Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Glasmacher-Kunst.
tore; ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor-
den/ daß solche aus Zaffera und Seiffensieder-Aschen/ indem sie beyde
mit einander gecalciniret/ bereitet werde/ in einen Ofen/ welcher in der
Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter
Glasmacher sagte/ daß sie/ auff solche Weise/ von ihm/ in Teutschland
wäre bereitet worden; Von diesem aber/ und allen andern natürlichen
und künstlichen Farben/ soll geliebts Gott künfftig ein mehrers/ in einen
sonderlichen hierzu gehörigen Tractat/ gehandelt werden.

Das Gold verhindert die Effervescentz des Glases.

Wenn man/ auff gleiche Weise/ in den Topff eines siedenden
Zuckers/etwas wenig von Oehl oder Unschlit thut/ so wird er nicht über-
lauffen/ ungeachtet der Zucker mit Gewalt über sich steiget.

Das 74. Capitel.

DJese Manier das Berg-Crystall zu tingiren/ lehret und zeiget an/
die warhafftige und eigentliche Art/ auff was Weise der Opal/ A-
chat/ Jaspis/ Chrysolit/ Calcedonier/ Marmor und dergleichen/ die
Mannigfaltigkeit der Farben/ die sie haben/ bekommen: nemlich von
der Exhalation der Mineralien/ als von welchen die darüber geworffe-
ne Materia angegriffen wird/ nicht anders/ gleich wie der Crystallen-
Cörper von dem Auripigment, (welches von der Gewalt des Feuers
beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird.

Wann nun die Materia des Steins erstlich flüßig/ und dahero
der Tinctur fähig/ auch ein solches Einfassungs-Ort hat/ aus welchen
ein dergleichen einfache Exhalation gehet/ so wird auch alsdann die Farb
einfach und simpel seyn; ist aber diese Exhalation mancherley/ so wird
auch die Farb/ nach Art des auffsteigenden Rauches/ mannichfaltig
seyn.

Die Warheit dieses Dinges wird durch stetige Beobachtung in
denen grössern durchsichtigen Steinen bestetiget/ als bey welchen ein
Theil mit einer natürlichen Farb getingiret/ hingegen ein anderer Theil
von allen Farben entblöset/ und gleich einem Eys durchsichtig ist. Also
stellet der gantze Stein die Gestalt eines gefrornen Wassers vor/ als
dessen Theil/ welcher am ersten completiret/ empfindet und empfänget
den Zugang der Farbe/ die übrigen Theile aber nicht also; welches man

bey
O o iij

Von der Glasmacher-Kunſt.
tore; ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor-
den/ daß ſolche aus Zaffera und Seiffenſieder-Aſchen/ indem ſie beyde
mit einander gecalciniret/ bereitet werde/ in einen Ofen/ welcher in der
Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter
Glasmacher ſagte/ daß ſie/ auff ſolche Weiſe/ von ihm/ in Teutſchland
waͤre bereitet worden; Von dieſem aber/ und allen andern natuͤrlichen
und kuͤnſtlichen Farben/ ſoll geliebts Gott kuͤnfftig ein mehrers/ in einen
ſonderlichen hierzu gehoͤrigen Tractat/ gehandelt werden.

Das Gold verhindert die Efferveſcentz des Glaſes.

Wenn man/ auff gleiche Weiſe/ in den Topff eines ſiedenden
Zuckers/etwas wenig von Oehl oder Unſchlit thut/ ſo wird er nicht uͤber-
lauffen/ ungeachtet der Zucker mit Gewalt uͤber ſich ſteiget.

Das 74. Capitel.

DJeſe Manier das Berg-Cryſtall zu tingiren/ lehret und zeiget an/
die warhafftige und eigentliche Art/ auff was Weiſe der Opal/ A-
chat/ Jaſpis/ Chryſolit/ Calcedonier/ Marmor und dergleichen/ die
Mannigfaltigkeit der Farben/ die ſie haben/ bekommen: nemlich von
der Exhalation der Mineralien/ als von welchen die daruͤber geworffe-
ne Materia angegriffen wird/ nicht anders/ gleich wie der Cryſtallen-
Coͤrper von dem Auripigment, (welches von der Gewalt des Feuers
beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird.

