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Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gotheti, indem er Stuart und Revett tausendfache Wünsche für ihr ferneres Wohlergehen zurief. Baruch begleitete ihn zur Hofthür. Als sie an der Grube vorübergingen, welche die Engländer um die eine von den Säulen hatten auswerfen lassen, fragte er den Alten beißend und mit einigem Nachdruck, ob man schon die Schätze aufgefunden habe, welche die Herren Franken hier auszugraben schienen.

Als Stuart mit seinem Freunde von dem Gerüst herabkam, trug der Diener des Juden den Zeugballen, der indeß wieder zugeschnürt war, in das Haus. Stuart war bei dem Handel ein Gedanke gekommen, wie er es am Schicklichsten einleiten könne, auch hier, wo er so viele Gefälligkeiten und Dienste empfangen, die nicht wohl zu bezahlen waren, doch seinerseits ein freundliches Andenken zurückzulassen. Er sagte zu Baruch, er beabsichtige, ihm Einiges von den soeben eingehandelten Zeugstoffen, etwa einen Shawl oder Aehnliches, abzukaufen. Baruch wollte den Diener zurückrufen; Stuart meinte aber, das sei nicht nöthig: Debora solle für ihn aussuchen, was ihr gefiele. Er reichte dabei dem Juden mehrere Zecchinen hin; zu diesem Preise möge Debora ihre Wahl treffen und das Ausgewählte zur Erinnerung an ihn, wenn er im fremden Lande weile, behalten. Er mache dabei nur die Bedingung, daß Debora morgen, wenn man, wohl zum letzten Mal, zur Arbeit wiederkehre, sich in die ausgewählten Stoffe kleide, damit man doch wisse, wie sie in Zukunft sich darin

gotheti, indem er Stuart und Revett tausendfache Wünsche für ihr ferneres Wohlergehen zurief. Baruch begleitete ihn zur Hofthür. Als sie an der Grube vorübergingen, welche die Engländer um die eine von den Säulen hatten auswerfen lassen, fragte er den Alten beißend und mit einigem Nachdruck, ob man schon die Schätze aufgefunden habe, welche die Herren Franken hier auszugraben schienen.

Als Stuart mit seinem Freunde von dem Gerüst herabkam, trug der Diener des Juden den Zeugballen, der indeß wieder zugeschnürt war, in das Haus. Stuart war bei dem Handel ein Gedanke gekommen, wie er es am Schicklichsten einleiten könne, auch hier, wo er so viele Gefälligkeiten und Dienste empfangen, die nicht wohl zu bezahlen waren, doch seinerseits ein freundliches Andenken zurückzulassen. Er sagte zu Baruch, er beabsichtige, ihm Einiges von den soeben eingehandelten Zeugstoffen, etwa einen Shawl oder Aehnliches, abzukaufen. Baruch wollte den Diener zurückrufen; Stuart meinte aber, das sei nicht nöthig: Debora solle für ihn aussuchen, was ihr gefiele. Er reichte dabei dem Juden mehrere Zecchinen hin; zu diesem Preise möge Debora ihre Wahl treffen und das Ausgewählte zur Erinnerung an ihn, wenn er im fremden Lande weile, behalten. Er mache dabei nur die Bedingung, daß Debora morgen, wenn man, wohl zum letzten Mal, zur Arbeit wiederkehre, sich in die ausgewählten Stoffe kleide, damit man doch wisse, wie sie in Zukunft sich darin

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:01:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/57>, abgerufen am 19.05.2024.