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Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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womit der Gast dem Gaste die Zeit vertreibt: der Wirth kommt zurück -- und wie ein Thier, das Blut geleckt hat, fällt seine Stube über ihn her, noch warm und bebrütet von dem höllischen Geschwätz, und wirst ihn selbst in den Zauberkessel, an dem sie so eben genascht hat! -- Des Doctors Haus war aufgeregt.

Am meisten aber betrübten sich die Gatten, daß auch Rudolf an den Drachen oder das Matzchen zu glauben schien. Seine kunstlose Einfalt war zu ungeübt, es zu verbergen. Wenn er an dieser Stelle einen freieren Verstand vorgab, so trat an jener seine Sprache desto aufrichtiger heraus. Es thut mir leid um den Knaben, sagte der Doctor zu seiner Frau. Sieh diesen Brief an! Orthographie -- schauderhaft, Stil -- weitaus reiner und logischer, als ich erwartet, und Schrift -- wunderbar! Diese gleichen, charakterfesten Linien! Das ist eine Hand, die in Summe drei Vierteljahr Schulunterricht genossen. So hoffnungsvolle Anlagen hat er, und nun wird er für einen Walzer mit Lenchen sein ganzes Pfund hingeben und untergehen im Aberglauben. -- Der junge Gelehrte bedauerte jetzt aufrichtig, jene Geschichte mit der Erbschaft so zerstreut angehört zu haben. Er wußte also vorläufig nichts zu erwidern, als daß er dem Burschen dringend abrieth, in die Vorurtheile der Uebrigen einzugehen. Er möge sich vielmehr dem Vertrauen seines Herrn zu empfehlen suchen, und was er über dessen Erbschaftsantritt jetzt sehe und höre, einer vernünftigen Aufmerksamkeit würdigen.

Aber das hieß zu viel verlangen. Die Aufmerksamkeit des Verliebten folgte ihrer natürlichen Richtung und erschöpfte sich mehr für die Tochter als für den Vater. Alles, was diesen betraf, berührte er nur im Fluge, um so ausführlicher aber, was sein Mädchen anging. Es war jetzt die Zeit ihrer eigentlichen Eroberung. Und dieses Wort gilt auf dem Lande oft

womit der Gast dem Gaste die Zeit vertreibt: der Wirth kommt zurück — und wie ein Thier, das Blut geleckt hat, fällt seine Stube über ihn her, noch warm und bebrütet von dem höllischen Geschwätz, und wirst ihn selbst in den Zauberkessel, an dem sie so eben genascht hat! — Des Doctors Haus war aufgeregt.

Am meisten aber betrübten sich die Gatten, daß auch Rudolf an den Drachen oder das Matzchen zu glauben schien. Seine kunstlose Einfalt war zu ungeübt, es zu verbergen. Wenn er an dieser Stelle einen freieren Verstand vorgab, so trat an jener seine Sprache desto aufrichtiger heraus. Es thut mir leid um den Knaben, sagte der Doctor zu seiner Frau. Sieh diesen Brief an! Orthographie — schauderhaft, Stil — weitaus reiner und logischer, als ich erwartet, und Schrift — wunderbar! Diese gleichen, charakterfesten Linien! Das ist eine Hand, die in Summe drei Vierteljahr Schulunterricht genossen. So hoffnungsvolle Anlagen hat er, und nun wird er für einen Walzer mit Lenchen sein ganzes Pfund hingeben und untergehen im Aberglauben. — Der junge Gelehrte bedauerte jetzt aufrichtig, jene Geschichte mit der Erbschaft so zerstreut angehört zu haben. Er wußte also vorläufig nichts zu erwidern, als daß er dem Burschen dringend abrieth, in die Vorurtheile der Uebrigen einzugehen. Er möge sich vielmehr dem Vertrauen seines Herrn zu empfehlen suchen, und was er über dessen Erbschaftsantritt jetzt sehe und höre, einer vernünftigen Aufmerksamkeit würdigen.

Aber das hieß zu viel verlangen. Die Aufmerksamkeit des Verliebten folgte ihrer natürlichen Richtung und erschöpfte sich mehr für die Tochter als für den Vater. Alles, was diesen betraf, berührte er nur im Fluge, um so ausführlicher aber, was sein Mädchen anging. Es war jetzt die Zeit ihrer eigentlichen Eroberung. Und dieses Wort gilt auf dem Lande oft

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:57:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kürnberger, Ferdinand: Der Drache. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [263]–310. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kuernberger_drache_1910/24>, abgerufen am 21.11.2024.