zesten Raisonnement verfinsterte. Es ist hier nicht mehr von Geld und Papier die Rede, es ist die Rede von Catilina und Cicero, rief er mit erhobener Stimme. Die Bank war Catilina, General Jackson Cicero. Um die Verfassung war's geschehen, der Staat war umgestürzt, wenn die Bank bestehen blieb. Oder sollen wir Fremde, meine Herren, nicht so weit unterrichtet sein über Ihre inneren Zustände, daß wir nicht wüßten, wie die Bank zu einer Macht herangewachsen war, welche dem Catilinarischen oder Robespierre'schen Terrorismus nichts nachgab? Der Schrecken herrschte in Ihrer Republik, der Schrecken des Credits! Wohin das Lächeln der Bank strahlte, da wucherte ein papiernes Zauberleben von Glück und Ueberfluß empor, wo der Blitz ihres Zor¬ nes niederfiel, erstarrte Handel und Industrie zu Nordpols-Winterschlaf. Ganze Städte und Provinzen hielt sie in Abhängigkeit und Gehorsam gegen sich; was sag' ich, die ganze Union lag ihr zu Füßen, denn dreihundertunddreißig über das Land vertheilte Schwindelbanken buhlten um die Gunst ihrer Notenannahme zu Philadelphia; Philadelphia herrschte wie der Großkhan der goldenen Horde über ein Heer von Satrapen, Vasallen, Unter-Despoten und Subaltern-Tyrannen. Was war dieser Macht gegenüber die Verfassung? Die Bank zu Phila¬ delphia war die Verfassung! sie wählte, sie machte Präsidenten, Se¬ natoren und Deputirte, sie handhabte Legislative und Executive, sie war Papst, Cäsar, Omniarch! Die Gefahren Ihrer Freiheit -- Neider! Neider! Neider! schrie der Bischof oder vielmehr das Faß Madeira in ihm mit einer Wuth als wäre er vom Beelzebub besessen, -- man bedroht gern unsere Zukunft, wenn man den Flor unsrer Gegenwart nicht leugnen kann. Ob in einem Wahlflecken das Gewissen oder die Guinee votirt, ist ein Ding das dies- und jenseits des Oceans besser aus dem Lichte bleibt. Was kümmert uns der späte Verlauf einer Institution, die uns täglich und stündlich mit Wohlthaten über¬ häuft? Lassen wir die politische Seite hier aus dem Spiele, Sir, und halten wir uns an die sociale, Sir! Ist das Papier nicht die Quelle unsres Wohlstands, unsrer Macht, unsrer Nationalgröße geworden? Wer hat unsre Städte gebaut, unsre Canäle und Straßen gebahnt, unsre Häfen mit Flotten gefüllt, unsre Wälder und Prairien mit Menschen bevölkert; wer führt den Pflug, das Steuerruder, die Berg¬ mannshacke, das Schwert und die Lunte, wenn nicht das Papier?
zeſten Raiſonnement verfinſterte. Es iſt hier nicht mehr von Geld und Papier die Rede, es iſt die Rede von Catilina und Cicero, rief er mit erhobener Stimme. Die Bank war Catilina, General Jackſon Cicero. Um die Verfaſſung war's geſchehen, der Staat war umgeſtürzt, wenn die Bank beſtehen blieb. Oder ſollen wir Fremde, meine Herren, nicht ſo weit unterrichtet ſein über Ihre inneren Zuſtände, daß wir nicht wüßten, wie die Bank zu einer Macht herangewachſen war, welche dem Catilinariſchen oder Robespierre'ſchen Terrorismus nichts nachgab? Der Schrecken herrſchte in Ihrer Republik, der Schrecken des Credits! Wohin das Lächeln der Bank ſtrahlte, da wucherte ein papiernes Zauberleben von Glück und Ueberfluß empor, wo der Blitz ihres Zor¬ nes niederfiel, erſtarrte Handel und Induſtrie zu Nordpols-Winterſchlaf. Ganze Städte und Provinzen hielt ſie in Abhängigkeit und Gehorſam gegen ſich; was ſag' ich, die ganze Union lag ihr zu Füßen, denn dreihundertunddreißig über das Land vertheilte Schwindelbanken buhlten um die Gunſt ihrer Notenannahme zu Philadelphia; Philadelphia herrſchte wie der Großkhan der goldenen Horde über ein Heer von Satrapen, Vaſallen, Unter-Despoten und Subaltern-Tyrannen. Was war dieſer Macht gegenüber die Verfaſſung? Die Bank zu Phila¬ delphia war