Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

J. Kunckels Anmerckungen über das 1. B.
zu Werck-Stücken im Bau-Wesen gebraucht; so man diese
glüet/ sind sie gantz mürbe/ und geben einen über die Massen
schönen Sand: Selbiger braucht auch nicht so viel Saltz/
als der obige gedachte Kies. Diesem allen ungeachtet/ fin-
den wir in allen Ländern/ entweder in den Bächen oder san-
dichten Bergen/ kleine runde weise Kieselsteine: Sonderlich wer-
den von den Meer- oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche
ausgeworffen/ so/ daß ich selber in Holstein/ nicht weit von
Kiel/ etliche/ wie eine Faust groß/ gefunden/ von solcher Durch-
sichtigkeit/ wie ein Crystall: Und habe ich dieses im Glasma-
chen observirt/ daß/ wenn ich diese bey den Saltz-Seen/ und
die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene/ gegen ein-
ander genommen/ die an der Saltz-See weniger Saltz be-
durfft haben/ als die andern. Solche weise runde Kieselsteine
findet man (wie gedacht/) fast an allen Flüssen/ die nicht mo-
rastig seyn/ doch an einem mehr/ als am andern: Die Elbe
führet solche vor andern überflüssig. So man nun diese
Steine glüet/ und (umb desto besser zu stossen) im Wasser ab-
leschet/ so finden sich auch einige/ die ädericht seyn/ und nicht
gantz weiß/ die schmeist man aus Curieusität auch gerne
weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Crystall
suchet zu machen/ der nehme von den schwartzen Feuersteinen/
die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenröhren
gebraucht/ (ins gemein Flind-stein genannt/) wenn solche et-
liche mahl geglüet/ und im Wasser abgelöschet seyn/ so wer-
den sie sehr weiß/ ja härter denn alle andere Stein in Teutsch-
land. Derowegen/ da auff 200. Pfund andern Sand 130.
Pfund Saltz genommen wird/ muß auff diesen Sand/ vom
Flindstein/ wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden.
Sonsten ist dieses Capitel von dem Autore wegen der Proporti-
on
auch recht und wohl beschrieben. Zum Beschluß: weil
der Hochgelahrte H. D. Merret. des Josephi, eines Jüdischen
Geschichtschreibers/ gedencket/ welcher von einem sonderlichen

Thal

J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B.
zu Werck-Stuͤcken im Bau-Weſen gebraucht; ſo man dieſe
gluͤet/ ſind ſie gantz muͤrbe/ und geben einen uͤber die Maſſen
ſchoͤnen Sand: Selbiger braucht auch nicht ſo viel Saltz/
als der obige gedachte Kies. Dieſem allen ungeachtet/ fin-
den wir in allen Laͤndern/ entweder in den Baͤchen oder ſan-
dichten Beꝛgẽ/ kleine runde weiſe Kieſelſteine: Sonderlich wer-
den von den Meer- oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche
ausgeworffen/ ſo/ daß ich ſelber in Holſtein/ nicht weit von
Kiel/ etliche/ wie eine Fauſt groß/ gefunden/ von ſolcher Durch-
ſichtigkeit/ wie ein Cryſtall: Und habe ich dieſes im Glasma-
chen obſervirt/ daß/ wenn ich dieſe bey den Saltz-Seen/ und
die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene/ gegen ein-
ander genommen/ die an der Saltz-See weniger Saltz be-
durfft haben/ als die andern. Solche weiſe runde Kieſelſteine
findet man (wie gedacht/) faſt an allen Fluͤſſen/ die nicht mo-
raſtig ſeyn/ doch an einem mehr/ als am andern: Die Elbe
fuͤhret ſolche vor andern uͤberfluͤſſig. So man nun dieſe
Steine gluͤet/ und (umb deſto beſſer zu ſtoſſen) im Waſſer ab-
leſchet/ ſo finden ſich auch einige/ die aͤdericht ſeyn/ und nicht
gantz weiß/ die ſchmeiſt man aus Curieuſitaͤt auch gerne
weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Cryſtall
ſuchet zu machen/ der nehme von den ſchwartzen Feuerſteinen/
die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenroͤhren
gebraucht/ (ins gemein Flind-ſtein genannt/) wenn ſolche et-
liche mahl gegluͤet/ und im Waſſer abgeloͤſchet ſeyn/ ſo wer-
den ſie ſehr weiß/ ja haͤrter denn alle andere Stein in Teutſch-
land. Derowegen/ da auff 200. Pfund andern Sand 130.
Pfund Saltz genommen wird/ muß auff dieſen Sand/ vom
Flindſtein/ wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden.
Sonſten iſt dieſes Capitel von dem Autore wegen der Proporti-
on
auch recht und wohl beſchrieben. Zum Beſchluß: weil
der Hochgelahrte H. D. Merret. des Joſephi, eines Juͤdiſchen
Geſchichtſchreibers/ gedencket/ welcher von einem ſonderlichen

