Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Glasmacher-Kunst.
bend: Jn Cantabria wird auch ein Magnetstein/ aber nicht der warhaf-"
tige gefunden/ an unterschiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht/ ob"
solcher zum Glasschmeltzen nützlich ist/ denn es ist/ so viel mir wissend/"
von memand annoch versuchet worden; dieses aber ist mir wohl wissend"
daß solcher Stein/ gleich dem rechten Magnet/ das Eysen scharff ma-"
chet.

Diese Magnesie nennet Cardanus im 5. Buch/ seiner Subtilitä-
ten/ eine syderische Materia; mit was Grund er aber solches thut/ weiß
ich nicht. Jngleichen saget er/ und vielleicht aus Jrrthum/ daß sie blau
seyn soll/ da sie doch roth oder dunckel ist. J. Scaliger bemercket in der
104. Exercit. §. 23. von diesem des Cardani Ort nachfolgends: Was"
die Magnesie sey/ saget er/ weiß und kenne ich nicht/ es kam mir aber ein"
geschriebenes Buch/ vom Glasschmeltzen handlend/ einsmahls unter"
die Hand/ welches ein Venetianischer Bürger/ Nahmens Pantheus/"
verfertiget hatte/ darinnen stunde verzeichnet/ daß das Glas eine Pur-"
purfarb von der Magnesie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern/"
als ich annoch ein Knab war/ und zu Ladron dazumahl mich auffhielte/"
daß/ so mir recht ist/ aus den Solodonischen Bergen etwas/ weiß nicht"
was/ ausgegraben/ und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher"
Materia man das Glas also schön und weiß machte/ daß es fast/ auff die"
Art gleich einem Crystall/ hell und rein anzusehen war/ und solches dann"
war an der Farb fast gleichwie ein Eysen gewesen. Mein anderer Lehr-"
meister lehrte mich das Glas/ mit Zusetzung auch einer eysenfarbichten"
Materia/ läutern und weiß machen/ also/ daß die Substantz der bey-"
den Ingredientien so fest vereiniget/ und zusammen verbunden wa-"
ren/ daß die Farben/ so davon vermischet/ noch andere Glassarben an-"
nahmen/ und selbige im Feuer reinigten; indem die eysenhafftige Ma-"
gnesie/ als welche die Hitze nicht erdulden kan/ ausrauchet/ auch die Un-"
reinigkeit des Glases mit sich nimmt/ und also selbiges/ gleichwie die"
Seiffe oder Lauge/ das leinerne Geräthe von allem Unflat saubert. "

Jch finde fast eine gleiche Meinung bey dem Aristotele, da er
handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth/ und weiset/ wie die Eigenschaf-
ten dieses Kraut/ den trüben Wein läutern und reinigen. Sonsten a-
ber ist zu wissen/ daß diese eysenhafftige Substantz/ so sie mit einen Me-
tall vermischet wird/ im Feuer nicht ausrauche/ sondern in kurtzer Zeit
(mit demselben) verkochet wird. Und dieses/ was bißhero gesaget wor-
den/ ist es/das wir von der Magnesie in acht genommen haben.

Jn
L l ij

Von der Glasmacher-Kunſt.
bend: Jn Cantabria wird auch ein Magnetſtein/ aber nicht der warhaf-„
tige gefunden/ an unterſchiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht/ ob„
ſolcher zum Glasſchmeltzen nuͤtzlich iſt/ denn es iſt/ ſo viel mir wiſſend/„
von memand annoch verſuchet worden; dieſes aber iſt mir wohl wiſſend„
daß ſolcher Stein/ gleich dem rechten Magnet/ das Eyſen ſcharff ma-„
chet.

