Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Ausführung eines solchen Unternehmens freilich gewagt und selbst gefahrvoll erscheinen; doch fühlten sich die Freunde von der Begeisterung für das gesteckte Ziel über die etwaigen Bedenken hinausgetragen; auch hatten sie die Freude, als sie ihren Plan veröffentlichten und zur Unterzeichnung auf das über die Denkmäler herauszugebende Werk aufforderten, lebhaften und vielseitigen Anklang zu finden. Von einzelnen reichen Engländern wurden ihnen überdies sehr ansehnliche Unterstützungen zur Ausführung ihres Vorhabens zu Theil. Vornehmlich war es auf die Aufnahme und Herausgabe der Denkmäler von Athen abgesehen. Mit allem Erforderlichen ausgerüstet, hatten Stuart und Revett ihre künstlerische Wallfahrt angetreten. Nach einer längeren Seereise hatten sie am 17. April 1751 im Piräeus geankert. Am folgenden Tage waren sie durch einen Griechen, Logotheti, nach Athen geführt worden, wo dieser das Amt eines brittischen Consuls bekleidete. Sie nahmen bei Logotheti ihre Wohnung. Vor den wundervollen Denkmälern, den Bauwerken und Bildhauerarbeiten, welche Athen in mehr oder weniger erhaltenen Resten aus den Zeiten seines ehemaligen Glanzes bewahrt hatte, sahen sie ihre kühnsten Hoffnungen erfüllt. Der Ernst, die erhabene Grazie, das tiefe Lebensgesühl, alle die Eigenschaften, welche der griechischen Kunst einen so unüberwindlichen Zauber gewähren, traten ihnen hier in voller Wirklichkeit, in ihrer ganzen Bedeutung gegenüber. Sie machten sich Ausführung eines solchen Unternehmens freilich gewagt und selbst gefahrvoll erscheinen; doch fühlten sich die Freunde von der Begeisterung für das gesteckte Ziel über die etwaigen Bedenken hinausgetragen; auch hatten sie die Freude, als sie ihren Plan veröffentlichten und zur Unterzeichnung auf das über die Denkmäler herauszugebende Werk aufforderten, lebhaften und vielseitigen Anklang zu finden. Von einzelnen reichen Engländern wurden ihnen überdies sehr ansehnliche Unterstützungen zur Ausführung ihres Vorhabens zu Theil. Vornehmlich war es auf die Aufnahme und Herausgabe der Denkmäler von Athen abgesehen. Mit allem Erforderlichen ausgerüstet, hatten Stuart und Revett ihre künstlerische Wallfahrt angetreten. Nach einer längeren Seereise hatten sie am 17. April 1751 im Piräeus geankert. Am folgenden Tage waren sie durch einen Griechen, Logotheti, nach Athen geführt worden, wo dieser das Amt eines brittischen Consuls bekleidete. Sie nahmen bei Logotheti ihre Wohnung. Vor den wundervollen Denkmälern, den Bauwerken und Bildhauerarbeiten, welche Athen in mehr oder weniger erhaltenen Resten aus den Zeiten seines ehemaligen Glanzes bewahrt hatte, sahen sie ihre kühnsten Hoffnungen erfüllt. Der Ernst, die erhabene Grazie, das tiefe Lebensgesühl, alle die Eigenschaften, welche der griechischen Kunst einen so unüberwindlichen Zauber gewähren, traten ihnen hier in voller Wirklichkeit, in ihrer ganzen Bedeutung gegenüber. Sie machten sich <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019"/> Ausführung eines solchen Unternehmens freilich gewagt und selbst gefahrvoll erscheinen; doch fühlten sich die Freunde von der Begeisterung für das gesteckte Ziel über die etwaigen Bedenken hinausgetragen; auch hatten sie die Freude, als sie ihren Plan veröffentlichten und zur Unterzeichnung auf das über die Denkmäler herauszugebende Werk aufforderten, lebhaften und vielseitigen Anklang zu finden. Von einzelnen reichen Engländern wurden ihnen überdies sehr ansehnliche Unterstützungen zur Ausführung ihres Vorhabens zu Theil. Vornehmlich war es auf die Aufnahme und Herausgabe der Denkmäler von Athen abgesehen.</p><lb/> <p>Mit allem Erforderlichen ausgerüstet, hatten Stuart und Revett ihre künstlerische Wallfahrt angetreten. Nach einer längeren Seereise hatten sie am 17. April 1751 im Piräeus geankert. Am folgenden Tage waren sie durch einen Griechen, Logotheti, nach Athen geführt worden, wo dieser das Amt eines brittischen Consuls bekleidete. Sie nahmen bei Logotheti ihre Wohnung. Vor den wundervollen Denkmälern, den Bauwerken und Bildhauerarbeiten, welche Athen in mehr oder weniger erhaltenen Resten aus den Zeiten seines ehemaligen Glanzes bewahrt hatte, sahen sie ihre kühnsten Hoffnungen erfüllt. Der Ernst, die erhabene Grazie, das tiefe Lebensgesühl, alle die Eigenschaften, welche der griechischen Kunst einen so unüberwindlichen Zauber gewähren, traten ihnen hier in voller Wirklichkeit, in ihrer ganzen Bedeutung gegenüber. Sie machten sich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
Ausführung eines solchen Unternehmens freilich gewagt und selbst gefahrvoll erscheinen; doch fühlten sich die Freunde von der Begeisterung für das gesteckte Ziel über die etwaigen Bedenken hinausgetragen; auch hatten sie die Freude, als sie ihren Plan veröffentlichten und zur Unterzeichnung auf das über die Denkmäler herauszugebende Werk aufforderten, lebhaften und vielseitigen Anklang zu finden. Von einzelnen reichen Engländern wurden ihnen überdies sehr ansehnliche Unterstützungen zur Ausführung ihres Vorhabens zu Theil. Vornehmlich war es auf die Aufnahme und Herausgabe der Denkmäler von Athen abgesehen.
Mit allem Erforderlichen ausgerüstet, hatten Stuart und Revett ihre künstlerische Wallfahrt angetreten. Nach einer längeren Seereise hatten sie am 17. April 1751 im Piräeus geankert. Am folgenden Tage waren sie durch einen Griechen, Logotheti, nach Athen geführt worden, wo dieser das Amt eines brittischen Consuls bekleidete. Sie nahmen bei Logotheti ihre Wohnung. Vor den wundervollen Denkmälern, den Bauwerken und Bildhauerarbeiten, welche Athen in mehr oder weniger erhaltenen Resten aus den Zeiten seines ehemaligen Glanzes bewahrt hatte, sahen sie ihre kühnsten Hoffnungen erfüllt. Der Ernst, die erhabene Grazie, das tiefe Lebensgesühl, alle die Eigenschaften, welche der griechischen Kunst einen so unüberwindlichen Zauber gewähren, traten ihnen hier in voller Wirklichkeit, in ihrer ganzen Bedeutung gegenüber. Sie machten sich
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