Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Glasmacher-Kunst.

Camerarius recommendirt in seinem Buch nicht sonder Ur-
sach das Wachholder-Holtz hierzu/ wann man solches nur häuffig und
genug haben könte. Jch verstehe nicht genugsam/ was Plinius damit
will/ wann er also saget: das Glas wird bey leichten und dürren Holtz
gekochet: Auch weiß ich nicht/ warumb Plutarchus sich zu sagen unter-
stehet; nemlich/ es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas-
machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer/ gleich wie es das Glas
von nöthen hat/ geben kan.

Allhier kan ich nicht vorbey gehen/ etwas von der Würckung des
Feuers/ auff die Bahn zu bringen/ wie solches von den Arabischen Na-
turkündigern und deroselben Nachfolgern ist aufgezeichnet worden; daß
nemlich das gebrannte Glas/ so es mit calcinirten Schwämmen vermi-
schet wird/ den Nieren-und Blasenstein zerbrechen/ auch die äuserlichen
Geschwär heilen soll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen/ wie
es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern beschrieben wird/ ist
gantz ungereimbt; indem gnugsam bekannt ist/ daß zwar ein sehr star-
ckes oder stetswehrendes Feuer/ solches wohl im Fluß erhalten/ mit nich-
ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan.

Das Saltz abzuschaumen.

Dieses abgeschaumte Saltz wird auch genennet Sal Alkali, bey den
Teutschen Glas-Gall/ bey den Frantzosen/ Suin de Verre, oder Glas-
fett; bey den Engelländer aber Sandever. Dieses Saltz ist gantz weiß/
und vergleichet sich/ dem Geschmack nach/ mit dem Nitro/ wird auch von
der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgelöset.

Unsere Glasmacher werffen das Metall ins Wasser/ damit von
demselben das Saltz abge sondert werde/ indeme es oben auff schwimmet;
denn wenn das Saltz/ durch dergleichen Abschaumen nicht von dem Me-
tall geschieden wird/ so bleibet das Glas zur Arbeit untüchtig/ verliehret
seine Zähigkeit/ und wird sehr zerbrechlich.

Ein Topff/ welcher des besten Metalls 200. Pfund hält/ der wird
50. Pfund des Alkalischen Saltzes geben: und je träger oder gelinder
das Saltz/ auch je schwächer die Aschen sind/ je grösser wird die Qvanti-
tät des Alkalischen Saltzes werden; also/ das ein Glas-Metall das an-
dere/ umb den 5ten oder 6ten Theil übertrifft: Und wann das gemeine
Glas und die Asche gar zu schlimm seynd/ so müssen die Glasmacher/
wegen allzu vielen Uberfluß des alkalischen Saltzes/ den Topff 4. oder 6.

mal
K k iij
Von der Glasmacher-Kunſt.

Camerarius recommendirt in ſeinem Buch nicht ſonder Ur-
ſach das Wachholder-Holtz hierzu/ wann man ſolches nur haͤuffig und
genug haben koͤnte. Jch verſtehe nicht genugſam/ was Plinius damit
will/ wann er alſo ſaget: das Glas wird bey leichten und duͤrren Holtz
gekochet: Auch weiß ich nicht/ warumb Plutarchus ſich zu ſagen unter-
ſtehet; nemlich/ es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas-
machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer/ gleich wie es das Glas
von noͤthen hat/ geben kan.

Allhier kan ich nicht vorbey gehen/ etwas von der Wuͤrckung des
Feuers/ auff die Bahn zu bringen/ wie ſolches von den Arabiſchen Na-
turkuͤndigern und deroſelben Nachfolgern iſt aufgezeichnet worden; daß
nemlich das gebrannte Glas/ ſo es mit calcinirten Schwaͤmmen vermi-
ſchet wird/ den Nieren-und Blaſenſtein zerbrechen/ auch die aͤuſerlichen
Geſchwaͤr heilen ſoll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen/ wie
es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern beſchrieben wird/ iſt
gantz ungereimbt; indem gnugſam bekannt iſt/ daß zwar ein ſehr ſtar-
ckes oder ſtetswehrendes Feuer/ ſolches wohl im Fluß erhalten/ mit nich-
ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan.

Das Saltz abzuſchaumen.

Dieſes abgeſchaumte Saltz wird auch genennet Sal Alkali, bey den
Teutſchen Glas-Gall/ bey den Frantzoſen/ Suin de Verre, oder Glas-
fett; bey den Engellaͤnder aber Sandever. Dieſes Saltz iſt gantz weiß/
und vergleichet ſich/ dem Geſchmack nach/ mit dem Nitro/ wird auch von
der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgeloͤſet.

