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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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einsichtigsten, weitschauendsten Mädchenschullehrer damaliger
Zeit, der ebenfalls auf Rechnen und Mathematik in der Mäd-
chenschule besonders hinwies, um darin ein gesundes Gegen-
gewicht gegen das "sentimentale, überschwängliche, schwärme-
rische Treiben" zu finden, wie es nur zu oft in den Mädchen-
schulen, unter dem Vorwande, das Gemüt zu pflegen, geduldet
werde.

Die Regierung verhielt sich den erhobenen Forderungen
gegenüber vollständig ablehnend, nur der Frage der Weiter-
bildung der Lehrerinnen trat sie allmählich wohlwollender
prüfend gegenüber. Für ein vorurteilsloses Vorgehen aber
in Sachen der Frauenbildung, für gründliche Reform der Mäd-
chenschule und Eröffnung des Universitätsstudiums für die
Frauen (eine Frage, die in oben erwähnter Broschüre eben-
falls eingehend berührt war), fehlte bei den damals maß-
gebenden Persönlichkeiten jedes Verständnis. Es schien ihnen
lächerlich übertrieben, wenn Frauen über die Oberflächlichkeit
ihrer Erziehung, die künstliche Einengung ihres Horizontes
klagten, wenn sie nach gesunderer, geistiger Nahrung verlangten.
Daß eine Frau derart an die Oeffentlichkeit hinauszutreten
und Kritik zu üben wagte, wie Helene Lange es tat, em-
pfand man als im höchsten Grade unweiblich. Solches Ge-
bahren konnte nicht scharf genug getadelt, nicht energisch ge-
nug zurückgewiesen werden.

Auf Zurückweisung war man denn auch im Kreise jener
Frauen gefaßt gewesen. Ohne sich jedoch dadurch beirren zu
lassen, ohne den Mut deswegen zu verlieren, ging man den
einzigen den Frauen offenstehenden Weg: man versuchte sich selbst
zu helfen, so gut es eben ging. Dieselben Kreise, welche die eben
erwähnte Eingabe in Anregung gebracht hatten, traten an die
Lösung der zunächst dringendst erscheinenden Aufgabe heran,

einsichtigsten, weitschauendsten Mädchenschullehrer damaliger
Zeit, der ebenfalls auf Rechnen und Mathematik in der Mäd-
chenschule besonders hinwies, um darin ein gesundes Gegen-
gewicht gegen das „sentimentale, überschwängliche, schwärme-
rische Treiben“ zu finden, wie es nur zu oft in den Mädchen-
schulen, unter dem Vorwande, das Gemüt zu pflegen, geduldet
werde.

Die Regierung verhielt sich den erhobenen Forderungen
gegenüber vollständig ablehnend, nur der Frage der Weiter-
bildung der Lehrerinnen trat sie allmählich wohlwollender
prüfend gegenüber. Für ein vorurteilsloses Vorgehen aber
in Sachen der Frauenbildung, für gründliche Reform der Mäd-
chenschule und Eröffnung des Universitätsstudiums für die
Frauen (eine Frage, die in oben erwähnter Broschüre eben-
falls eingehend berührt war), fehlte bei den damals maß-
gebenden Persönlichkeiten jedes Verständnis. Es schien ihnen
lächerlich übertrieben, wenn Frauen über die Oberflächlichkeit
ihrer Erziehung, die künstliche Einengung ihres Horizontes
klagten, wenn sie nach gesunderer, geistiger Nahrung verlangten.
Daß eine Frau derart an die Oeffentlichkeit hinauszutreten
und Kritik zu üben wagte, wie Helene Lange es tat, em-
pfand man als im höchsten Grade unweiblich. Solches Ge-
bahren konnte nicht scharf genug getadelt, nicht energisch ge-
nug zurückgewiesen werden.

Auf Zurückweisung war man denn auch im Kreise jener
Frauen gefaßt gewesen. Ohne sich jedoch dadurch beirren zu
lassen, ohne den Mut deswegen zu verlieren, ging man den
einzigen den Frauen offenstehenden Weg: man versuchte sich selbst
zu helfen, so gut es eben ging. Dieselben Kreise, welche die eben
erwähnte Eingabe in Anregung gebracht hatten, traten an die
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[42/0052] einsichtigsten, weitschauendsten Mädchenschullehrer damaliger Zeit, der ebenfalls auf Rechnen und Mathematik in der Mäd- chenschule besonders hinwies, um darin ein gesundes Gegen- gewicht gegen das „sentimentale, überschwängliche, schwärme- rische Treiben“ zu finden, wie es nur zu oft in den Mädchen- schulen, unter dem Vorwande, das Gemüt zu pflegen, geduldet werde. Die Regierung verhielt sich den erhobenen Forderungen gegenüber vollständig ablehnend, nur der Frage der Weiter- bildung der Lehrerinnen trat sie allmählich wohlwollender prüfend gegenüber. Für ein vorurteilsloses Vorgehen aber in Sachen der Frauenbildung, für gründliche Reform der Mäd- chenschule und Eröffnung des Universitätsstudiums für die Frauen (eine Frage, die in oben erwähnter Broschüre eben- falls eingehend berührt war), fehlte bei den damals maß- gebenden Persönlichkeiten jedes Verständnis. Es schien ihnen lächerlich übertrieben, wenn Frauen über die Oberflächlichkeit ihrer Erziehung, die künstliche Einengung ihres Horizontes klagten, wenn sie nach gesunderer, geistiger Nahrung verlangten. Daß eine Frau derart an die Oeffentlichkeit hinauszutreten und Kritik zu üben wagte, wie Helene Lange es tat, em- pfand man als im höchsten Grade unweiblich. Solches Ge- bahren konnte nicht scharf genug getadelt, nicht energisch ge- nug zurückgewiesen werden. Auf Zurückweisung war man denn auch im Kreise jener Frauen gefaßt gewesen. Ohne sich jedoch dadurch beirren zu lassen, ohne den Mut deswegen zu verlieren, ging man den einzigen den Frauen offenstehenden Weg: man versuchte sich selbst zu helfen, so gut es eben ging. Dieselben Kreise, welche die eben erwähnte Eingabe in Anregung gebracht hatten, traten an die Lösung der zunächst dringendst erscheinenden Aufgabe heran,

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/52>, abgerufen am 21.11.2024.