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Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ausnehmen werde. Debora, die noch dabei gestanden hatte und jetzt hoch erröthete, war über das unerwartete Geschenk zu freudig überrascht, als daß der Alte den Antrag abzulehnen wagte. Glücklich über den ganzen Handel, den er abgeschlossen hatte, gab er jetzt gern auch seine Zustimmung zu der beabsichtigten weiteren Untersuchung der Fundamente der Incantada.

Stuart hatte mit seinem Freunde kaum den Hof des Juden verlassen und die Thür, die von da auf die Straße führte, geschloffen, als ihm aus der Nische der gegenüberliegenden Thür, die zu Dimitri's Behausung führte, der Letztere entgegentrat. Stuart drückte ihm seine Freude aus, ihn nach langer Zeit endlich wieder zu sehen. Dimitri bat ihn, ihm einige Minuten zu schenken, er habe ihm wichtige Mittheilungen zu machen. Sein ernstes, gehaltenes Wesen fiel Stuart auf; er willigte ein, begierig auf die Aufschlüsse, die er von Dimitri über so Mancherlei erwarten konnte, und folgte ihm auf sein Zimmer, während Revett zur Wohnung des brittischen Consuls voranging.

Es ist Euch bekannt, Herr Stuart, so begann Dimitri, als man Platz genommen hatte und die langen Tabakspfeifen, die er hervorgeholt, dampften, es ist Euch bekannt, von welchem Irrwahn lange Zeit hindurch mein Gemüth befangen war. Ich sorgte nicht mehr für das, was das Leben gebot, kümmerte mich um das Meinige in keinerlei Weise und war auf dem Wege, ein elender Bettler zu werden. Auf Eurem Gerüst, wo

ausnehmen werde. Debora, die noch dabei gestanden hatte und jetzt hoch erröthete, war über das unerwartete Geschenk zu freudig überrascht, als daß der Alte den Antrag abzulehnen wagte. Glücklich über den ganzen Handel, den er abgeschlossen hatte, gab er jetzt gern auch seine Zustimmung zu der beabsichtigten weiteren Untersuchung der Fundamente der Incantada.

Stuart hatte mit seinem Freunde kaum den Hof des Juden verlassen und die Thür, die von da auf die Straße führte, geschloffen, als ihm aus der Nische der gegenüberliegenden Thür, die zu Dimitri's Behausung führte, der Letztere entgegentrat. Stuart drückte ihm seine Freude aus, ihn nach langer Zeit endlich wieder zu sehen. Dimitri bat ihn, ihm einige Minuten zu schenken, er habe ihm wichtige Mittheilungen zu machen. Sein ernstes, gehaltenes Wesen fiel Stuart auf; er willigte ein, begierig auf die Aufschlüsse, die er von Dimitri über so Mancherlei erwarten konnte, und folgte ihm auf sein Zimmer, während Revett zur Wohnung des brittischen Consuls voranging.

Es ist Euch bekannt, Herr Stuart, so begann Dimitri, als man Platz genommen hatte und die langen Tabakspfeifen, die er hervorgeholt, dampften, es ist Euch bekannt, von welchem Irrwahn lange Zeit hindurch mein Gemüth befangen war. Ich sorgte nicht mehr für das, was das Leben gebot, kümmerte mich um das Meinige in keinerlei Weise und war auf dem Wege, ein elender Bettler zu werden. Auf Eurem Gerüst, wo

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:01:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/58>, abgerufen am 19.05.2024.