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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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über die Merrettischen Anmerckungen.
reitet werden; wie mir denn dergleichen selbst bewust/ ja ich
will einen gantz durchsichtigen Becher aus den Silber ma-
chen/ welcher sich doch mit allerhand Figuren soll stechen und
graben/ ja guten Theils hämmern lassen.

Hier wird vielleicht bald einer sagen/ es wäre nichts
neues eine Luna Cornua zu machen; aber versuch es zu erst/
und bringe es mit solcher Klarheit oder Durchsichtigkeit in
die Forme eines Bechers/ daß man den Wein und Bier dar-
inn erkennen kan; du wirst gewiß noch neues genug daran
finden.

Welche aber in dieser Meinung stecken/ nehmlich/ daß
ein solcher/ der den Lapidem Philosophorum hat/ auch das
Glas geschmeidig machen könne/ die haben keinen Grund. Jch
will aber nur dieses sagen: Entweder der Lapis Philosopho-
rum
ist nie in Rerum Natura gewesen/ oder es müste ja etwan
einer ein Gedächtniß von einem solchen Wunder-Glas hinter
sich gelassen haben/ weiln man doch noch wol andere Spuh-
ren von diesem Stein findet; ich solte auch meinen/ daß Theo-
phrastus,
dem die Natur gewiß mehr bekannt gewest/ als wol
vielleicht hundert derjenigen/ die ihn meistern und carpiren;
ja der bißhero auch wenig seines gleichen gehabt/ solte es
etwan auch gewust und davon geschrieben oder Nachricht ge-
geben haben.

Unser Commentator, Herr D. Merrett/ setzet unter an-
dern aus dem Libavio, es hätte derselbe angemercket/ daß die
Glasmacher meistentheils bleich/ ungesund und kurtzen Le-
bens wären; auch von Wein und Bier gar leichte truncken
würden: Darauff berichte ich J. K. der ich von Jugend auff
bey und umb sie er zogen/ daß ich sie/ die Glaßmacher/ eine Art
der härtesten und gesundesten Leute/ die fast seyn können/ be-
funden/ ja aus langwürigen Umbgang mit ihnen/ ange-
merckt habe/ daß selten einer jung stirbt/ und daß ihnen keine
Travallien/ weder von Hitze noch Kälte zu schwer fallen/ als

welche
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uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen.
reitet werden; wie mir denn dergleichen ſelbſt bewuſt/ ja ich
will einen gantz durchſichtigen Becher aus den Silber ma-
chen/ welcher ſich doch mit allerhand Figuren ſoll ſtechen und
graben/ ja guten Theils haͤmmern laſſen.

Hier wird vielleicht bald einer ſagen/ es waͤre nichts
neues eine Luna Cornua zu machen; aber verſuch es zu erſt/
und bringe es mit ſolcher Klarheit oder Durchſichtigkeit in
die Forme eines Bechers/ daß man den Wein und Bier dar-
inn erkennen kan; du wirſt gewiß noch neues genug daran
finden.

Welche aber in dieſer Meinung ſtecken/ nehmlich/ daß
ein ſolcher/ der den Lapidem Philoſophorum hat/ auch das
Glas geſchmeidig machen koͤñe/ die haben keinen Grund. Jch
will aber nur dieſes ſagen: Entweder der Lapis Philoſopho-
rum
iſt nie in Rerum Natura geweſen/ oder es muͤſte ja etwan
einer ein Gedaͤchtniß von einem ſolchen Wunder-Glas hinter
ſich gelaſſen haben/ weiln man doch noch wol andere Spuh-
ren von dieſem Stein findet; ich ſolte auch meinen/ daß Theo-
phraſtus,
dem die Natur gewiß mehr bekannt geweſt/ als wol
vielleicht hundert derjenigen/ die ihn meiſtern und carpiren;
ja der bißhero auch wenig ſeines gleichen gehabt/ ſolte es
etwan auch gewuſt und davon geſchrieben oder Nachricht ge-
geben haben.

Unſer Commentator, Herr D. Merrett/ ſetzet unter an-
dern aus dem Libavio, es haͤtte derſelbe angemercket/ daß die
Glasmacher meiſtentheils bleich/ ungeſund und kurtzen Le-
bens waͤren; auch von Wein und Bier gar leichte truncken
wuͤrden: Darauff berichte ich J. K. der ich von Jugend auff
bey und umb ſie er zogen/ daß ich ſie/ die Glaßmacher/ eine Art
der haͤrteſten und geſundeſten Leute/ die faſt ſeyn koͤnnen/ be-
funden/ ja aus langwuͤrigen Umbgang mit ihnen/ ange-
merckt habe/ daß ſelten einer jung ſtirbt/ und daß ihnen keine
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[343/0397] uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen. reitet werden; wie mir denn dergleichen ſelbſt bewuſt/ ja ich will einen gantz durchſichtigen Becher aus den Silber ma- chen/ welcher ſich doch mit allerhand Figuren ſoll ſtechen und graben/ ja guten Theils haͤmmern laſſen. Hier wird vielleicht bald einer ſagen/ es waͤre nichts neues eine Luna Cornua zu machen; aber verſuch es zu erſt/ und bringe es mit ſolcher Klarheit oder Durchſichtigkeit in die Forme eines Bechers/ daß man den Wein und Bier dar- inn erkennen kan; du wirſt gewiß noch neues genug daran finden. Welche aber in dieſer Meinung ſtecken/ nehmlich/ daß ein ſolcher/ der den Lapidem Philoſophorum hat/ auch das Glas geſchmeidig machen koͤñe/ die haben keinen Grund. Jch will aber nur dieſes ſagen: Entweder der Lapis Philoſopho- rum iſt nie in Rerum Natura geweſen/ oder es muͤſte ja etwan einer ein Gedaͤchtniß von einem ſolchen Wunder-Glas hinter ſich gelaſſen haben/ weiln man doch noch wol andere Spuh- ren von dieſem Stein findet; ich ſolte auch meinen/ daß Theo- phraſtus, dem die Natur gewiß mehr bekannt geweſt/ als wol vielleicht hundert derjenigen/ die ihn meiſtern und carpiren; ja der bißhero auch wenig ſeines gleichen gehabt/ ſolte es etwan auch gewuſt und davon geſchrieben oder Nachricht ge- geben haben. Unſer Commentator, Herr D. Merrett/ ſetzet unter an- dern aus dem Libavio, es haͤtte derſelbe angemercket/ daß die Glasmacher meiſtentheils bleich/ ungeſund und kurtzen Le- bens waͤren; auch von Wein und Bier gar leichte truncken wuͤrden: Darauff berichte ich J. K. der ich von Jugend auff bey und umb ſie er zogen/ daß ich ſie/ die Glaßmacher/ eine Art der haͤrteſten und geſundeſten Leute/ die faſt ſeyn koͤnnen/ be- funden/ ja aus langwuͤrigen Umbgang mit ihnen/ ange- merckt habe/ daß ſelten einer jung ſtirbt/ und daß ihnen keine Travallien/ weder von Hitze noch Kaͤlte zu ſchwer fallen/ als welche U u iij

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/397>, abgerufen am 24.11.2024.