Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

An den Leser.
anfügen wollen/ sindgleich solche zur Glas-Kunst nicht eben alle dienlich/
so seynd sie doch auch dazu nicht undienlich: auffs wenigste seynd sie eini-
gen/ die der Glaskunst nicht entbehren können (wie denn derselben we-
nig seyn werden) angenehm/ welche ich auch hiermit versichere/ daß es
lauter solche Sachen seyn/ die durch meine eigene Hand gegangen/ wel-
che auch/ ob sie gleich noch so gering scheinen/ (weil sie die Praxin oder
vielmehr die natürliche Warheit zum Grund haben) leichte zu etwas
grössers leiten können; ja ob auch welche wären/ die zum Theil vor unnü-
tze Dinge zu halten/ so weiß ich doch/ daß das geringste davon/ als ein Ex-
periment
eine weit mehrere Warheit und Nutzen hat/ als alle Subtilitäten
die F. G. in seinen Neri, so wohl mit Worten als in Figuren vorgestellt/
wie die Erfahrung endlich beweisen wird.

Dem aber/ der es vor eine Nothwendigkeit hält/ diese meine wohlge-
meinte Arbeit gering zu achten/ oder zu verachten der soll wissen/ daß ich solche
theils selber (ausser daß ich sage/ es sind Experimenta) niemahls sehr hoch/
oder vielanders als gering geschätzt/ ja daß er hierinnen mir nicht so sehr zu
wider/ sondern bey nahe einerley Sinnes ist; Nur bitte ich ihn gleichwol
dieses (er sey/ wer er sey) er wolle sich doch großgünstig belieben lassen/ dem
gemeinen Nutzen etwas bessers vorzustellen/ oder biß dasselbe geschicht/ mit
seinen Urtheil inne halten; Bringt er aber was bessers vor/ so will ich
das meinige gerne und willig/ solts auch offentlich geschehen/ verachten
lassen. Jmmittelst getröste ich mich meiner guten Intention, welche ist:
durch falsche und betrügliche Vorstellungen/ Speculationes oder Pro-
cefle
niemand umb die edle Zeit/ noch umb sein Geld zu bringen/ oder
mit Kurtzen zu sagen:

Niemand zu schaden/
sondern hiemit einem ieden
Zu nutzen und ergötzen.

Geräths nicht wie ich will/ was hilffts? Jsts doch wohl grössern Leu-
ten also gangen; gnug ists/ daß ichs gut gemeint/ hab ichs aber getroffen/
so werde ich nur dardurch gereitzt werden etwas bessers und nützlichers/
ins künfftige zu publiciren; und mit dieser warhafftigen Vertröstung
will ich auch den geneigten Leser der Göttlichen alle Morgen neuen
Güte und Treue empfohlen haben.

J. K.
Jnhalts-
A a a 3

An den Leſer.
anfuͤgen wollen/ ſindgleich ſolche zur Glas-Kunſt nicht eben alle dienlich/
ſo ſeynd ſie doch auch dazu nicht undienlich: auffs wenigſte ſeynd ſie eini-
gen/ die der Glaskunſt nicht entbehren koͤnnen (wie denn derſelben we-
nig ſeyn werden) angenehm/ welche ich auch hiermit verſichere/ daß es
lauter ſolche Sachen ſeyn/ die durch meine eigene Hand gegangen/ wel-
che auch/ ob ſie gleich noch ſo gering ſcheinen/ (weil ſie die Praxin oder
vielmehr die natuͤrliche Warheit zum Grund haben) leichte zu etwas
groͤſſers leiten koͤnnen; ja ob auch welche waͤren/ die zum Theil vor unnuͤ-
tze Dinge zu halten/ ſo weiß ich doch/ daß das geringſte davon/ als ein Ex-
periment
eine weit mehrere Warheit uñ Nutzen hat/ als alle Subtilitaͤten
die F. G. in ſeinen Neri, ſo wohl mit Worten als in Figuren vorgeſtellt/
wie die Erfahrung endlich beweiſen wird.

Dem aber/ der es vor eine Nothwendigkeit haͤlt/ dieſe meine wohlge-
meinte Aꝛbeit gering zu achtẽ/ oder zu verachtẽ der ſoll wiſſen/ daß ich ſolche
theils ſelber (auſſer daß ich ſage/ es ſind Experimenta) niemahls ſehr hoch/
oder vielanders als gering geſchaͤtzt/ ja daß er hierinnẽ mir nicht ſo ſehr zu
wider/ ſondern bey nahe einerley Sinnes iſt; Nur bitte ich ihn gleichwol
dieſes (er ſey/ wer er ſey) er wolle ſich doch großguͤnſtig belieben laſſen/ dem
gemeinẽ Nutzen etwas beſſers vorzuſtellen/ oder biß daſſelbe geſchicht/ mit
ſeinen Urtheil inne halten; Bringt er aber was beſſers vor/ ſo will ich
das meinige gerne und willig/ ſolts auch offentlich geſchehen/ verachten
laſſen. Jmmittelſt getroͤſte ich mich meiner guten Intention, welche iſt:
durch falſche und betruͤgliche Vorſtellungen/ Speculationes oder Pro-
cefle
niemand umb die edle Zeit/ noch umb ſein Geld zu bringen/ oder
mit Kurtzen zu ſagen:

Niemand zu ſchaden/
ſondern hiemit einem ieden
Zu nutzen und ergoͤtzen.

