Kuhnow, Anna: Gedanken und Erfahrungen über Frauenbildung und Frauenberuf. Leipzig, 1896.Systeme des Körpers beschäftigende Hausarbeit am gün- Allein durch die systematische und gleichlange Lehr- *) Das Nähere nachzulesen in meiner Schrift: "Die Frauenkleidung vom Standpunkte der Hygiene". Leipzig, Peter Hobbing. 2
Systeme des Körpers beschäftigende Hausarbeit am gün- Allein durch die systematische und gleichlange Lehr- *) Das Nähere nachzulesen in meiner Schrift: „Die Frauenkleidung vom Standpunkte der Hygiene“. Leipzig, Peter Hobbing. 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0018" n="17"/> Systeme des Körpers beschäftigende Hausarbeit am gün-<lb/> stigsten sein würde; aber nach dieser Zeit, etwa dem 16.<lb/> bis 18. Lebensjahre sollte dann entweder die mehrjährige<lb/> strenge Lehrzeit oder aber das ernste Studium für einen<lb/> Beruf eintreten, gerade in der Zeit, welche unsere jetzigen<lb/> Frauen der höheren Stände mit einer viel zu frühzeitigen<lb/> Heirath oder mit der Jagd nach Genuss und geschlechtlicher<lb/> Aufregung auf Bällen, Gesellschaften, Reisen vergeuden.<lb/> Gerade diese Zeit, welche die segensreichste im Leben einer<lb/> Frau sein, in der sie dem höchsten Ideal der Menschheit,<lb/> der menschlichen Vervollkommnung nachstreben könnte,<lb/> wird durch die jetzige Erziehungspraxis bei den Mädchen<lb/> dazu verwendet, sie allen praktischen und sittlichen Idealen<lb/> zu entfremden und sie zu Ruinen ihres Selbst zu machen,<lb/> besonders auch dadurch, dass sie sich gerade in dieser Zeit<lb/> der stärksten und folgenreichsten Entwicklung des Körpers<lb/> durch Modethorheiten ruiniren, körperlich und abhängig<lb/> davon nur zu häufig auch geistig.<note place="foot" n="*)">Das Nähere nachzulesen in meiner Schrift: „Die Frauenkleidung<lb/> vom Standpunkte der Hygiene“. Leipzig, Peter Hobbing.</note>.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Allein</hi> durch die systematische und gleichlange Lehr-<lb/> zeit, wie sie dem Manne gegeben wird, können wir aber<lb/> auch darauf rechnen, dass einmal die Ausbeutung der Frauen<lb/> in der Industrie, die Hungerlöhne aufhören und ebenso die<lb/> unwürdige Concurrenz, die dem Manne jetzt in Arbeiter-<lb/> und Handwerkerkreisen von der Frau gemacht wird. Erst<lb/> dann wird die beste Köchin nicht nur ein Mann, sondern<lb/> vielleicht auch eine Frau sein, und der Schneiderin dürfte<lb/> die Concurrenz mit dem Schneider nicht schwer fallen, da<lb/> sie dann imstande sein könnte, das gleiche zu leisten und<lb/> zu verdienen wie der männliche College. Gleiche Lehrzeit<lb/> und gleichwerthige Ausbildung müssen wir für alle Berufe<lb/> der Frauen in allen Handwerken oder in Wissenschaft und<lb/> Kunst erstreben und fordern und müssen deshalb auch aus<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0018]
Systeme des Körpers beschäftigende Hausarbeit am gün-
stigsten sein würde; aber nach dieser Zeit, etwa dem 16.
bis 18. Lebensjahre sollte dann entweder die mehrjährige
strenge Lehrzeit oder aber das ernste Studium für einen
Beruf eintreten, gerade in der Zeit, welche unsere jetzigen
Frauen der höheren Stände mit einer viel zu frühzeitigen
Heirath oder mit der Jagd nach Genuss und geschlechtlicher
Aufregung auf Bällen, Gesellschaften, Reisen vergeuden.
Gerade diese Zeit, welche die segensreichste im Leben einer
Frau sein, in der sie dem höchsten Ideal der Menschheit,
der menschlichen Vervollkommnung nachstreben könnte,
wird durch die jetzige Erziehungspraxis bei den Mädchen
dazu verwendet, sie allen praktischen und sittlichen Idealen
zu entfremden und sie zu Ruinen ihres Selbst zu machen,
besonders auch dadurch, dass sie sich gerade in dieser Zeit
der stärksten und folgenreichsten Entwicklung des Körpers
durch Modethorheiten ruiniren, körperlich und abhängig
davon nur zu häufig auch geistig. *).
Allein durch die systematische und gleichlange Lehr-
zeit, wie sie dem Manne gegeben wird, können wir aber
auch darauf rechnen, dass einmal die Ausbeutung der Frauen
in der Industrie, die Hungerlöhne aufhören und ebenso die
unwürdige Concurrenz, die dem Manne jetzt in Arbeiter-
und Handwerkerkreisen von der Frau gemacht wird. Erst
dann wird die beste Köchin nicht nur ein Mann, sondern
vielleicht auch eine Frau sein, und der Schneiderin dürfte
die Concurrenz mit dem Schneider nicht schwer fallen, da
sie dann imstande sein könnte, das gleiche zu leisten und
zu verdienen wie der männliche College. Gleiche Lehrzeit
und gleichwerthige Ausbildung müssen wir für alle Berufe
der Frauen in allen Handwerken oder in Wissenschaft und
Kunst erstreben und fordern und müssen deshalb auch aus
*) Das Nähere nachzulesen in meiner Schrift: „Die Frauenkleidung
vom Standpunkte der Hygiene“. Leipzig, Peter Hobbing.
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