Wann nun die Materia des Steins erſtlich fluͤßig/ und dahero
der Tinctur faͤhig/ auch ein ſolches Einfaſſungs-Ort hat/ aus welchen
ein dergleichen einfache Exhalation gehet/ ſo wird auch alsdann die Farb
einfach und ſimpel ſeyn; iſt aber dieſe Exhalation mancherley/ ſo wird
auch die Farb/ nach Art des auffſteigenden Rauches/ mannichfaltig
ſeyn.

Die Warheit dieſes Dinges wird durch ſtetige Beobachtung in
denen groͤſſern durchſichtigen Steinen beſtetiget/ als bey welchen ein
Theil mit einer natuͤrlichen Farb getingiret/ hingegen ein anderer Theil
von allen Farben entbloͤſet/ und gleich einem Eys durchſichtig iſt. Alſo
ſtellet der gantze Stein die Geſtalt eines gefrornen Waſſers vor/ als
deſſen Theil/ welcher am erſten completiret/ empfindet und empfaͤnget
den Zugang der Farbe/ die uͤbrigen Theile aber nicht alſo; welches man

bey
O o iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0339" n="295"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Glasmacher-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tore;</hi> ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor-<lb/>
den/ daß &#x017F;olche aus <hi rendition="#aq">Zaffera</hi> und Seiffen&#x017F;ieder-A&#x017F;chen/ indem &#x017F;ie beyde<lb/>
mit einander gecalciniret/ bereitet werde/ in einen Ofen/ welcher in der<lb/>
Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter<lb/>
Glasmacher &#x017F;agte/ daß &#x017F;ie/ auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e/ von ihm/ in Teut&#x017F;chland<lb/>
wa&#x0364;re bereitet worden; Von die&#x017F;em aber/ und allen andern natu&#x0364;rlichen<lb/>
und ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Farben/ &#x017F;oll geliebts Gott ku&#x0364;nfftig ein mehrers/ in einen<lb/>
&#x017F;onderlichen hierzu geho&#x0364;rigen Tractat/ gehandelt werden.</p><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#b">Das Gold verhindert die</hi> <hi rendition="#aq">Efferve&#x017F;cen</hi> <hi rendition="#b">tz des Gla&#x017F;es.</hi> </head><lb/>
                <p>Wenn man/ auff gleiche Wei&#x017F;e/ in den Topff eines &#x017F;iedenden<lb/>
Zuckers/etwas wenig von Oehl oder Un&#x017F;chlit thut/ &#x017F;o wird er nicht u&#x0364;ber-<lb/>
lauffen/ ungeachtet der Zucker mit Gewalt u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;teiget.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Das 74. Capitel.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;e Manier das Berg-Cry&#x017F;tall zu tingiren/ lehret und zeiget an/<lb/>
die warhafftige und eigentliche Art/ auff was Wei&#x017F;e der Opal/ A-<lb/>
chat/ Ja&#x017F;pis/ Chry&#x017F;olit/ Calcedonier/ Marmor und dergleichen/ die<lb/>
Mannigfaltigkeit der Farben/ die &#x017F;ie haben/ bekommen: nemlich von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Exhalation</hi> der Mineralien/ als von welchen die daru&#x0364;ber geworffe-<lb/>
ne Materia angegriffen wird/ nicht anders/ gleich wie der Cry&#x017F;tallen-<lb/>
Co&#x0364;rper von dem <hi rendition="#aq">Auripigment,</hi> (welches von der Gewalt des Feuers<lb/>
beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird.</p><lb/>
              <p>Wann nun die Materia des Steins er&#x017F;tlich flu&#x0364;ßig/ und dahero<lb/>
der Tinctur fa&#x0364;hig/ auch ein &#x017F;olches Einfa&#x017F;&#x017F;ungs-Ort hat/ aus welchen<lb/>
ein dergleichen einfache <hi rendition="#aq">Exhalation</hi> gehet/ &#x017F;o wird auch alsdann die Farb<lb/>
