung aufgefaßt und daher oft als Brot- und Notfrage be- zeichnet. Als solche erschien sie weiten Kreisen recht unbequem, für den im Erwerb stehenden Mann wenig erfreulich, aber doch wie ein unabwendbares, durch den Zwang hervorgeru- fenes Verhängnis. Angesichts der Tatsache, daß wir rund eine Million Frauen mehr als Männer in Deutschland haben (1882: 988962; 1895: 951684; 1900, wo auch die z. B. auf aus- wärtigen Schiffen sich aufhaltenden Männer ermittelt und mit- gezählt wurden: 892684), kann sich auch der konservativste Geist nicht länger der Einsicht verschließen, daß es einfach Men- schenpflicht ist, diesen Hunderttausenden von Frauen Erwerbs- möglichkeit zu schaffen. Es fehlt diesen Frauen das eigene Haus, in das man sie so gern verweisen möchte, denn es fehlen Hunderttausende von Männern, um alle Frauen ihrem natür- lichsten Berufe als Hausfrau, Gattin und Mutter, zuzuführen. Hunderttausende von Frauen müßten selbst dann allein – sich selbständig ernährend – durchs Leben gehen, wenn alle vorhandenen Männer heiraten wollten und könnten, was aber keineswegs der Fall ist. Die Ziffern der erwerbstätigen Frauen geben uns davon ein Bild 1). 1) Jch entnehme die folgenden Zahlen dem 1904 neu erschiene- nen Werke: E. Gnauck-Kühne, Die deutsche Frau um die Jahr- hundertwende. Otto Liebmanns Verlag, Berlin.

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/15>, abgerufen am 03.12.2024.