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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.
lang: in diesem Text wird Clavus ein junger Sprosse oder Zweig genen-
net; Nonus aber lieset an stat des Worts Clavi, Clavula, und saget/ daß
solches ein abgeschnittenes Holtz bedeute: dieses ist gewiß/ daß das Wort
Clavola oder Clavula, von dem Wort Clava oder Keule herkomme/
welches in unser Englischen Sprach Clubi heisset. Zum Vierdten/ so
ist von diesen Salien zu mercken/ daß sie im trocknen/ und von aller Feuch-
tigkeit entfernet/ müssen auffbehalten werden; denn allhier ist ihnen die
Feuchtigkeit sehr schädlich. Endlich wird auch angemercket/ daß immer
eine Asche vor der andern ein weisseres Glas gebe: denn die Eichen-A-
schen/ indem sie die Natur des Vitriols an sich nehmen/ geben ein
dunckleres Glas/ da hingegen die Weyde und Saurdorn-Asche/ ein
weisseres Glasmetall/ als jene geben/ dieweil ihr Saltz der Nitrosischen
Natur beykommt.

Die Art und Weis/wie Agricola aus dem Saltz das Glas berei-
tet/ ist diese: das Nitrum hat unter ihnen die erste und fürnehmste Stell/
dem folget das weisse und durchsichtige Bergsaltz/ und die dritte Reyhen
hat das Saltz/ aus dem Anthyllen oder einem andern saltzigten Kraut
bereitet.

Einige unter den Glasmachern/ saget gedachter Agricola, hal-"
ten die Aschen aus dem Anthyllen-Kraut/ und nicht das Nitrum, für"
das erste und beste/ solche/ wann sie ihnen ermangelt/ so bereiten sie das"
Glas aus 2. Theil Eichen-oder Hageneichen-Aschen/ oder wann auch"
diese nicht bey der Hand sind/ so nehmen sie die Aschen von Buchen-o-"
der Tännen-Holtz/ mit einem Theil Sand oder Kües/sammt einem"
wenigen gemeinen oder Meerwasser-Saltz/ und einen kleinen Stück-"
lein Magnetstein; allein es wird auff diese Weis kein sonderbar weis-"
ses noch durchsichtiges Glas bereitet: die Aschen aber wird aus den alten"
Bäumen bereitet/ in deren Stock oder Stamm/ wann er 6. Schuhe"
lang/ und hohl ist/ man Feuer einleget/ und also den gantzen Baum ver-"
brennet/ und zu Aschen bringet. Dieses geschiehet im Winter/ wann"
die langwierigen und starcken Schnee liegen/ oder im Sommer/ wann"
es nicht regnet; denn die Platzregen/ zu andern Jahrszeiten/ vermischen"
die Aschen mit der Erden/ und machen sie unrein; derowegen werden"
alsdenn dergleichen Bäume in viel Stücken zerhauen/ unter einen"
Dach verbrennet/ und also der gedachte Aschen aus ihnen bereitet. So"
weit Agricola.

Jn

Von der Glasmacher-Kunſt.
lang: in dieſem Text wird Clavus ein junger Sproſſe oder Zweig genen-
net; Nonus aber lieſet an ſtat des Worts Clavi, Clavula, und ſaget/ daß
ſolches ein abgeſchnittenes Holtz bedeute: dieſes iſt gewiß/ daß das Wort
Clavola oder Clavula, von dem Wort Clava oder Keule herkomme/
welches in unſer Engliſchen Sprach Clubi heiſſet. Zum Vierdten/ ſo
iſt von dieſen Salien zu mercken/ daß ſie im trocknen/ und von aller Feuch-
tigkeit entfernet/ muͤſſen auffbehalten werden; denn allhier iſt ihnen die
Feuchtigkeit ſehr ſchaͤdlich. Endlich wird auch angemercket/ daß immer
eine Aſche vor der andern ein weiſſeres Glas gebe: denn die Eichen-A-
ſchen/ indem ſie die Natur des Vitriols an ſich nehmen/ geben ein
dunckleres Glas/ da hingegen die Weyde und Saurdorn-Aſche/ ein
weiſſeres Glasmetall/ als jene geben/ dieweil ihr Saltz der Nitroſiſchen
Natur beykommt.

Die Art und Weis/wie Agricola aus dem Saltz das Glas berei-
tet/ iſt dieſe: das Nitrum hat unter ihnen die erſte und fuͤrnehmſte Stell/
dem folget das weiſſe und durchſichtige Bergſaltz/ und die dritte Reyhen
hat das Saltz/ aus dem Anthyllen oder einem andern ſaltzigten Kraut
bereitet.

