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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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Kleingötter" funktionierten und autokratisch das gesellschaft- N002
liche Leben auf jedem seiner Gebiete regulierten. Wieviel davon N003
heute noch vorhanden" mit welch freoher Arroganz sich Partei- N004
funktionäre vom in künstlerischen Prägen spießbürgerlichen Polit- N005
büromitglied bis zum ausführenden Kleinfunktionär im Kreis- und N006
Betriebsmaßstab als "Chefästhetiker" aufspielen" mit welch N007
frecher Arroganz Veränderungen auf dem Gebiete der Wirtschaft" N008
die wir Wirtschaftswissenschaftler seit vielen Jahren befür- N009
wortet haben" als neue" tiefe Erkenntnisse einer allweisen Par- N010
teiführung, viel zu spät als "notwendig und richtig und genau im N011
rechten Augenbliok kommend" eingeführt (zumeist noch nicht duroh- N012
geführt) werden, davon werden spätere Historiker öffentlich be- N013
richten.

N001
Fehlende Selbstkritik der jeweils Leitenden, Personenkult, N002
Rechthaberei der jeweils Vorgesetzten und Dogmatismus, Zentra- N003
lismus ohne Demokratie, das heißt Autokratie, Machthunger, Terror N004
bzw. Durchbreohen der sozialistischen Gesetze, Unmöglichkeit von N005
offener Diskussion so mancher echter Probleme, all das sind Ele- N006
mente und Erscheinungsformen des Stalinismus, die auch heute noch N007
bei uns vorherrschen.

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Vorherrschen - wobei es Inseln der Annäherung an ein echtes N002
marxistisch-leninistisches Gesellschaftsleben gibt, wie - ich N003
hoffe es - mein Akademieinstitut.

N001
Ich glaube auch, daß traurige Erscheinungen wie das Auf hören N002
des gesellschaftlichen Verkehrs miteinander oder des gebildeten, N003
problemreichen Briefwechsels untereinander, die nach 1917 in der N004
Sowjetunion blühten, ebenso das Verschwinden der gründlichen Ana- N005
lyse von Zeitersoheinungen, damit Zusammenhängen.

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Kleingötter" funktionierten und autokratisch das gesellschaft- N002
liche Leben auf jedem seiner Gebiete regulierten. Wieviel davon N003
heute noch vorhanden» mit welch freoher Arroganz sich Partei- N004
funktionäre vom in künstlerischen Prägen spießbürgerlichen Polit- N005
büromitglied bis zum ausführenden Kleinfunktionär im Kreis- und N006
Betriebsmaßstab als "Chefästhetiker" aufspielen» mit welch N007
frecher Arroganz Veränderungen auf dem Gebiete der Wirtschaft» N008
die wir Wirtschaftswissenschaftler seit vielen Jahren befür- N009
wortet haben» als neue» tiefe Erkenntnisse einer allweisen Par- N010
teiführung, viel zu spät als "notwendig und richtig und genau im N011
rechten Augenbliok kommend" eingeführt (zumeist noch nicht duroh- N012
geführt) werden, davon werden spätere Historiker öffentlich be- N013
richten.

N001
Fehlende Selbstkritik der jeweils Leitenden, Personenkult, N002
Rechthaberei der jeweils Vorgesetzten und Dogmatismus, Zentra- N003
lismus ohne Demokratie, das heißt Autokratie, Machthunger, Terror N004
bzw. Durchbreohen der sozialistischen Gesetze, Unmöglichkeit von N005
offener Diskussion so mancher echter Probleme, all das sind Ele- N006
mente und Erscheinungsformen des Stalinismus, die auch heute noch N007
bei uns vorherrschen.

N001
Vorherrschen - wobei es Inseln der Annäherung an ein echtes N002
marxistisch-leninistisches Gesellschaftsleben gibt, wie - ich N003
hoffe es - mein Akademieinstitut.

N001
Ich glaube auch, daß traurige Erscheinungen wie das Auf hören N002
des gesellschaftlichen Verkehrs miteinander oder des gebildeten, N003
problemreichen Briefwechsels untereinander, die nach 1917 in der N004
Sowjetunion blühten, ebenso das Verschwinden der gründlichen Ana- N005
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[0279] N001 Kleingötter" funktionierten und autokratisch das gesellschaft- N002 liche Leben auf jedem seiner Gebiete regulierten. Wieviel davon N003 heute noch vorhanden» mit welch freoher Arroganz sich Partei- N004 funktionäre vom in künstlerischen Prägen spießbürgerlichen Polit- N005 büromitglied bis zum ausführenden Kleinfunktionär im Kreis- und N006 Betriebsmaßstab als "Chefästhetiker" aufspielen» mit welch N007 frecher Arroganz Veränderungen auf dem Gebiete der Wirtschaft» N008 die wir Wirtschaftswissenschaftler seit vielen Jahren befür- N009 wortet haben» als neue» tiefe Erkenntnisse einer allweisen Par- N010 teiführung, viel zu spät als "notwendig und richtig und genau im N011 rechten Augenbliok kommend" eingeführt (zumeist noch nicht duroh- N012 geführt) werden, davon werden spätere Historiker öffentlich be- N013 richten. N001 Fehlende Selbstkritik der jeweils Leitenden, Personenkult, N002 Rechthaberei der jeweils Vorgesetzten und Dogmatismus, Zentra- N003 lismus ohne Demokratie, das heißt Autokratie, Machthunger, Terror N004 bzw. Durchbreohen der sozialistischen Gesetze, Unmöglichkeit von N005 offener Diskussion so mancher echter Probleme, all das sind Ele- N006 mente und Erscheinungsformen des Stalinismus, die auch heute noch N007 bei uns vorherrschen. N001 Vorherrschen - wobei es Inseln der Annäherung an ein echtes N002 marxistisch-leninistisches Gesellschaftsleben gibt, wie - ich N003 hoffe es - mein Akademieinstitut. N001 Ich glaube auch, daß traurige Erscheinungen wie das Auf hören N002 des gesellschaftlichen Verkehrs miteinander oder des gebildeten, N003 problemreichen Briefwechsels untereinander, die nach 1917 in der N004 Sowjetunion blühten, ebenso das Verschwinden der gründlichen Ana- N005 lyse von Zeitersoheinungen, damit Zusammenhängen.

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/279>, abgerufen am 17.06.2024.