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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.
und wiewohl diese eine blaue Farb geben/ so sie zwischen der Hand/ oder
einen Papier/ oder Tuch zerrieben werden/ so wird doch aus ihnen eine
schöne grüne Farb bereitet.

Die Art und Weis die Farben durch die Distillation zu extrahi-
ren/ ist heutiges Tages sehr wohl bekannt/ und gebräuchlich: denn es
werden alle Chymisch-bereitete Spiritus weiß/ wann sie im Distilliren in
die Höhe steigen/ und werden getingiret in der Infusion solcher Materiali-
en/ welche eine Farb bey sich haben; auff solche Weis ist auch in der Lon-
dischen Apothecken der Spiritus Lavandulae compositus getingiret; Jtem
das componirte Mohnwasser/ das Mariendistel-Wasser/ und derglei-
chen: zu deme so lehren fast alle Apothecker/ solche/ unsers Autoris Ma-
nier.

Es ist aber zu wissen/ daß diese extraction, des so genannten getin-
girten Spiritus Vini, eine gantz todte Farbe gebe/ welche nichts nutze ist/
es seye dann/ daß solche in geringer Qvantität und bey einer gemäßigten
Wärme des B. M. geschehe: denn es machet die allzu starcke Wärme/ die
Vegetabilischen Farben schwartz/ auch verliehret der Lasurstein selb-
sten/ ob er schon hart ist/ seine Farb/ durch eine allzu starcke Hitze.

Das 111. Capitel.

DJese unsers Autoris beschriebene Manier/ eine blaue Farb zu be-
reiten/ habe ich einsmahls versuchet/ allein es ist mir nichts anders
daraus worden/ als daß ich die blaugelblichte Farb/ zum irdenen Geschir-
ren dienend/ verderbet habe.

Es nennet unser Autor diese Farb die Teutsche Blaue/ solches thut
auch Brellus l. 11. c. 106. da sie doch bey denen Teutschen nicht im Gebrauch
ist/ weiln sie sonst die blaue viel leichter und schöner haben können: allein es
nimmt annoch dieser letztere zu den Schwefel des Salmiacs nur vier Theil
darzu; dergleichen andere Farben mehr sind bey dem gedachten Birello
zu finden.

Das 112. Capitel.

Dem Türckis seine verlohrne Farb wieder zu geben.

HJeran will ich schier zweiffeln; denn ich habe einsmahl vernommen/
als ob diese Sach nicht angehen solle; Jedoch aber ist vielleicht die
Manier/ dergleichen mit dem Türckis zu thun/ wie Isabel Cartesia l. 3.

c. 53.
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Von der Glasmacher-Kunſt.
und wiewohl dieſe eine blaue Farb geben/ ſo ſie zwiſchen der Hand/ oder
einen Papier/ oder Tuch zerrieben werden/ ſo wird doch aus ihnen eine
ſchoͤne gruͤne Farb bereitet.

Die Art und Weis die Farben durch die Diſtillation zu extrahi-
ren/ iſt heutiges Tages ſehr wohl bekannt/ und gebraͤuchlich: denn es
werden alle Chymiſch-bereitete Spiritus weiß/ wann ſie im Diſtilliren in
die Hoͤhe ſteigen/ und werdẽ getingiret in der Infuſion ſolcher Materiali-
en/ welche eine Farb bey ſich haben; auff ſolche Weis iſt auch in der Lon-
diſchen Apothecken der Spiritus Lavandulæ compoſitus getingiret; Jtem
das componirte Mohnwaſſer/ das Mariendiſtel-Waſſer/ und derglei-
chen: zu deme ſo lehren faſt alle Apothecker/ ſolche/ unſers Autoris Ma-
nier.

Es iſt aber zu wiſſen/ daß dieſe extraction, des ſo genannten getin-
girten Spiritus Vini, eine gantz todte Farbe gebe/ welche nichts nutze iſt/
es ſeye dann/ daß ſolche in geringer Qvantitaͤt und bey einer gemaͤßigten
Waͤrme des B. M. geſchehe: denn es machet die allzu ſtarcke Waͤrme/ die
Vegetabiliſchen Farben ſchwartz/ auch verliehret der Laſurſtein ſelb-
ſten/ ob er ſchon hart iſt/ ſeine Farb/ durch eine allzu ſtarcke Hitze.

