keinen Penny kostet es sie, der Teufel weiß es! Nein, Sir, bleiben Sie bei Ihrem Ohio, ich rathe Ihnen nichts anders als Sie sich selbst rathen. Welche Anmaßung wäre es auch, einen Gentleman Ihres gleichen für unberathen zu halten! Ohio, recht so, Ohio! mit unvergleichlichem Blick ist's gewählt. Zwischen dem rohen Westen und dem kostspieligen überfeinerten Osten die goldene Mitte! Urwald, Cultur, Wildheit, Schönheit, Luxus, Indianer, Universitäten, Einsam¬ keit, Meetings, Jugend, Vergangenheit und Zukunft -- es gibt nichts Angenehmes und Vortheilhaftes, das in diesem glücklichen Staate nicht im reizendsten Gemisch vereinigt wäre. Zwar seit dem Ohio- Erie-Kanal haben die Bodenpreise angezogen, es ist wahr, und Con¬ greßland steht überhaupt nicht mehr im Angebot: Sie werden aus zweiter Hand kaufen müssen. Aber ein Gentleman von Ihrer Bil¬ dung war längst in Europa unterrichtet von diesen Verhältnissen; an¬ maßend wär's, Ihnen was Neues damit zu sagen. Ohio-Land ist, wie Sie also wissen, in den Händen der Actiencompagnien. Das ist kein Geheimniß. Und eben so wenig mache ich ein Hehl daraus, daß ich Agent einer solchen Compagnie bin, und Ihnen Ohio-Land gerne ver¬ kaufen möchte. In Wahrheit, mein Herr, das will ich, und das ist's was man einen ehrlichen Handel, eine reine Kaufmannschaft nennt; dazu braucht man keinen östreichischen Gesandten. Jener ewige Schuft baumelt noch mit seiner östreichischen Gesandtschaft; ich will an einer Erdbeere sterben, wenn er nicht baumelt, Sir, aber er thut es gewiß, verlassen Sie sich darauf. Ohio-Land auf sieben bis acht Meilen vom Kanal steht fünf Dollar der Acre. So kann ich's Ihnen ablassen, mein Herr. Nicht wahr, ein hoher Preis, mein Herr? ich bin der Kaufmann, der es selbst sagt. Sehen Sie, solchen Handel lieb' ich. Das nenn' ich ein loyales Geschäft. Fünf Dollar per Acre ist theuer, mein Herr. Vom Congreß haben wir ihn um einen gekauft. In Wahrheit, Sir, wir haben den Congreß wie die Wölfe ausgekauft, das ist ein Factum. In drei Tagen war ganz Ohio vergriffen, es wär' schade wenn's nicht wahr wäre. Eins zu fünf das ist unser Profit; -- da haben Sie unsre ganze Bilanz: mögen alle Gesandt¬ schaften des Erdkreises baumeln, wenn ich nicht stets den geradesten Weg für den besten Geschäftsweg halte. Fünf Dollar pr. Acre, das ist der Curs. In einer Woche wird er zehn und in einem Monat
keinen Penny koſtet es ſie, der Teufel weiß es! Nein, Sir, bleiben Sie bei Ihrem Ohio, ich rathe Ihnen nichts anders als Sie ſich ſelbſt rathen. Welche Anmaßung wäre es auch, einen Gentleman Ihres gleichen für unberathen zu halten! Ohio, recht ſo, Ohio! mit unvergleichlichem Blick iſt's gewählt. Zwiſchen dem rohen Weſten und dem koſtſpieligen überfeinerten Oſten die goldene Mitte! Urwald, Cultur, Wildheit, Schönheit, Luxus, Indianer, Univerſitäten, Einſam¬ keit, Meetings, Jugend, Vergangenheit und Zukunft — es gibt nichts Angenehmes und Vortheilhaftes, das in dieſem glücklichen Staate nicht im reizendſten Gemiſch vereinigt wäre. Zwar ſeit dem Ohio- Erie-Kanal haben die Bodenpreiſe angezogen, es iſt wahr, und Con¬ greßland ſteht überhaupt nicht mehr im Angebot: Sie werden aus zweiter Hand kaufen müſſen. Aber ein Gentleman von Ihrer Bil¬ dung war längſt in Europa unterrichtet von dieſen Verhältniſſen; an¬ maßend wär's, Ihnen was Neues damit zu ſagen. Ohio-Land