die Verfaſſung! ſie wählte, ſie machte Präſidenten, Se¬ natoren und Deputirte, ſie handhabte Legislative und Executive, ſie war Papſt, Cäſar, Omniarch! Die Gefahren Ihrer Freiheit — Neider! Neider! Neider! ſchrie der Biſchof oder vielmehr das Faß Madeira in ihm mit einer Wuth als wäre er vom Beelzebub beſeſſen, — man bedroht gern unſere Zukunft, wenn man den Flor unſrer Gegenwart nicht leugnen kann. Ob in einem Wahlflecken das Gewiſſen oder die Guinee votirt, iſt ein Ding das dies- und jenſeits des Oceans beſſer aus dem Lichte bleibt. Was kümmert uns der ſpäte Verlauf einer Inſtitution, die uns täglich und ſtündlich mit Wohlthaten über¬ häuft? Laſſen wir die politiſche Seite hier aus dem Spiele, Sir, und halten wir uns an die ſociale, Sir! Iſt das Papier nicht die Quelle unſres Wohlſtands, unſrer Macht, unſrer Nationalgröße geworden? Wer hat unſre Städte gebaut, unſre Canäle und Straßen gebahnt, unſre Häfen mit Flotten gefüllt, unſre Wälder und Prairien mit Menſchen bevölkert; wer führt den Pflug, das Steuerruder, die Berg¬ mannshacke, das Schwert und die Lunte, wenn nicht das Papier?
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zeſten Raiſonnement verfinſterte. Es iſt hier nicht mehr von Geld und
Papier die Rede, es iſt die Rede von Catilina und Cicero, rief er mit
erhobener Stimme. Die Bank war Catilina, General Jackſon Cicero.
Um die Verfaſſung war's geſchehen, der Staat war umgeſtürzt, wenn
die Bank beſtehen blieb. Oder ſollen wir Fremde, meine Herren, nicht
ſo weit unterrichtet ſein über Ihre inneren Zuſtände, daß wir nicht
wüßten, wie die Bank zu einer Macht herangewachſen war, welche dem
Catilinariſchen oder Robespierre'ſchen Terrorismus nichts nachgab? Der
Schrecken herrſchte in Ihrer Republik, der Schrecken des Credits!
Wohin das Lächeln der Bank ſtrahlte, da wucherte ein papiernes
Zauberleben von Glück und Ueberfluß empor, wo der Blitz ihres Zor¬
nes niederfiel, erſtarrte Handel und Induſtrie zu Nordpols-Winterſchlaf.
Ganze Städte und Provinzen hielt ſie in Abhängigkeit und Gehorſam
gegen ſich; was ſag' ich, die ganze Union lag ihr zu Füßen, denn
dreihundertunddreißig über das Land vertheilte Schwindelbanken buhlten
um die Gunſt ihrer Notenannahme zu Philadelphia; Philadelphia
herrſchte wie der Großkhan der goldenen Horde über ein Heer von
Satrapen, Vaſallen, Unter-Despoten und Subaltern-Tyrannen. Was
war dieſer Macht gegenüber die Verfaſſung? Die Bank zu Phila¬
delphia war die Verfaſſung! ſie wählte, ſie machte Präſidenten, Se¬
natoren und Deputirte, ſie handhabte Legislative und Executive, ſie
war Papſt, Cäſar, Omniarch! Die Gefahren Ihrer Freiheit — Neider!
Neider! Neider! ſchrie der Biſchof oder vielmehr das Faß Madeira in
ihm mit einer Wuth als wäre er vom Beelzebub beſeſſen, — man
bedroht gern unſere Zukunft, wenn man den Flor unſrer Gegenwart
nicht leugnen kann. Ob in einem Wahlflecken das Gewiſſen oder
die Guinee votirt, iſt ein Ding das dies- und jenſeits des Oceans
beſſer aus dem Lichte bleibt. Was kümmert uns der ſpäte Verlauf
einer Inſtitution, die uns täglich und ſtündlich mit Wohlthaten über¬
häuft? Laſſen wir die politiſche Seite hier aus dem Spiele, Sir, und
halten wir uns an die ſociale, Sir! Iſt das Papier nicht die Quelle
unſres Wohlſtands, unſrer Macht, unſrer Nationalgröße geworden?
Wer hat unſre Städte gebaut, unſre Canäle und Straßen gebahnt,
unſre Häfen mit Flotten gefüllt, unſre Wälder und Prairien mit
Menſchen bevölkert; wer führt den Pflug, das Steuerruder, die Berg¬
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Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/289>, abgerufen am 22.11.2024.
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