Das 111. Capitel.

DJeſe unſers Autoris beſchriebene Manier/ eine blaue Farb zu be-
reiten/ habe ich einsmahls verſuchet/ allein es iſt mir nichts anders
daraus worden/ als daß ich die blaugelblichte Farb/ zum irdenen Geſchir-
ren dienend/ verderbet habe.

Es nennet unſer Autor dieſe Farb die Teutſche Blaue/ ſolches thut
auch Brellus l. 11. c. 106. da ſie doch bey denen Teutſchen nicht im Gebrauch
iſt/ weiln ſie ſonſt die blaue viel leichter und ſchoͤner haben koͤñen: allein es
nim̃t annoch dieſer letztere zu den Schwefel des Salmiacs nur vier Theil
darzu; dergleichen andere Farben mehr ſind bey dem gedachten Birello
zu finden.

Das 112. Capitel.

Dem Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder zu geben.

HJeran will ich ſchier zweiffeln; denn ich habe einsmahl vernommen/
als ob dieſe Sach nicht angehen ſolle; Jedoch aber iſt vielleicht die
Manier/ dergleichen mit dem Tuͤrckis zu thun/ wie Iſabel Carteſia l. 3.

c. 53.
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[309/0353] Von der Glasmacher-Kunſt. und wiewohl dieſe eine blaue Farb geben/ ſo ſie zwiſchen der Hand/ oder einen Papier/ oder Tuch zerrieben werden/ ſo wird doch aus ihnen eine ſchoͤne gruͤne Farb bereitet. Die Art und Weis die Farben durch die Diſtillation zu extrahi- ren/ iſt heutiges Tages ſehr wohl bekannt/ und gebraͤuchlich: denn es werden alle Chymiſch-bereitete Spiritus weiß/ wann ſie im Diſtilliren in die Hoͤhe ſteigen/ und werdẽ getingiret in der Infuſion ſolcher Materiali- en/ welche eine Farb bey ſich haben; auff ſolche Weis iſt auch in der Lon- diſchen Apothecken der Spiritus Lavandulæ compoſitus getingiret; Jtem das componirte Mohnwaſſer/ das Mariendiſtel-Waſſer/ und derglei- chen: zu deme ſo lehren faſt alle Apothecker/ ſolche/ unſers Autoris Ma- nier. Es iſt aber zu wiſſen/ daß dieſe extraction, des ſo genannten getin- girten Spiritus Vini, eine gantz todte Farbe gebe/ welche nichts nutze iſt/ es ſeye dann/ daß ſolche in geringer Qvantitaͤt und bey einer gemaͤßigten Waͤrme des B. M. geſchehe: denn es machet die allzu ſtarcke Waͤrme/ die Vegetabiliſchen Farben ſchwartz/ auch verliehret der Laſurſtein ſelb- ſten/ ob er ſchon hart iſt/ ſeine Farb/ durch eine allzu ſtarcke Hitze. Das 111. Capitel. DJeſe unſers Autoris beſchriebene Manier/ eine blaue Farb zu be- reiten/ habe ich einsmahls verſuchet/ allein es iſt mir nichts anders daraus worden/ als daß ich die blaugelblichte Farb/ zum irdenen Geſchir- ren dienend/ verderbet habe. Es nennet unſer Autor dieſe Farb die Teutſche Blaue/ ſolches thut auch Brellus l. 11. c. 106. da ſie doch bey denen Teutſchen nicht im Gebrauch iſt/ weiln ſie ſonſt die blaue viel leichter und ſchoͤner haben koͤñen: allein es nim̃t annoch dieſer letztere zu den Schwefel des Salmiacs nur vier Theil darzu; dergleichen andere Farben mehr ſind bey dem gedachten Birello zu finden. Das 112. Capitel. Dem Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder zu geben. HJeran will ich ſchier zweiffeln; denn ich habe einsmahl vernommen/ als ob dieſe Sach nicht angehen ſolle; Jedoch aber iſt vielleicht die Manier/ dergleichen mit dem Tuͤrckis zu thun/ wie Iſabel Carteſia l. 3. c. 53. Qq ij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/353>, abgerufen am 24.11.2024.