Dieſe Magneſie nennet Cardanus im 5. Buch/ ſeiner Subtilitaͤ-
ten/ eine ſyderiſche Materia; mit was Grund er aber ſolches thut/ weiß
ich nicht. Jngleichen ſaget er/ und vielleicht aus Jrrthum/ daß ſie blau
ſeyn ſoll/ da ſie doch roth oder dunckel iſt. J. Scaliger bemercket in der
104. Exercit. §. 23. von dieſem des Cardani Ort nachfolgends: Was„
die Magneſie ſey/ ſaget er/ weiß und kenne ich nicht/ es kam mir aber ein„
geſchriebenes Buch/ vom Glasſchmeltzen handlend/ einsmahls unter„
die Hand/ welches ein Venetianiſcher Buͤrger/ Nahmens Pantheus/„
verfertiget hatte/ darinnen ſtunde verzeichnet/ daß das Glas eine Pur-„
purfarb von der Magneſie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern/„
als ich annoch ein Knab war/ und zu Ladron dazumahl mich auffhielte/„
daß/ ſo mir recht iſt/ aus den Solodoniſchen Bergen etwas/ weiß nicht„
was/ ausgegraben/ und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher„
Materia man das Glas alſo ſchoͤn und weiß machte/ daß es faſt/ auff die„
Art gleich einem Cryſtall/ hell und rein anzuſehen war/ und ſolches dañ„
war an der Farb faſt gleichwie ein Eyſen geweſen. Mein anderer Lehr-„
meiſter lehrte mich das Glas/ mit Zuſetzung auch einer eyſenfarbichten„
Materia/ laͤutern und weiß machen/ alſo/ daß die Subſtantz der bey-„
den Ingredientien ſo feſt vereiniget/ und zuſammen verbunden wa-„
ren/ daß die Farben/ ſo davon vermiſchet/ noch andere Glasſarben an-„
nahmen/ und ſelbige im Feuer reinigten; indem die eyſenhafftige Ma-„
gneſie/ als welche die Hitze nicht erdulden kan/ ausrauchet/ auch die Un-„
reinigkeit des Glaſes mit ſich nimmt/ und alſo ſelbiges/ gleichwie die„
Seiffe oder Lauge/ das leinerne Geraͤthe von allem Unflat ſaubert. „

Jch finde faſt eine gleiche Meinung bey dem Ariſtotele, da er
handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth/ und weiſet/ wie die Eigenſchaf-
ten dieſes Kraut/ den truͤben Wein laͤutern und reinigen. Sonſten a-
ber iſt zu wiſſen/ daß dieſe eyſenhafftige Subſtantz/ ſo ſie mit einen Me-
tall vermiſchet wird/ im Feuer nicht ausrauche/ ſondern in kurtzer Zeit
(mit demſelben) verkochet wird. Und dieſes/ was bißhero geſaget wor-
den/ iſt es/das wir von der Magneſie in acht genommen haben.

