Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Franz Theodor Kugler, geb. zu Stettin den 19. Januar 1808, gestorben zu Berlin den 18. März 1858, hat sich als Begründer der modernen Kunstwissenschaft, der die beste Kraft seines reichen Lebens gewidmet war, einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausreichenden Namen gemacht. Eine Fülle von Gaben und Talenten, wie sie selten in demselben Geist sich vereinigen, hatte ihm dabei zu Gebote gestanden: technische Kenntnisse und eigene Uebung in fast allen Kunstgebieten, die Unbefangenheit des Blickes, der sich durch die bunten Gläser der herrschenden Kunstphilosophieen nicht beirren ließ, eine Arbeitskraft, die an dem ungeheuern Stoff nicht erlahmte, und jener sittliche Ernst, dem es überall um die Erkenntniß der Wahrheit zu thun ist, mit Verschmähung aller Erfolge, die durch den trüglichen glänzenden Schein geistreicher Willkür zu erringen sind. Schon war die Geschichte der Malerei und die Kunstgeschichte geschrieben, von jenen fast unübersehbaren "Kleinen Schriften zur Kunstgeschichte" zu schweigen, die 1852 und 1853 in drei starken Bänden (Stuttgart, Ebner und Seubert) gesammelt worden sind und einen höchst wichtigen Einblick in die Fülle der Vor- und Nebenstudien des Forschers gewähren. Da fühlte sich der Mann der Wissenschaft, der auf der Höhe seines Wirkens und seines Ruhmes stand, zu den Wegen zurückgelockt, die er als Jüngling gewandelt war, damals noch des guten Glaubens, daß ein Musiker oder ein Poet in ihm stecke, und nichts weniger ahnend, als daß er sein Leben in der Stellung eines Geheimen Oberregierungsrathes beschließen werde, die thätig treibende und nur leider Franz Theodor Kugler, geb. zu Stettin den 19. Januar 1808, gestorben zu Berlin den 18. März 1858, hat sich als Begründer der modernen Kunstwissenschaft, der die beste Kraft seines reichen Lebens gewidmet war, einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausreichenden Namen gemacht. Eine Fülle von Gaben und Talenten, wie sie selten in demselben Geist sich vereinigen, hatte ihm dabei zu Gebote gestanden: technische Kenntnisse und eigene Uebung in fast allen Kunstgebieten, die Unbefangenheit des Blickes, der sich durch die bunten Gläser der herrschenden Kunstphilosophieen nicht beirren ließ, eine Arbeitskraft, die an dem ungeheuern Stoff nicht erlahmte, und jener sittliche Ernst, dem es überall um die Erkenntniß der Wahrheit zu thun ist, mit Verschmähung aller Erfolge, die durch den trüglichen glänzenden Schein geistreicher Willkür zu erringen sind. Schon war die Geschichte der Malerei und die Kunstgeschichte geschrieben, von jenen fast unübersehbaren „Kleinen Schriften zur Kunstgeschichte“ zu schweigen, die 1852 und 1853 in drei starken Bänden (Stuttgart, Ebner und Seubert) gesammelt worden sind und einen höchst wichtigen Einblick in die Fülle der Vor- und Nebenstudien des Forschers gewähren. Da fühlte sich der Mann der Wissenschaft, der auf der Höhe seines Wirkens und seines Ruhmes stand, zu den Wegen zurückgelockt, die er als Jüngling gewandelt war, damals noch des guten Glaubens, daß ein Musiker oder ein Poet in ihm stecke, und nichts weniger ahnend, als daß er sein Leben in der Stellung eines Geheimen Oberregierungsrathes beschließen werde, die thätig treibende und nur leider <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Franz Theodor Kugler, geb. zu Stettin den 19. Januar 1808, gestorben zu Berlin den 18. März 1858, hat sich als Begründer der modernen Kunstwissenschaft, der die beste Kraft seines reichen Lebens gewidmet war, einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausreichenden Namen gemacht. 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Franz Theodor Kugler, geb. zu Stettin den 19. Januar 1808, gestorben zu Berlin den 18. März 1858, hat sich als Begründer der modernen Kunstwissenschaft, der die beste Kraft seines reichen Lebens gewidmet war, einen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausreichenden Namen gemacht. Eine Fülle von Gaben und Talenten, wie sie selten in demselben Geist sich vereinigen, hatte ihm dabei zu Gebote gestanden: technische Kenntnisse und eigene Uebung in fast allen Kunstgebieten, die Unbefangenheit des Blickes, der sich durch die bunten Gläser der herrschenden Kunstphilosophieen nicht beirren ließ, eine Arbeitskraft, die an dem ungeheuern Stoff nicht erlahmte, und jener sittliche Ernst, dem es überall um die Erkenntniß der Wahrheit zu thun ist, mit Verschmähung aller Erfolge, die durch den trüglichen glänzenden Schein geistreicher Willkür zu erringen sind.
Schon war die Geschichte der Malerei und die Kunstgeschichte geschrieben, von jenen fast unübersehbaren „Kleinen Schriften zur Kunstgeschichte“ zu schweigen, die 1852 und 1853 in drei starken Bänden (Stuttgart, Ebner und Seubert) gesammelt worden sind und einen höchst wichtigen Einblick in die Fülle der Vor- und Nebenstudien des Forschers gewähren. Da fühlte sich der Mann der Wissenschaft, der auf der Höhe seines Wirkens und seines Ruhmes stand, zu den Wegen zurückgelockt, die er als Jüngling gewandelt war, damals noch des guten Glaubens, daß ein Musiker oder ein Poet in ihm stecke, und nichts weniger ahnend, als daß er sein Leben in der Stellung eines Geheimen Oberregierungsrathes beschließen werde, die thätig treibende und nur leider
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