Unſere Glasmacher werffen das Metall ins Waſſer/ damit von
demſelben das Saltz abge ſondert werde/ indeme es oben auff ſchwimmet;
denn wenn das Saltz/ durch dergleichen Abſchaumen nicht von dem Me-
tall geſchieden wird/ ſo bleibet das Glas zur Arbeit untuͤchtig/ verliehret
ſeine Zaͤhigkeit/ und wird ſehr zerbrechlich.

Ein Topff/ welcher des beſten Metalls 200. Pfund haͤlt/ der wird
50. Pfund des Alkaliſchen Saltzes geben: und je traͤger oder gelinder
das Saltz/ auch je ſchwaͤcher die Aſchen ſind/ je groͤſſer wird die Qvanti-
taͤt des Alkaliſchen Saltzes werden; alſo/ das ein Glas-Metall das an-
dere/ umb den 5ten oder 6ten Theil uͤbertrifft: Und wann das gemeine
Glas und die Aſche gar zu ſchlimm ſeynd/ ſo muͤſſen die Glasmacher/
wegen allzu vielen Uberfluß des alkaliſchen Saltzes/ den Topff 4. oder 6.

mal
K k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0307" n="263"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                <p>Camerarius recommendirt in &#x017F;einem Buch nicht &#x017F;onder Ur-<lb/>
&#x017F;ach das Wachholder-Holtz hierzu/ wann man &#x017F;olches nur ha&#x0364;uffig und<lb/>
genug haben ko&#x0364;nte. Jch ver&#x017F;tehe nicht genug&#x017F;am/ was <hi rendition="#aq">Plinius</hi> damit<lb/>
will/ wann er al&#x017F;o &#x017F;aget: das Glas wird bey leichten und du&#x0364;rren Holtz<lb/>
gekochet: Auch weiß ich nicht/ warumb <hi rendition="#aq">Plutarchus</hi> &#x017F;ich zu &#x017F;agen unter-<lb/>
&#x017F;tehet; nemlich/ es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas-<lb/>
machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer/ gleich wie es das Glas<lb/>
von no&#x0364;then hat/ geben kan.</p><lb/>
                <p>Allhier kan ich nicht vorbey gehen/ etwas von der Wu&#x0364;rckung des<lb/>
Feuers/ auff die Bahn zu bringen/ wie &#x017F;olches von den Arabi&#x017F;chen Na-<lb/>
turku&#x0364;ndigern und dero&#x017F;elben Nachfolgern i&#x017F;t aufgezeichnet worden; daß<lb/>
nemlich das gebrannte Glas/ &#x017F;o es mit <hi rendition="#aq">calcinir</hi>ten Schwa&#x0364;mmen vermi-<lb/>
&#x017F;chet wird/ den Nieren-und Bla&#x017F;en&#x017F;tein zerbrechen/ auch die a&#x0364;u&#x017F;erlichen<lb/>
Ge&#x017F;chwa&#x0364;r heilen &#x017F;oll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen/ wie<lb/>
es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern be&#x017F;chrieben wird/ i&#x017F;t<lb/>
gantz ungereimbt; indem gnug&#x017F;am bekannt i&#x017F;t/ daß zwar ein &#x017F;ehr &#x017F;tar-<lb/>
ckes oder &#x017F;tetswehrendes Feuer/ &#x017F;olches wohl im Fluß erhalten/ mit nich-<lb/>
ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Das Saltz abzu&#x017F;chaumen.</hi> </head><lb/>
                <p>Die&#x017F;es abge&#x017F;chaumte Saltz wird auch genennet <hi rendition="#aq">Sal Alkali,</hi> bey den<lb/>
Teut&#x017F;chen Glas-Gall/ bey den Frantzo&#x017F;en/ <hi rendition="#aq">Suin de Verre,</hi> oder Glas-<lb/>
fett; bey den Engella&#x0364;nder aber <hi rendition="#aq">Sandever.</hi> Die&#x017F;es Saltz i&#x017F;t gantz weiß/<lb/>
und vergleichet &#x017F;ich/ dem Ge&#x017F;chmack nach/ mit dem Nitro/ wird auch von<lb/>
der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgelo&#x0364;&#x017F;et.</p><lb/>
                <p>Un&#x017F;ere Glasmacher werffen das Metall ins Wa&#x017F;&#x017F;er/ damit von<lb/>
dem&#x017F;elben das Saltz abge &#x017F;ondert werde/ indeme es oben auff &#x017F;chwimmet;<lb/>
denn wenn das Saltz/ durch dergleichen Ab&#x017F;chaumen nicht von dem Me-<lb/>
tall ge&#x017F;chieden wird/ &#x017F;o bleibet das Glas zur Arbeit untu&#x0364;chtig/ verliehret<lb/>
