der Mädchenschule sind, so treffliche Kritik sie manchmal an bestehenden Schäden üben, so scheint mir doch zur Ausarbei- tung positiver Vorschläge Fachkenntnis unumgänglich notwendig. Darum habe ich dem Reformplane des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins hier den Vorrang vor anderen eingeräumt.
Eins aber hat die jahrelange Vorarbeit des Allge- meinen Deutschen Frauenvereins, hat das Wir- ken des Vereins Frauenwohl, des VereinsFrauen- bildung-Frauenstudium, des fortschrittlichen Frauenverbandes u. a. m. für Umgestaltung des Mäd- chenschulwesens sicher zur Folge gehabt: Das Jnteresse für die Frage der Mädchenschulbildung ist weit über die Fachkreise hinausgedrungen und ganz besonders haben die Frauen, die Mütter, lebhafte Teilnahme gezeigt. Daß sie das tun, ist aber insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn man daran denkt, wie notwendig für den Erfolg jeglicher Erziehung ein Zusammenarbeiten von Schule und Haus ist, und wenn man den Wunsch hegt, daß die Frau, auch die Nicht-Lehrerin, auf die Einrichtung und Gestaltung der Mädchenschule direkten Ein- fluß üben möge, indem sie Sitz und Stimme in der kommunalen Schulverwaltung gewinnt.
Ueber die Gründe, die die Frauen zu solcher Forderung veranlassen, über das, was sie damit erstreben, orientiert am besten ein vom Leipziger Allgemeinen Deutschen Frauenvereine herausgegebenes, von Dr. Gertrud Bäumer verfaßtes Flugblatt, dem ich folgende Auszüge entnehme:
I. Weshalb brauchen wir in der kommunalen Schulverwaltung Frauen?
Mehr und mehr hat sich in unserem Unterrichtswesen der Gedanke durchgesetzt, daß die Frau in der Mädchenerziehung einen bestimmenden Einfluß haben müsse. Als "nicht zu ent-
der Mädchenschule sind, so treffliche Kritik sie manchmal an bestehenden Schäden üben, so scheint mir doch zur Ausarbei- tung positiver Vorschläge Fachkenntnis unumgänglich notwendig. Darum habe ich dem Reformplane des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins hier den Vorrang vor anderen eingeräumt.
Eins aber hat die jahrelange Vorarbeit des Allge- meinen Deutschen Frauenvereins, hat das Wir- ken des Vereins Frauenwohl, des VereinsFrauen- bildung-Frauenstudium, des fortschrittlichen Frauenverbandes u. a. m. für Umgestaltung des Mäd- chenschulwesens sicher zur Folge gehabt: Das Jnteresse für die Frage der Mädchenschulbildung ist weit über die Fachkreise hinausgedrungen und ganz besonders haben die Frauen, die Mütter, lebhafte Teilnahme gezeigt. Daß sie das tun, ist aber insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn man daran denkt, wie notwendig für den Erfolg jeglicher Erziehung ein Zusammenarbeiten von Schule und Haus ist, und wenn man den Wunsch hegt, daß die Frau, auch die Nicht-Lehrerin, auf die Einrichtung und Gestaltung der Mädchenschule direkten Ein- fluß üben möge, indem sie Sitz und Stimme in der kommunalen Schulverwaltung gewinnt.
Ueber die Gründe, die die Frauen zu solcher Forderung veranlassen, über das, was sie damit erstreben, orientiert am besten ein vom Leipziger Allgemeinen Deutschen Frauenvereine herausgegebenes, von Dr. Gertrud Bäumer verfaßtes Flugblatt, dem ich folgende Auszüge entnehme:
I. Weshalb brauchen wir in der kommunalen Schulverwaltung Frauen?
Mehr und mehr hat sich in unserem Unterrichtswesen der Gedanke durchgesetzt, daß die Frau in der Mädchenerziehung einen bestimmenden Einfluß haben müsse. Als „nicht zu ent-
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der Mädchenschule sind, so treffliche Kritik sie manchmal an
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tung positiver Vorschläge Fachkenntnis unumgänglich notwendig.
Darum habe ich dem Reformplane des Allgemeinen Deutschen
Lehrerinnenvereins hier den Vorrang vor anderen eingeräumt.
Eins aber hat die jahrelange Vorarbeit des Allge-
meinen Deutschen Frauenvereins, hat das Wir-
ken des Vereins Frauenwohl, des VereinsFrauen-
bildung-Frauenstudium, des fortschrittlichen
Frauenverbandes u. a. m. für Umgestaltung des Mäd-
chenschulwesens sicher zur Folge gehabt: Das Jnteresse für die
Frage der Mädchenschulbildung ist weit über die Fachkreise
hinausgedrungen und ganz besonders haben die Frauen, die
Mütter, lebhafte Teilnahme gezeigt. Daß sie das tun, ist aber
insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn man daran
denkt, wie notwendig für den Erfolg jeglicher Erziehung ein
Zusammenarbeiten von Schule und Haus ist, und wenn man den
Wunsch hegt, daß die Frau, auch die Nicht-Lehrerin, auf die
Einrichtung und Gestaltung der Mädchenschule direkten Ein-
fluß üben möge, indem sie Sitz und Stimme in der
kommunalen Schulverwaltung gewinnt.
Ueber die Gründe, die die Frauen zu solcher Forderung
veranlassen, über das, was sie damit erstreben, orientiert am
besten ein vom Leipziger Allgemeinen Deutschen Frauenvereine
herausgegebenes, von Dr. Gertrud Bäumer verfaßtes
Flugblatt, dem ich folgende Auszüge entnehme:
I. Weshalb brauchen wir in der kommunalen
Schulverwaltung Frauen?
Mehr und mehr hat sich in unserem Unterrichtswesen der
Gedanke durchgesetzt, daß die Frau in der Mädchenerziehung
einen bestimmenden Einfluß haben müsse. Als „nicht zu ent-
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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/69>, abgerufen am 16.02.2025.
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