iſt, wie Sie alſo wiſſen, in den Händen der Actiencompagnien. Das iſt kein Geheimniß. Und eben ſo wenig mache ich ein Hehl daraus, daß ich Agent einer ſolchen Compagnie bin, und Ihnen Ohio-Land gerne ver¬ kaufen möchte. In Wahrheit, mein Herr, das will ich, und das iſt's was man einen ehrlichen Handel, eine reine Kaufmannſchaft nennt; dazu braucht man keinen öſtreichiſchen Geſandten. Jener ewige Schuft baumelt noch mit ſeiner öſtreichiſchen Geſandtſchaft; ich will an einer Erdbeere ſterben, wenn er nicht baumelt, Sir, aber er thut es gewiß, verlaſſen Sie ſich darauf. Ohio-Land auf ſieben bis acht Meilen vom Kanal ſteht fünf Dollar der Acre. So kann ich's Ihnen ablaſſen, mein Herr. Nicht wahr, ein hoher Preis, mein Herr? ich bin der Kaufmann, der es ſelbſt ſagt. Sehen Sie, ſolchen Handel lieb' ich. Das nenn' ich ein loyales Geſchäft. Fünf Dollar per Acre iſt theuer, mein Herr. Vom Congreß haben wir ihn um einen gekauft. In Wahrheit, Sir, wir haben den Congreß wie die Wölfe ausgekauft, das iſt ein Factum. In drei Tagen war ganz Ohio vergriffen, es wär' ſchade wenn's nicht wahr wäre. Eins zu fünf das iſt unſer Profit; — da haben Sie unſre ganze Bilanz: mögen alle Geſandt¬ ſchaften des Erdkreiſes baumeln, wenn ich nicht ſtets den geradeſten Weg für den beſten Geſchäftsweg halte. Fünf Dollar pr. Acre, das iſt der Curs. In einer Woche wird er zehn und in einem Monat
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0075"n="57"/>
keinen Penny koſtet es ſie, der Teufel weiß es! Nein, Sir, bleiben<lb/>
Sie bei Ihrem Ohio, ich rathe Ihnen nichts anders als Sie ſich<lb/>ſelbſt rathen. Welche Anmaßung wäre es auch, einen Gentleman<lb/>
Ihres gleichen für unberathen zu halten! Ohio, recht ſo, Ohio! mit<lb/>
unvergleichlichem Blick iſt's gewählt. Zwiſchen dem rohen Weſten und<lb/>
dem koſtſpieligen überfeinerten Oſten die goldene Mitte! Urwald,<lb/>
Cultur, Wildheit, Schönheit, Luxus, Indianer, Univerſitäten, Einſam¬<lb/>
keit, Meetings, Jugend, Vergangenheit und Zukunft — es gibt nichts<lb/>
Angenehmes und Vortheilhaftes, das in dieſem glücklichen Staate<lb/>
nicht im reizendſten Gemiſch vereinigt wäre. Zwar ſeit dem Ohio-<lb/>
Erie-Kanal haben die Bodenpreiſe angezogen, es iſt wahr, und Con¬<lb/>
greßland ſteht überhaupt nicht mehr im Angebot: Sie werden aus<lb/>
zweiter Hand kaufen müſſen. Aber ein Gentleman von Ihrer Bil¬<lb/>
dung war längſt in Europa unterrichtet von dieſen Verhältniſſen; an¬<lb/>
maßend wär's, Ihnen was Neues damit zu ſagen. Ohio-Land iſt, wie<lb/>
Sie alſo wiſſen, in den Händen der Actiencompagnien. Das iſt kein<lb/>
Geheimniß. Und eben ſo wenig mache ich ein Hehl daraus, daß ich<lb/>
Agent einer ſolchen Compagnie bin, und Ihnen Ohio-Land gerne ver¬<lb/>
kaufen möchte. In Wahrheit, mein Herr, das will ich, und das iſt's<lb/>
was man einen ehrlichen Handel, eine reine Kaufmannſchaft nennt;<lb/>
dazu braucht man keinen öſtreichiſchen Geſandten. Jener ewige Schuft<lb/>
baumelt noch mit ſeiner öſtreichiſchen Geſandtſchaft; ich will an einer<lb/>
Erdbeere ſterben, wenn er nicht baumelt, Sir, aber er thut es gewiß,<lb/>
verlaſſen Sie ſich darauf. Ohio-Land auf ſieben bis acht Meilen vom<lb/>
Kanal ſteht fünf Dollar der Acre. So kann ich's Ihnen ablaſſen,<lb/>
mein Herr. Nicht wahr, ein hoher Preis, mein Herr? ich bin der<lb/>
