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Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987.

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und jene Züge des Stalinismus erkannten, kritisierten und be- N002
kämpften.

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Sucht nach Geld und Position, die die Sowjetgesellschaft er- N002
griffen, und wie sie dann beide weinend voneinander Abschied N003
genommen - weinend, weil sie sich so hilflos fühlten gegenüber N004
dem gleich einer gewaltigen Walze über so vieles Schöne und N005
Große aus der Zeit Lenins hinwegrollenden Stalinismus *

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Sucht nach Geld und Position, nicht als allgemein unerfreu- N002
liche Erscheinungen, nicht auch provoziert und gefördert als N003
zeitweilig notwendiges Anreizmittel für bestimmte Schichten der N004
Bevölkerung oder für dem Sozialismus Fernstehende, jedoch der N005
Gesellschaft durch ihre Arbeit besonders Nützliche, sondern in N006
der Partei und nicht zum wenigsten auch im Parteiapparat - das N007
ist zweifellos eine Erscheinung des Stalinismus. Man vergleiche N008
nur die Einfachheit des Lebens von Lenin und den Stil, das Pro- N009
tokoll, die Isoliertheit des Lebens unserer politischen Führung N010
heute, um zu erkennen, wie der Stalinismus auoh gegenwärtig noch N011
uns vom Marxismus-Leninismus trennt. Die Tatsache, daß Partei- N012
angestellte höher als andere bezahlt werden, ist Stalinismusj N013
selbstverständlich sollten sie weniger erhalten. (Darin stehen N014
wir sogar noch hinter der Einrichtung des preußischen Beamtentums N015
zurück - war der Beamte doch unterbezahlt und wurde ihm das N016
"überkompensiertn duroh seinen "Ruf", seine gesellschaftliche N017
Position, das "Charisma", das ihn als Beamten umgab!)

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Weiter muß man als Stalinismus bezeichnen die Parteiherr- N002
schaft durch den Apparat, dessen Angehörige als "Mittel- und

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So erzählte mir Oharlotte Varga von einem Besuch bei Lenins N001
Frau, wenige Monate vor dem Tode der Krupskaja, daß sie damals N002
über die Handlungen seit dem Tode Lenins gesprochen, von der N001
bü Jkgß"L

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und jene Züge des Stalinismus erkannten, kritisierten und be- N002
kämpften.

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Sucht nach Geld und Position, die die Sowjetgesellschaft er- N002
griffen, und wie sie dann beide weinend voneinander Abschied N003
genommen - weinend, weil sie sich so hilflos fühlten gegenüber N004
dem gleich einer gewaltigen Walze über so vieles Schöne und N005
Große aus der Zeit Lenins hinwegrollenden Stalinismus •

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Sucht nach Geld und Position, nicht als allgemein unerfreu- N002
liche Erscheinungen, nicht auch provoziert und gefördert als N003
zeitweilig notwendiges Anreizmittel für bestimmte Schichten der N004
Bevölkerung oder für dem Sozialismus Fernstehende, jedoch der N005
Gesellschaft durch ihre Arbeit besonders Nützliche, sondern in N006
der Partei und nicht zum wenigsten auch im Parteiapparat - das N007
ist zweifellos eine Erscheinung des Stalinismus. Man vergleiche N008
nur die Einfachheit des Lebens von Lenin und den Stil, das Pro- N009
tokoll, die Isoliertheit des Lebens unserer politischen Führung N010
heute, um zu erkennen, wie der Stalinismus auoh gegenwärtig noch N011
uns vom Marxismus-Leninismus trennt. Die Tatsache, daß Partei- N012
angestellte höher als andere bezahlt werden, ist Stalinismusj N013
selbstverständlich sollten sie weniger erhalten. (Darin stehen N014
wir sogar noch hinter der Einrichtung des preußischen Beamtentums N015
zurück - war der Beamte doch unterbezahlt und wurde ihm das N016
"überkompensiertn duroh seinen "Ruf", seine gesellschaftliche N017
Position, das "Charisma", das ihn als Beamten umgab!)

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Weiter muß man als Stalinismus bezeichnen die Parteiherr- N002
schaft durch den Apparat, dessen Angehörige als "Mittel- und

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So erzählte mir Oharlotte Varga von einem Besuch bei Lenins N001
Frau, wenige Monate vor dem Tode der Krupskaja, daß sie damals N002
über die Handlungen seit dem Tode Lenins gesprochen, von der N001
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[0278] N001 x~n N001 - 2 - N001 und jene Züge des Stalinismus erkannten, kritisierten und be- N002 kämpften. N001 Sucht nach Geld und Position, die die Sowjetgesellschaft er- N002 griffen, und wie sie dann beide weinend voneinander Abschied N003 genommen - weinend, weil sie sich so hilflos fühlten gegenüber N004 dem gleich einer gewaltigen Walze über so vieles Schöne und N005 Große aus der Zeit Lenins hinwegrollenden Stalinismus • N001 Sucht nach Geld und Position, nicht als allgemein unerfreu- N002 liche Erscheinungen, nicht auch provoziert und gefördert als N003 zeitweilig notwendiges Anreizmittel für bestimmte Schichten der N004 Bevölkerung oder für dem Sozialismus Fernstehende, jedoch der N005 Gesellschaft durch ihre Arbeit besonders Nützliche, sondern in N006 der Partei und nicht zum wenigsten auch im Parteiapparat - das N007 ist zweifellos eine Erscheinung des Stalinismus. Man vergleiche N008 nur die Einfachheit des Lebens von Lenin und den Stil, das Pro- N009 tokoll, die Isoliertheit des Lebens unserer politischen Führung N010 heute, um zu erkennen, wie der Stalinismus auoh gegenwärtig noch N011 uns vom Marxismus-Leninismus trennt. Die Tatsache, daß Partei- N012 angestellte höher als andere bezahlt werden, ist Stalinismusj N013 selbstverständlich sollten sie weniger erhalten. (Darin stehen N014 wir sogar noch hinter der Einrichtung des preußischen Beamtentums N015 zurück - war der Beamte doch unterbezahlt und wurde ihm das N016 "überkompensiertn duroh seinen "Ruf", seine gesellschaftliche N017 Position, das "Charisma", das ihn als Beamten umgab!) N001 Weiter muß man als Stalinismus bezeichnen die Parteiherr- N002 schaft durch den Apparat, dessen Angehörige als "Mittel- und N001 / N001 So erzählte mir Oharlotte Varga von einem Besuch bei Lenins N001 Frau, wenige Monate vor dem Tode der Krupskaja, daß sie damals N002 über die Handlungen seit dem Tode Lenins gesprochen, von der N001 bü Jkgß«L

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Zitationshilfe: Kuczynski, Jürgen: Tagebuch. Berlin, 1987, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuczynski_tagebuch_1987/278>, abgerufen am 17.06.2024.