Einige unter den Glasmachern/ ſaget gedachter Agricola, hal-„
ten die Aſchen aus dem Anthyllen-Kraut/ und nicht das Nitrum, fuͤr„
das erſte und beſte/ ſolche/ wann ſie ihnen ermangelt/ ſo bereiten ſie das„
Glas aus 2. Theil Eichen-oder Hageneichen-Aſchen/ oder wann auch„
dieſe nicht bey der Hand ſind/ ſo nehmen ſie die Aſchen von Buchen-o-„
der Taͤnnen-Holtz/ mit einem Theil Sand oder Kuͤes/ſammt einem„
wenigen gemeinen oder Meerwaſſer-Saltz/ und einen kleinen Stuͤck-„
lein Magnetſtein; allein es wird auff dieſe Weis kein ſonderbar weiſ-„
ſes noch durchſichtiges Glas bereitet: die Aſchen aber wird aus den alten„
Baͤumen bereitet/ in deren Stock oder Stamm/ wann er 6. Schuhe„
lang/ und hohl iſt/ man Feuer einleget/ und alſo den gantzen Baum ver-„
brennet/ und zu Aſchen bringet. Dieſes geſchiehet im Winter/ wann„
die langwierigen und ſtarcken Schnee liegen/ oder im Sommer/ wann„
es nicht regnet; denn die Platzregen/ zu andern Jahrszeiten/ vermiſchen„
die Aſchen mit der Erden/ und machen ſie unrein; derowegen werden„
alsdenn dergleichen Baͤume in viel Stuͤcken zerhauen/ unter einen„
Dach verbrennet/ und alſo der gedachte Aſchen aus ihnen bereitet. So„
weit Agricola.

Jn
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[257/0301] Von der Glasmacher-Kunſt. lang: in dieſem Text wird Clavus ein junger Sproſſe oder Zweig genen- net; Nonus aber lieſet an ſtat des Worts Clavi, Clavula, und ſaget/ daß ſolches ein abgeſchnittenes Holtz bedeute: dieſes iſt gewiß/ daß das Wort Clavola oder Clavula, von dem Wort Clava oder Keule herkomme/ welches in unſer Engliſchen Sprach Clubi heiſſet. Zum Vierdten/ ſo iſt von dieſen Salien zu mercken/ daß ſie im trocknen/ und von aller Feuch- tigkeit entfernet/ muͤſſen auffbehalten werden; denn allhier iſt ihnen die Feuchtigkeit ſehr ſchaͤdlich. Endlich wird auch angemercket/ daß immer eine Aſche vor der andern ein weiſſeres Glas gebe: denn die Eichen-A- ſchen/ indem ſie die Natur des Vitriols an ſich nehmen/ geben ein dunckleres Glas/ da hingegen die Weyde und Saurdorn-Aſche/ ein weiſſeres Glasmetall/ als jene geben/ dieweil ihr Saltz der Nitroſiſchen Natur beykommt. Die Art und Weis/wie Agricola aus dem Saltz das Glas berei- tet/ iſt dieſe: das Nitrum hat unter ihnen die erſte und fuͤrnehmſte Stell/ dem folget das weiſſe und durchſichtige Bergſaltz/ und die dritte Reyhen hat das Saltz/ aus dem Anthyllen oder einem andern ſaltzigten Kraut bereitet. Einige unter den Glasmachern/ ſaget gedachter Agricola, hal-„ ten die Aſchen aus dem Anthyllen-Kraut/ und nicht das Nitrum, fuͤr„ das erſte und beſte/ ſolche/ wann ſie ihnen ermangelt/ ſo bereiten ſie das„ Glas aus 2. Theil Eichen-oder Hageneichen-Aſchen/ oder wann auch„ dieſe nicht bey der Hand ſind/ ſo nehmen ſie die Aſchen von Buchen-o-„ der Taͤnnen-Holtz/ mit einem Theil Sand oder Kuͤes/ſammt einem„ wenigen gemeinen oder Meerwaſſer-Saltz/ und einen kleinen Stuͤck-„ lein Magnetſtein; allein es wird auff dieſe Weis kein ſonderbar weiſ-„ ſes noch durchſichtiges Glas bereitet: die Aſchen aber wird aus den alten„ Baͤumen bereitet/ in deren Stock oder Stamm/ wann er 6. Schuhe„ lang/ und hohl iſt/ man Feuer einleget/ und alſo den gantzen Baum ver-„ brennet/ und zu Aſchen bringet. Dieſes geſchiehet im Winter/ wann„ die langwierigen und ſtarcken Schnee liegen/ oder im Sommer/ wann„ es nicht regnet; denn die Platzregen/ zu andern Jahrszeiten/ vermiſchen„ die Aſchen mit der Erden/ und machen ſie unrein; derowegen werden„ alsdenn dergleichen Baͤume in viel Stuͤcken zerhauen/ unter einen„ Dach verbrennet/ und alſo der gedachte Aſchen aus ihnen bereitet. So„ weit Agricola. Jn

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/301>, abgerufen am 24.11.2024.