Geraͤths nicht wie ich will/ was hilffts? Jſts doch wohl groͤſſern Leu-
ten alſo gangen; gnug iſts/ daß ichs gut gemeint/ hab ichs aber getroffen/
ſo werde ich nur dardurch gereitzt werden etwas beſſers und nuͤtzlichers/
ins kuͤnfftige zu publiciren; und mit dieſer warhafftigen Vertroͤſtung
will ich auch den geneigten Leſer der Goͤttlichen alle Morgen neuen
Guͤte und Treue empfohlen haben.

J. K.
Jnhalts-
A a a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0415" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">An den Le&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
anfu&#x0364;gen wollen/ &#x017F;indgleich &#x017F;olche zur Glas-Kun&#x017F;t nicht eben alle dienlich/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;eynd &#x017F;ie doch auch dazu nicht undienlich: auffs wenig&#x017F;te &#x017F;eynd &#x017F;ie eini-<lb/>
gen/ die der Glaskun&#x017F;t nicht entbehren ko&#x0364;nnen (wie denn der&#x017F;elben we-<lb/>
nig &#x017F;eyn werden) angenehm/ welche ich auch hiermit ver&#x017F;ichere/ daß es<lb/>
lauter &#x017F;olche Sachen &#x017F;eyn/ die durch meine eigene Hand gegangen/ wel-<lb/>
che auch/ ob &#x017F;ie gleich noch &#x017F;o gering &#x017F;cheinen/ (weil &#x017F;ie die <hi rendition="#aq">Praxin</hi> oder<lb/>
vielmehr die natu&#x0364;rliche Warheit zum Grund haben) leichte zu etwas<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ers leiten ko&#x0364;nnen; ja ob auch welche wa&#x0364;ren/ die zum Theil vor unnu&#x0364;-<lb/>
tze Dinge zu halten/ &#x017F;o weiß ich doch/ daß das gering&#x017F;te davon/ als ein <hi rendition="#aq">Ex-<lb/>
periment</hi> eine weit mehrere Warheit un&#x0303; Nutzen hat/ als alle <hi rendition="#aq">Subtili</hi>ta&#x0364;ten<lb/>
die <hi rendition="#aq">F. G.</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Neri,</hi> &#x017F;o wohl mit Worten als in Figuren vorge&#x017F;tellt/<lb/>
wie die Erfahrung endlich bewei&#x017F;en wird.</p><lb/>
          <p>Dem aber/ der es vor eine Nothwendigkeit ha&#x0364;lt/ die&#x017F;e meine wohlge-<lb/>
meinte A&#xA75B;beit gering zu achte&#x0303;/ oder zu verachte&#x0303; der &#x017F;oll wi&#x017F;&#x017F;en/ daß ich &#x017F;olche<lb/>
theils &#x017F;elber (au&#x017F;&#x017F;er daß ich &#x017F;age/ es &#x017F;ind <hi rendition="#aq">Experimenta</hi>) niemahls &#x017F;ehr hoch/<lb/>
oder vielanders als gering ge&#x017F;cha&#x0364;tzt/ ja daß er hierinne&#x0303; mir nicht &#x017F;o &#x017F;ehr zu<lb/>
wider/ &#x017F;ondern bey nahe einerley Sinnes i&#x017F;t; Nur bitte ich ihn gleichwol<lb/>
die&#x017F;es (er &#x017F;ey/ wer er &#x017F;ey) er wolle &#x017F;ich doch großgu&#x0364;n&#x017F;tig belieben la&#x017F;&#x017F;en/ dem<lb/>
gemeine&#x0303; Nutzen etwas be&#x017F;&#x017F;ers vorzu&#x017F;tellen/ oder biß da&#x017F;&#x017F;elbe ge&#x017F;chicht/ mit<lb/>
&#x017F;einen Urtheil inne halten; Bringt er aber was be&#x017F;&#x017F;ers vor/ &#x017F;o will ich<lb/>
das meinige gerne und willig/ &#x017F;olts auch offentlich ge&#x017F;chehen/ verachten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Jmmittel&#x017F;t getro&#x0364;&#x017F;te ich mich meiner guten <hi rendition="#aq">Intention,</hi> welche i&#x017F;t:<lb/>
durch fal&#x017F;che und betru&#x0364;gliche Vor&#x017F;tellungen/ <hi rendition="#aq">Speculationes</hi> oder <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
cefle</hi> niemand umb die edle Zeit/ noch umb &#x017F;ein Geld zu bringen/ oder<lb/>