einfach und &#x017F;impel &#x017F;eyn; i&#x017F;t aber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Exhalation</hi> mancherley/ &#x017F;o wird<lb/>
auch die Farb/ nach Art des auff&#x017F;teigenden Rauches/ mannichfaltig<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Die Warheit die&#x017F;es Dinges wird durch &#x017F;tetige Beobachtung in<lb/>
denen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern durch&#x017F;ichtigen Steinen be&#x017F;tetiget/ als bey welchen ein<lb/>
Theil mit einer natu&#x0364;rlichen Farb getingiret/ hingegen ein anderer Theil<lb/>
von allen Farben entblo&#x0364;&#x017F;et/ und gleich einem Eys durch&#x017F;ichtig i&#x017F;t. Al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;tellet der gantze Stein die Ge&#x017F;talt eines gefrornen Wa&#x017F;&#x017F;ers vor/ als<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Theil/ welcher am er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">completi</hi>ret/ empfindet und empfa&#x0364;nget<lb/>
den Zugang der Farbe/ die u&#x0364;brigen Theile aber nicht al&#x017F;o; welches man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o iij</fw><fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0339] Von der Glasmacher-Kunſt. tore; ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor- den/ daß ſolche aus Zaffera und Seiffenſieder-Aſchen/ indem ſie beyde mit einander gecalciniret/ bereitet werde/ in einen Ofen/ welcher in der Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter Glasmacher ſagte/ daß ſie/ auff ſolche Weiſe/ von ihm/ in Teutſchland waͤre bereitet worden; Von dieſem aber/ und allen andern natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Farben/ ſoll geliebts Gott kuͤnfftig ein mehrers/ in einen ſonderlichen hierzu gehoͤrigen Tractat/ gehandelt werden. Das Gold verhindert die Efferveſcentz des Glaſes. Wenn man/ auff gleiche Weiſe/ in den Topff eines ſiedenden Zuckers/etwas wenig von Oehl oder Unſchlit thut/ ſo wird er nicht uͤber- lauffen/ ungeachtet der Zucker mit Gewalt uͤber ſich ſteiget. Das 74. Capitel. DJeſe Manier das Berg-Cryſtall zu tingiren/ lehret und zeiget an/ die warhafftige und eigentliche Art/ auff was Weiſe der Opal/ A- chat/ Jaſpis/ Chryſolit/ Calcedonier/ Marmor und dergleichen/ die Mannigfaltigkeit der Farben/ die ſie haben/ bekommen: nemlich von der Exhalation der Mineralien/ als von welchen die daruͤber geworffe- ne Materia angegriffen wird/ nicht anders/ gleich wie der Cryſtallen- Coͤrper von dem Auripigment, (welches von der Gewalt des Feuers beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird. Wann nun die Materia des Steins erſtlich fluͤßig/ und dahero der Tinctur faͤhig/ auch ein ſolches Einfaſſungs-Ort hat/ aus welchen ein dergleichen einfache Exhalation gehet/ ſo wird auch alsdann die Farb einfach und ſimpel ſeyn; iſt aber dieſe Exhalation mancherley/ ſo wird auch die Farb/ nach Art des auffſteigenden Rauches/ mannichfaltig ſeyn. Die Warheit dieſes Dinges wird durch ſtetige Beobachtung in denen groͤſſern durchſichtigen Steinen beſtetiget/ als bey welchen ein Theil mit einer natuͤrlichen Farb getingiret/ hingegen ein anderer Theil von allen Farben entbloͤſet/ und gleich einem Eys durchſichtig iſt. Alſo ſtellet der gantze Stein die Geſtalt eines gefrornen Waſſers vor/ als deſſen Theil/ welcher am erſten completiret/ empfindet und empfaͤnget den Zugang der Farbe/ die uͤbrigen Theile aber nicht alſo; welches man bey O o iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/339
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/339>, abgerufen am 24.11.2024.