Jn
L l ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0313" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
bend: Jn <hi rendition="#aq">Cantabria</hi> wird auch ein Magnet&#x017F;tein/ aber nicht der warhaf-&#x201E;<lb/>
tige gefunden/ an unter&#x017F;chiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht/ ob&#x201E;<lb/>
&#x017F;olcher zum Glas&#x017F;chmeltzen nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t/ denn es i&#x017F;t/ &#x017F;o viel mir wi&#x017F;&#x017F;end/&#x201E;<lb/>
von memand annoch ver&#x017F;uchet worden; die&#x017F;es aber i&#x017F;t mir wohl wi&#x017F;&#x017F;end&#x201E;<lb/>
daß &#x017F;olcher Stein/ gleich dem rechten Magnet/ das Ey&#x017F;en &#x017F;charff ma-&#x201E;<lb/>
chet.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Magne&#x017F;ie nennet <hi rendition="#aq">Cardanus</hi> im 5. Buch/ &#x017F;einer Subtilita&#x0364;-<lb/>
ten/ eine &#x017F;yderi&#x017F;che Materia; mit was Grund er aber &#x017F;olches thut/ weiß<lb/>
ich nicht. Jngleichen &#x017F;aget er/ und vielleicht aus Jrrthum/ daß &#x017F;ie blau<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll/ da &#x017F;ie doch roth oder dunckel i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">J. Scaliger</hi> bemercket in der<lb/>
104. <hi rendition="#aq">Exercit.</hi> §. 23. von die&#x017F;em des <hi rendition="#aq">Cardani</hi> Ort nachfolgends: Was&#x201E;<lb/>
die Magne&#x017F;ie &#x017F;ey/ &#x017F;aget er/ weiß und kenne ich nicht/ es kam mir aber ein&#x201E;<lb/>
ge&#x017F;chriebenes Buch/ vom Glas&#x017F;chmeltzen handlend/ einsmahls unter&#x201E;<lb/>
die Hand/ welches ein Venetiani&#x017F;cher Bu&#x0364;rger/ Nahmens Pantheus/&#x201E;<lb/>
verfertiget hatte/ darinnen &#x017F;tunde verzeichnet/ daß das Glas eine Pur-&#x201E;<lb/>
purfarb von der Magne&#x017F;ie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern/&#x201E;<lb/>
als ich annoch ein Knab war/ und zu <hi rendition="#aq">Ladron</hi> dazumahl mich auffhielte/&#x201E;<lb/>
daß/ &#x017F;o mir recht i&#x017F;t/ aus den Solodoni&#x017F;chen Bergen etwas/ weiß nicht&#x201E;<lb/>
was/ ausgegraben/ und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher&#x201E;<lb/>
Materia man das Glas al&#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n und weiß machte/ daß es fa&#x017F;t/ auff die&#x201E;<lb/>
Art gleich einem Cry&#x017F;tall/ hell und rein anzu&#x017F;ehen war/ und &#x017F;olches dan&#x0303;&#x201E;<lb/>
war an der Farb fa&#x017F;t gleichwie ein Ey&#x017F;en gewe&#x017F;en. Mein anderer Lehr-&#x201E;<lb/>
mei&#x017F;ter lehrte mich das Glas/ mit Zu&#x017F;etzung auch einer ey&#x017F;enfarbichten&#x201E;<lb/>
Materia/ la&#x0364;utern und weiß machen/ al&#x017F;o/ daß die Sub&#x017F;tantz der bey-&#x201E;<lb/>
den <hi rendition="#aq">Ingredienti</hi>en &#x017F;o fe&#x017F;t vereiniget/ und zu&#x017F;ammen verbunden wa-&#x201E;<lb/>
ren/ daß die Farben/ &#x017F;o davon vermi&#x017F;chet/ noch andere Glas&#x017F;arben an-&#x201E;<lb/>
nahmen/ und &#x017F;elbige im Feuer reinigten; indem die ey&#x017F;enhafftige Ma-&#x201E;<lb/>
gne&#x017F;ie/ als welche die Hitze nicht erdulden kan/ ausrauchet/ auch die Un-&#x201E;<lb/>
reinigkeit des Gla&#x017F;es mit &#x017F;ich nimmt/ und al&#x017F;o &#x017F;elbiges/ gleichwie die&#x201E;<lb/>
Seiffe oder Lauge/ das leinerne Gera&#x0364;the von allem Unflat &#x017F;aubert. &#x201E;</p><lb/>
              <p>Jch finde fa&#x017F;t eine gleiche Meinung bey dem <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totele,</hi> da er<lb/>
handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth/ und wei&#x017F;et/ wie die Eigen&#x017F;chaf-<lb/>
ten die&#x017F;es Kraut/ den tru&#x0364;ben Wein la&#x0364;utern und reinigen. Son&#x017F;ten a-<lb/>
ber i&#x017F;t zu wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die&#x017F;e ey&#x017F;enhafftige Sub&#x017F;tantz/ &#x017F;o &#x017F;ie mit einen Me-<lb/>
tall vermi&#x017F;chet wird/ im Feuer nicht ausrauche/ &#x017F;ondern in kurtzer Zeit<lb/>
(mit dem&#x017F;elben) verkochet wird. Und die&#x017F;es/ was bißhero ge&#x017F;aget wor-<lb/>
den/ i&#x017F;t es/das wir von der Magne&#x017F;ie in acht genommen haben.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">L l ij</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0313] Von der Glasmacher-Kunſt. bend: Jn Cantabria wird auch ein Magnetſtein/ aber nicht der warhaf-„ tige gefunden/ an unterſchiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht/ ob„ ſolcher zum Glasſchmeltzen nuͤtzlich iſt/ denn es iſt/ ſo viel mir wiſſend/„ von memand annoch verſuchet worden; dieſes aber iſt mir wohl wiſſend„ daß ſolcher Stein/ gleich dem rechten Magnet/ das Eyſen ſcharff ma-„ chet. Dieſe Magneſie nennet Cardanus im 5. Buch/ ſeiner Subtilitaͤ- ten/ eine ſyderiſche Materia; mit was Grund er aber ſolches thut/ weiß ich nicht. Jngleichen ſaget er/ und vielleicht aus Jrrthum/ daß ſie blau ſeyn ſoll/ da ſie doch roth oder dunckel iſt. J. Scaliger bemercket in der 104. Exercit. §. 23. von dieſem des Cardani Ort nachfolgends: Was„ die Magneſie ſey/ ſaget er/ weiß und kenne ich nicht/ es kam mir aber ein„ geſchriebenes Buch/ vom Glasſchmeltzen handlend/ einsmahls unter„ die Hand/ welches ein Venetianiſcher Buͤrger/ Nahmens Pantheus/„ verfertiget hatte/ darinnen ſtunde verzeichnet/ daß das Glas eine Pur-„ purfarb von der Magneſie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern/„ als ich annoch ein Knab war/ und zu Ladron dazumahl mich auffhielte/„ daß/ ſo mir recht iſt/ aus den Solodoniſchen Bergen etwas/ weiß nicht„ was/ ausgegraben/ und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher„ Materia man das Glas alſo ſchoͤn und weiß machte/ daß es faſt/ auff die„ Art gleich einem Cryſtall/ hell und rein anzuſehen war/ und ſolches dañ„ war an der Farb faſt gleichwie ein Eyſen geweſen. Mein anderer Lehr-„ meiſter lehrte mich das Glas/ mit Zuſetzung auch einer eyſenfarbichten„ Materia/ laͤutern und weiß machen/ alſo/ daß die Subſtantz der bey-„ den Ingredientien ſo feſt vereiniget/ und zuſammen verbunden wa-„ ren/ daß die Farben/ ſo davon vermiſchet/ noch andere Glasſarben an-„ nahmen/ und ſelbige im Feuer reinigten; indem die eyſenhafftige Ma-„ gneſie/ als welche die Hitze nicht erdulden kan/ ausrauchet/ auch die Un-„ reinigkeit des Glaſes mit ſich nimmt/ und alſo ſelbiges/ gleichwie die„ Seiffe oder Lauge/ das leinerne Geraͤthe von allem Unflat ſaubert. „ Jch finde faſt eine gleiche Meinung bey dem Ariſtotele, da er handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth/ und weiſet/ wie die Eigenſchaf- ten dieſes Kraut/ den truͤben Wein laͤutern und reinigen. Sonſten a- ber iſt zu wiſſen/ daß dieſe eyſenhafftige Subſtantz/ ſo ſie mit einen Me- tall vermiſchet wird/ im Feuer nicht ausrauche/ ſondern in kurtzer Zeit (mit demſelben) verkochet wird. Und dieſes/ was bißhero geſaget wor- den/ iſt es/das wir von der Magneſie in acht genommen haben. Jn L l ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/313
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/313>, abgerufen am 24.11.2024.