mit Kurtzen zu &#x017F;agen:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Niemand zu &#x017F;chaden/</hi><lb/>
&#x017F;ondern hiemit einem ieden<lb/><hi rendition="#b">Zu nutzen und ergo&#x0364;tzen.</hi></hi> </p><lb/>
          <p>Gera&#x0364;ths nicht wie ich will/ was hilffts? J&#x017F;ts doch wohl gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Leu-<lb/>
ten al&#x017F;o gangen; gnug i&#x017F;ts/ daß ichs gut gemeint/ hab ichs aber getroffen/<lb/>
&#x017F;o werde ich nur dardurch gereitzt werden etwas be&#x017F;&#x017F;ers und nu&#x0364;tzlichers/<lb/>
ins ku&#x0364;nfftige zu <hi rendition="#aq">publici</hi>ren; und mit die&#x017F;er warhafftigen Vertro&#x0364;&#x017F;tung<lb/><hi rendition="#c">will ich auch den geneigten Le&#x017F;er der Go&#x0364;ttlichen alle Morgen neuen<lb/>
Gu&#x0364;te und Treue empfohlen haben.</hi></p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">J. K.</hi> </hi> </hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">A a a 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Jnhalts-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0415] An den Leſer. anfuͤgen wollen/ ſindgleich ſolche zur Glas-Kunſt nicht eben alle dienlich/ ſo ſeynd ſie doch auch dazu nicht undienlich: auffs wenigſte ſeynd ſie eini- gen/ die der Glaskunſt nicht entbehren koͤnnen (wie denn derſelben we- nig ſeyn werden) angenehm/ welche ich auch hiermit verſichere/ daß es lauter ſolche Sachen ſeyn/ die durch meine eigene Hand gegangen/ wel- che auch/ ob ſie gleich noch ſo gering ſcheinen/ (weil ſie die Praxin oder vielmehr die natuͤrliche Warheit zum Grund haben) leichte zu etwas groͤſſers leiten koͤnnen; ja ob auch welche waͤren/ die zum Theil vor unnuͤ- tze Dinge zu halten/ ſo weiß ich doch/ daß das geringſte davon/ als ein Ex- periment eine weit mehrere Warheit uñ Nutzen hat/ als alle Subtilitaͤten die F. G. in ſeinen Neri, ſo wohl mit Worten als in Figuren vorgeſtellt/ wie die Erfahrung endlich beweiſen wird. Dem aber/ der es vor eine Nothwendigkeit haͤlt/ dieſe meine wohlge- meinte Aꝛbeit gering zu achtẽ/ oder zu verachtẽ der ſoll wiſſen/ daß ich ſolche theils ſelber (auſſer daß ich ſage/ es ſind Experimenta) niemahls ſehr hoch/ oder vielanders als gering geſchaͤtzt/ ja daß er hierinnẽ mir nicht ſo ſehr zu wider/ ſondern bey nahe einerley Sinnes iſt; Nur bitte ich ihn gleichwol dieſes (er ſey/ wer er ſey) er wolle ſich doch großguͤnſtig belieben laſſen/ dem gemeinẽ Nutzen etwas beſſers vorzuſtellen/ oder biß daſſelbe geſchicht/ mit ſeinen Urtheil inne halten; Bringt er aber was beſſers vor/ ſo will ich das meinige gerne und willig/ ſolts auch offentlich geſchehen/ verachten laſſen. Jmmittelſt getroͤſte ich mich meiner guten Intention, welche iſt: durch falſche und betruͤgliche Vorſtellungen/ Speculationes oder Pro- cefle niemand umb die edle Zeit/ noch umb ſein Geld zu bringen/ oder mit Kurtzen zu ſagen: Niemand zu ſchaden/ ſondern hiemit einem ieden Zu nutzen und ergoͤtzen. Geraͤths nicht wie ich will/ was hilffts? Jſts doch wohl groͤſſern Leu- ten alſo gangen; gnug iſts/ daß ichs gut gemeint/ hab ichs aber getroffen/ ſo werde ich nur dardurch gereitzt werden etwas beſſers und nuͤtzlichers/ ins kuͤnfftige zu publiciren; und mit dieſer warhafftigen Vertroͤſtung will ich auch den geneigten Leſer der Goͤttlichen alle Morgen neuen Guͤte und Treue empfohlen haben. J. K. Jnhalts- A a a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/415
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/415>, abgerufen am 24.11.2024.