Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.Von der Glasmacher-Kunst. gen/ und mit denenselbigen vereiniget werden; andere dergleichen un-zehliche Nutzen zu geschweigen; als unterschiedliche Gradationes, welche sie entweder gantz simpliciter allein/ oder eine mit der andern vermischet- annehmen. Die blaue Farb ist fast in allen Künsten/ die mit solcher Farb zu Es ist fast ein sonderbahres Wunder/ und ohne grosses Geheim- Ob nun wohl die eigentliche und natürliche Farb des Kupffers/ schieden M m
Von der Glasmacher-Kunſt. gen/ und mit denenſelbigen vereiniget werden; andere dergleichen un-zehliche Nutzen zu geſchweigen; als unterſchiedliche Gradationes, welche ſie entweder gantz ſimpliciter allein/ oder eine mit der andern vermiſchet- annehmen. Die blaue Farb iſt faſt in allen Kuͤnſten/ die mit ſolcher Farb zu Es iſt faſt ein ſonderbahres Wunder/ und ohne groſſes Geheim- Ob nun wohl die eigentliche und natuͤrliche Farb des Kupffers/ ſchieden M m
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Von der Glasmacher-Kunſt.
gen/ und mit denenſelbigen vereiniget werden; andere dergleichen un-
zehliche Nutzen zu geſchweigen; als unterſchiedliche Gradationes, welche
ſie entweder gantz ſimpliciter allein/ oder eine mit der andern vermiſchet-
annehmen.
Die blaue Farb iſt faſt in allen Kuͤnſten/ die mit ſolcher Farb zu
thun haben/ gantz einfach im Gebrauch; die gruͤne Farb aber wird in
der nuͤtzlichen Faͤrbereykunſt/ aus blau und gelb/ oder andern Farben
zuſammen geſetzet/ und gebrauchet. Andere Kuͤnſte hingegen nehmen
dieſe Farb auch nur einfach: Dieſe beyde/ ſo wohl die gruͤne/ als die
blaue Farb/ werden aus einerley Materia/ nehmlich dem Kupffer oder
Kupfferertz auff mancherley Weis bereitet und zu wege gebracht.
Es iſt faſt ein ſonderbahres Wunder/ und ohne groſſes Geheim-
niß nicht anzuſehen/ wie offtmals im Gebrauch einerley Materia/ auff
eine faſt leichte und kaum vermerckliche Weis/ dieſe oder jene Farbe
werde/ und erſcheine; welches die Scheidkuͤnſtler und Metallenreiniger
taͤglich erfahren und innen werden/ indem ſie vielmahls aus einerley
Qvantitaͤt des Aqvæfortis, der Kupfferblech/ und weiſſen Farb/ das al-
lerſchoͤnſte Blaue- oder Hell- und Gelbgruͤne zu wegen bringen; Von
ſolchen aber wiſſen ſie keine Veraͤnderungs-Urſachen zu geben/ vermoͤ-
gen auch nicht/ als ohne groſſen Verluſt ihrer Sachen/ an ſtat des gruͤ-
nen/ die ſchoͤne blaue Farb erlangen/ als welche viel hoͤher weder jene
geachtet wird.
Ob nun wohl die eigentliche und natuͤrliche Farb des Kupffers/
die Meerfarb iſt/ weiln ſolche aus beyden/ nemlich gruͤn und blau zu-
ſammen geſetzet/ ſo iſt es doch mehr zur gruͤnen Farb/ als zur blauen ge-
neiget; im uͤbrigen iſt das meiſte an den auffloͤſenden Menſtruis gelegen/
denn der Gruͤnſpan/ welcher aus dem Kupfferblechen/ mit Weinbee-
ren oder Troͤſtern unter die Erden vergraben/ bereitet wird/ erlanget
eine gruͤne Farbe; Allein der Calcanth/ oder das Kupfferwaſſer/ aus
Kupffer bereitet/ und der Liqvor des Feuerſteins oder Pyritis, ſo ſie im
Waſſer auffgeloͤſet werden/ geben in den Dantziger/ Hungariſchen und
Cvpriſchen Vitriol/ eine blaue Farb; welches nirgends anders herkom̃etz/
als von Auffloͤſung der Materie/ in duͤnnere und ſubtilere Theile/ wie auch
von der unterſchiedlichen Textur oder Gewuͤrck der Atomialiſchen Par-
ticuln/ in der gedachten diſſolvirten Materia: die Urſach aber/ warumb
das Ertz eine hoͤhere Blaue giebet/ als das Kupffer/ beduͤncket mich dieſe
zu ſeyn/ daß der Gallmeyſtein/ als in welchen ſie eintzig und allein unter-
ſchieden
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