Thal
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0074" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">J. Kunckels Anmerckungen u&#x0364;ber das 1. B.</hi></fw><lb/>
zu Werck-Stu&#x0364;cken im Bau-We&#x017F;en gebraucht; &#x017F;o man die&#x017F;e<lb/>
glu&#x0364;et/ &#x017F;ind &#x017F;ie gantz mu&#x0364;rbe/ und geben einen u&#x0364;ber die Ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen Sand: Selbiger braucht auch nicht &#x017F;o viel Saltz/<lb/>
als der obige gedachte Kies. Die&#x017F;em allen ungeachtet/ fin-<lb/>
den wir in allen La&#x0364;ndern/ entweder in den Ba&#x0364;chen oder &#x017F;an-<lb/>
dichten Be&#xA75B;ge&#x0303;/ kleine runde wei&#x017F;e Kie&#x017F;el&#x017F;teine: Sonderlich wer-<lb/>
den von den Meer- oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche<lb/>
ausgeworffen/ &#x017F;o/ daß ich &#x017F;elber in Hol&#x017F;tein/ nicht weit von<lb/>
Kiel/ etliche/ wie eine Fau&#x017F;t groß/ gefunden/ von &#x017F;olcher Durch-<lb/>
&#x017F;ichtigkeit/ wie ein Cry&#x017F;tall: Und habe ich die&#x017F;es im Glasma-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>rt/ daß/ wenn ich die&#x017F;e bey den Saltz-Seen/ und<lb/>
die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene/ gegen ein-<lb/>
ander genommen/ die an der Saltz-See weniger Saltz be-<lb/>
durfft haben/ als die andern. Solche wei&#x017F;e runde Kie&#x017F;el&#x017F;teine<lb/>
findet man (wie gedacht/) fa&#x017F;t an allen Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ die nicht mo-<lb/>
ra&#x017F;tig &#x017F;eyn/ doch an einem mehr/ als am andern: Die Elbe<lb/>
fu&#x0364;hret &#x017F;olche vor andern u&#x0364;berflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig. So man nun die&#x017F;e<lb/>
Steine glu&#x0364;et/ und (umb de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en) im Wa&#x017F;&#x017F;er ab-<lb/>
le&#x017F;chet/ &#x017F;o finden &#x017F;ich auch einige/ die a&#x0364;dericht &#x017F;eyn/ und nicht<lb/>
gantz weiß/ die &#x017F;chmei&#x017F;t man aus <hi rendition="#aq">Curieu&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t auch gerne<lb/>
weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Cry&#x017F;tall<lb/>
&#x017F;uchet zu machen/ der nehme von den &#x017F;chwartzen Feuer&#x017F;teinen/<lb/>
die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenro&#x0364;hren<lb/>
gebraucht/ (ins gemein Flind-&#x017F;tein genannt/) wenn &#x017F;olche et-<lb/>
liche mahl geglu&#x0364;et/ und im Wa&#x017F;&#x017F;er abgelo&#x0364;&#x017F;chet &#x017F;eyn/ &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie &#x017F;ehr weiß/ ja ha&#x0364;rter denn alle andere Stein in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land. Derowegen/ da auff 200. Pfund andern Sand 130.<lb/>
Pfund Saltz genommen wird/ muß auff die&#x017F;en Sand/ vom<lb/>
Flind&#x017F;tein/ wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden.<lb/>
Son&#x017F;ten i&#x017F;t die&#x017F;es Capitel von dem <hi rendition="#aq">Autore</hi> wegen der <hi rendition="#aq">Proporti-<lb/>
on</hi> auch recht und wohl be&#x017F;chrieben. Zum Be&#x017F;chluß: weil<lb/>
der Hochgelahrte H. <hi rendition="#aq">D. Merret.</hi> des <hi rendition="#aq">Jo&#x017F;ephi,</hi> eines Ju&#x0364;di&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreibers/ gedencket/ welcher von einem &#x017F;onderlichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Thal</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0074] J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. zu Werck-Stuͤcken im Bau-Weſen gebraucht; ſo man dieſe gluͤet/ ſind ſie gantz muͤrbe/ und geben einen uͤber die Maſſen ſchoͤnen Sand: Selbiger braucht auch nicht ſo viel Saltz/ als der obige gedachte Kies. Dieſem allen ungeachtet/ fin- den wir in allen Laͤndern/ entweder in den Baͤchen oder ſan- dichten Beꝛgẽ/ kleine runde weiſe Kieſelſteine: Sonderlich wer- den von den Meer- oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche ausgeworffen/ ſo/ daß ich ſelber in Holſtein/ nicht weit von Kiel/ etliche/ wie eine Fauſt groß/ gefunden/ von ſolcher Durch- ſichtigkeit/ wie ein Cryſtall: Und habe ich dieſes im Glasma- chen obſervirt/ daß/ wenn ich dieſe bey den Saltz-Seen/ und die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene/ gegen ein- ander genommen/ die an der Saltz-See weniger Saltz be- durfft haben/ als die andern. Solche weiſe runde Kieſelſteine findet man (wie gedacht/) faſt an allen Fluͤſſen/ die nicht mo- raſtig ſeyn/ doch an einem mehr/ als am andern: Die Elbe fuͤhret ſolche vor andern uͤberfluͤſſig. So man nun dieſe Steine gluͤet/ und (umb deſto beſſer zu ſtoſſen) im Waſſer ab- leſchet/ ſo finden ſich auch einige/ die aͤdericht ſeyn/ und nicht gantz weiß/ die ſchmeiſt man aus Curieuſitaͤt auch gerne weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Cryſtall ſuchet zu machen/ der nehme von den ſchwartzen Feuerſteinen/ die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenroͤhren gebraucht/ (ins gemein Flind-ſtein genannt/) wenn ſolche et- liche mahl gegluͤet/ und im Waſſer abgeloͤſchet ſeyn/ ſo wer- den ſie ſehr weiß/ ja haͤrter denn alle andere Stein in Teutſch- land. Derowegen/ da auff 200. Pfund andern Sand 130. Pfund Saltz genommen wird/ muß auff dieſen Sand/ vom Flindſtein/ wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden. Sonſten iſt dieſes Capitel von dem Autore wegen der Proporti- on auch recht und wohl beſchrieben. Zum Beſchluß: weil der Hochgelahrte H. D. Merret. des Joſephi, eines Juͤdiſchen Geſchichtſchreibers/ gedencket/ welcher von einem ſonderlichen Thal

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/74
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/74>, abgerufen am 15.05.2024.