Kaufmann, der es ſelbſt ſagt. Sehen Sie, ſolchen Handel lieb' ich.<lb/>
Das nenn' ich ein loyales Geſchäft. Fünf Dollar per Acre iſt theuer,<lb/>
mein Herr. Vom Congreß haben wir ihn um einen gekauft. In<lb/>
Wahrheit, Sir, wir haben den Congreß wie die Wölfe ausgekauft,<lb/>
das iſt ein Factum. In drei Tagen war ganz Ohio vergriffen, es<lb/>
wär' ſchade wenn's nicht wahr wäre. Eins zu fünf das iſt unſer<lb/>
Profit; — da haben Sie unſre ganze Bilanz: mögen alle Geſandt¬<lb/>ſchaften des Erdkreiſes baumeln, wenn ich nicht ſtets den geradeſten<lb/>
Weg für den beſten Geſchäftsweg halte. Fünf Dollar pr. Acre, das<lb/>
iſt der Curs. In einer Woche wird er zehn und in einem Monat<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[57/0075]
keinen Penny koſtet es ſie, der Teufel weiß es! Nein, Sir, bleiben
Sie bei Ihrem Ohio, ich rathe Ihnen nichts anders als Sie ſich
ſelbſt rathen. Welche Anmaßung wäre es auch, einen Gentleman
Ihres gleichen für unberathen zu halten! Ohio, recht ſo, Ohio! mit
unvergleichlichem Blick iſt's gewählt. Zwiſchen dem rohen Weſten und
dem koſtſpieligen überfeinerten Oſten die goldene Mitte! Urwald,
Cultur, Wildheit, Schönheit, Luxus, Indianer, Univerſitäten, Einſam¬
keit, Meetings, Jugend, Vergangenheit und Zukunft — es gibt nichts
Angenehmes und Vortheilhaftes, das in dieſem glücklichen Staate
nicht im reizendſten Gemiſch vereinigt wäre. Zwar ſeit dem Ohio-
Erie-Kanal haben die Bodenpreiſe angezogen, es iſt wahr, und Con¬
greßland ſteht überhaupt nicht mehr im Angebot: Sie werden aus
zweiter Hand kaufen müſſen. Aber ein Gentleman von Ihrer Bil¬
dung war längſt in Europa unterrichtet von dieſen Verhältniſſen; an¬
maßend wär's, Ihnen was Neues damit zu ſagen. Ohio-Land iſt, wie
Sie alſo wiſſen, in den Händen der Actiencompagnien. Das iſt kein
Geheimniß. Und eben ſo wenig mache ich ein Hehl daraus, daß ich
Agent einer ſolchen Compagnie bin, und Ihnen Ohio-Land gerne ver¬
kaufen möchte. In Wahrheit, mein Herr, das will ich, und das iſt's
was man einen ehrlichen Handel, eine reine Kaufmannſchaft nennt;
dazu braucht man keinen öſtreichiſchen Geſandten. Jener ewige Schuft
baumelt noch mit ſeiner öſtreichiſchen Geſandtſchaft; ich will an einer
Erdbeere ſterben, wenn er nicht baumelt, Sir, aber er thut es gewiß,
verlaſſen Sie ſich darauf. Ohio-Land auf ſieben bis acht Meilen vom
Kanal ſteht fünf Dollar der Acre. So kann ich's Ihnen ablaſſen,
mein Herr. Nicht wahr, ein hoher Preis, mein Herr? ich bin der
Kaufmann, der es ſelbſt ſagt. Sehen Sie, ſolchen Handel lieb' ich.
Das nenn' ich ein loyales Geſchäft. Fünf Dollar per Acre iſt theuer,
mein Herr. Vom Congreß haben wir ihn um einen gekauft. In
Wahrheit, Sir, wir haben den Congreß wie die Wölfe ausgekauft,
das iſt ein Factum. In drei Tagen war ganz Ohio vergriffen, es
wär' ſchade wenn's nicht wahr wäre. Eins zu fünf das iſt unſer
Profit; — da haben Sie unſre ganze Bilanz: mögen alle Geſandt¬
ſchaften des Erdkreiſes baumeln, wenn ich nicht ſtets den geradeſten
Weg für den beſten Geſchäftsweg halte. Fünf Dollar pr. Acre, das
iſt der Curs. In einer Woche wird er zehn und in einem Monat
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Kürnberger, Ferdinand: Der Amerika-Müde. Frankfurt (Main), 1855, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_amerikamuede_1855/75>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.