Kruse, Laurids: Nordische Freundschaft. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–105. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.den jungen Offizieren und den ältesten Unteroffizieren, statt sich zu Hause oder in ihre Mansarde zu begeben, sich in das Zimmer eines noch sehr jungen Lieutenants verfügte, welcher der vorigen Kameradschaft nicht entsagt, um so mehr da er gleich als Lehrer bei den jüngeren Klassen angestellt worden und seine Wohnung in der Akademie behalten hatte. Glühend vor Wein und Freude, an alles Andere lieber als au den Schlaf denkend, ließen sich hier die Jünglinge, zwar mit gedämpfter Stimme, nieder, damit ihre Zusammenkunft nicht verrathen werden sollte; allein mit dem festen Vorsatz, hier bis zu Anbruch des vollen Tages treulich auszuhalten. Mehrere Champagnerbouteillen waren glücklich zur Seite gebracht, und da der volle Mond hell und klar hineinschien, wurden die Lichter ausgelöscht, und weil kein klingendes Lied angestimmt werden durfte, wurde die Zeit mit heiterm Gespräch und bei vollen Bechern vertrieben. Feine Stückchen Kautabak wurden ausgetheilt, welches bei den anwachsenden Jüngern der Akademie eben so sehr in Mode ist, wie die Cigarren unter der Jugend von Hamburg; aus Mangel an Gelegenheit, ausgelassene und übermüthige Streiche treiben zu können, wurden solche um so mehr erzählt. Anekdoten und Geschichten wechselten mit einander; besonders schien John, der, so wie auch die andern neugewordenen Offiziere, zu den Gefeierten des Tages gehörte, in der Gewißheit das Ziel erreicht zu haben, außer sich vor Freude und den jungen Offizieren und den ältesten Unteroffizieren, statt sich zu Hause oder in ihre Mansarde zu begeben, sich in das Zimmer eines noch sehr jungen Lieutenants verfügte, welcher der vorigen Kameradschaft nicht entsagt, um so mehr da er gleich als Lehrer bei den jüngeren Klassen angestellt worden und seine Wohnung in der Akademie behalten hatte. Glühend vor Wein und Freude, an alles Andere lieber als au den Schlaf denkend, ließen sich hier die Jünglinge, zwar mit gedämpfter Stimme, nieder, damit ihre Zusammenkunft nicht verrathen werden sollte; allein mit dem festen Vorsatz, hier bis zu Anbruch des vollen Tages treulich auszuhalten. Mehrere Champagnerbouteillen waren glücklich zur Seite gebracht, und da der volle Mond hell und klar hineinschien, wurden die Lichter ausgelöscht, und weil kein klingendes Lied angestimmt werden durfte, wurde die Zeit mit heiterm Gespräch und bei vollen Bechern vertrieben. Feine Stückchen Kautabak wurden ausgetheilt, welches bei den anwachsenden Jüngern der Akademie eben so sehr in Mode ist, wie die Cigarren unter der Jugend von Hamburg; aus Mangel an Gelegenheit, ausgelassene und übermüthige Streiche treiben zu können, wurden solche um so mehr erzählt. Anekdoten und Geschichten wechselten mit einander; besonders schien John, der, so wie auch die andern neugewordenen Offiziere, zu den Gefeierten des Tages gehörte, in der Gewißheit das Ziel erreicht zu haben, außer sich vor Freude und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021"/> den jungen Offizieren und den ältesten Unteroffizieren, statt sich zu Hause oder in ihre Mansarde zu begeben, sich in das Zimmer eines noch sehr jungen Lieutenants verfügte, welcher der vorigen Kameradschaft nicht entsagt, um so mehr da er gleich als Lehrer bei den jüngeren Klassen angestellt worden und seine Wohnung in der Akademie behalten hatte.</p><lb/> <p>Glühend vor Wein und Freude, an alles Andere lieber als au den Schlaf denkend, ließen sich hier die Jünglinge, zwar mit gedämpfter Stimme, nieder, damit ihre Zusammenkunft nicht verrathen werden sollte; allein mit dem festen Vorsatz, hier bis zu Anbruch des vollen Tages treulich auszuhalten. Mehrere Champagnerbouteillen waren glücklich zur Seite gebracht, und da der volle Mond hell und klar hineinschien, wurden die Lichter ausgelöscht, und weil kein klingendes Lied angestimmt werden durfte, wurde die Zeit mit heiterm Gespräch und bei vollen Bechern vertrieben. Feine Stückchen Kautabak wurden ausgetheilt, welches bei den anwachsenden Jüngern der Akademie eben so sehr in Mode ist, wie die Cigarren unter der Jugend von Hamburg; aus Mangel an Gelegenheit, ausgelassene und übermüthige Streiche treiben zu können, wurden solche um so mehr erzählt. Anekdoten und Geschichten wechselten mit einander; besonders schien John, der, so wie auch die andern neugewordenen Offiziere, zu den Gefeierten des Tages gehörte, in der Gewißheit das Ziel erreicht zu haben, außer sich vor Freude und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
den jungen Offizieren und den ältesten Unteroffizieren, statt sich zu Hause oder in ihre Mansarde zu begeben, sich in das Zimmer eines noch sehr jungen Lieutenants verfügte, welcher der vorigen Kameradschaft nicht entsagt, um so mehr da er gleich als Lehrer bei den jüngeren Klassen angestellt worden und seine Wohnung in der Akademie behalten hatte.
Glühend vor Wein und Freude, an alles Andere lieber als au den Schlaf denkend, ließen sich hier die Jünglinge, zwar mit gedämpfter Stimme, nieder, damit ihre Zusammenkunft nicht verrathen werden sollte; allein mit dem festen Vorsatz, hier bis zu Anbruch des vollen Tages treulich auszuhalten. Mehrere Champagnerbouteillen waren glücklich zur Seite gebracht, und da der volle Mond hell und klar hineinschien, wurden die Lichter ausgelöscht, und weil kein klingendes Lied angestimmt werden durfte, wurde die Zeit mit heiterm Gespräch und bei vollen Bechern vertrieben. Feine Stückchen Kautabak wurden ausgetheilt, welches bei den anwachsenden Jüngern der Akademie eben so sehr in Mode ist, wie die Cigarren unter der Jugend von Hamburg; aus Mangel an Gelegenheit, ausgelassene und übermüthige Streiche treiben zu können, wurden solche um so mehr erzählt. Anekdoten und Geschichten wechselten mit einander; besonders schien John, der, so wie auch die andern neugewordenen Offiziere, zu den Gefeierten des Tages gehörte, in der Gewißheit das Ziel erreicht zu haben, außer sich vor Freude und
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