&#x017F;eine Za&#x0364;higkeit/ und wird &#x017F;ehr zerbrechlich.</p><lb/>
                <p>Ein Topff/ welcher des be&#x017F;ten Metalls 200. Pfund ha&#x0364;lt/ der wird<lb/>
50. Pfund des Alkali&#x017F;chen Saltzes geben: und je tra&#x0364;ger oder gelinder<lb/>
das Saltz/ auch je &#x017F;chwa&#x0364;cher die A&#x017F;chen &#x017F;ind/ je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er wird die Qvanti-<lb/>
ta&#x0364;t des <hi rendition="#aq">Alkali</hi>&#x017F;chen Saltzes werden; al&#x017F;o/ das ein Glas-Metall das an-<lb/>
dere/ umb den 5ten oder 6ten Theil u&#x0364;bertrifft: Und wann das gemeine<lb/>
Glas und die A&#x017F;che gar zu &#x017F;chlimm &#x017F;eynd/ &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Glasmacher/<lb/>
wegen allzu vielen Uberfluß des <hi rendition="#aq">alkali</hi>&#x017F;chen Saltzes/ den Topff 4. oder 6.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k iij</fw><fw place="bottom" type="catch">mal</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0307] Von der Glasmacher-Kunſt. Camerarius recommendirt in ſeinem Buch nicht ſonder Ur- ſach das Wachholder-Holtz hierzu/ wann man ſolches nur haͤuffig und genug haben koͤnte. Jch verſtehe nicht genugſam/ was Plinius damit will/ wann er alſo ſaget: das Glas wird bey leichten und duͤrren Holtz gekochet: Auch weiß ich nicht/ warumb Plutarchus ſich zu ſagen unter- ſtehet; nemlich/ es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas- machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer/ gleich wie es das Glas von noͤthen hat/ geben kan. Allhier kan ich nicht vorbey gehen/ etwas von der Wuͤrckung des Feuers/ auff die Bahn zu bringen/ wie ſolches von den Arabiſchen Na- turkuͤndigern und deroſelben Nachfolgern iſt aufgezeichnet worden; daß nemlich das gebrannte Glas/ ſo es mit calcinirten Schwaͤmmen vermi- ſchet wird/ den Nieren-und Blaſenſtein zerbrechen/ auch die aͤuſerlichen Geſchwaͤr heilen ſoll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen/ wie es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern beſchrieben wird/ iſt gantz ungereimbt; indem gnugſam bekannt iſt/ daß zwar ein ſehr ſtar- ckes oder ſtetswehrendes Feuer/ ſolches wohl im Fluß erhalten/ mit nich- ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan. Das Saltz abzuſchaumen. Dieſes abgeſchaumte Saltz wird auch genennet Sal Alkali, bey den Teutſchen Glas-Gall/ bey den Frantzoſen/ Suin de Verre, oder Glas- fett; bey den Engellaͤnder aber Sandever. Dieſes Saltz iſt gantz weiß/ und vergleichet ſich/ dem Geſchmack nach/ mit dem Nitro/ wird auch von der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgeloͤſet. Unſere Glasmacher werffen das Metall ins Waſſer/ damit von demſelben das Saltz abge ſondert werde/ indeme es oben auff ſchwimmet; denn wenn das Saltz/ durch dergleichen Abſchaumen nicht von dem Me- tall geſchieden wird/ ſo bleibet das Glas zur Arbeit untuͤchtig/ verliehret ſeine Zaͤhigkeit/ und wird ſehr zerbrechlich. Ein Topff/ welcher des beſten Metalls 200. Pfund haͤlt/ der wird 50. Pfund des Alkaliſchen Saltzes geben: und je traͤger oder gelinder das Saltz/ auch je ſchwaͤcher die Aſchen ſind/ je groͤſſer wird die Qvanti- taͤt des Alkaliſchen Saltzes werden; alſo/ das ein Glas-Metall das an- dere/ umb den 5ten oder 6ten Theil uͤbertrifft: Und wann das gemeine Glas und die Aſche gar zu ſchlimm ſeynd/ ſo muͤſſen die Glasmacher/ wegen allzu vielen Uberfluß des alkaliſchen Saltzes/ den Topff 4. oder 6. mal K k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/307
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/307>, abgerufen am 24.11.2024.