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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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thun sollen. Jetzt sag's nur: warum bist so unbarmherzig gewesen
gegen mich und dich?

Ich kann's nicht sagen, kicherte Christine wie damals, als sie sich
im Bäckerhause hinter dem Ofen versteckte.

Ich küss' dich so lang bis du's sagst, denn ich merk' jetzt schon,
daß es was zu bedeuten hat.

Da kannst lang küssen.

Oder ich drück' dich bis dir der Athem ausgeht.

Dann sterb' ich in deinem Arm.

Wart', ich will dir schon zeigen, wer Herr ist. Willst du Daumen¬
schrauben kennen lernen?

Kaum hatte er ihre Finger etwas zwischen den seinigen gepreßt, so
schrie sie: Halt! laß nach! ich will ja Alles gestehen! Sie legte den
Mund an sein Ohr und sagte: Sieh, meine Mutter hat zu mir ge¬
sagt, wenn ich einen dummen Streich mache, so schlage sie mir alle

Glieder entzwei, und --

Ja? Und?

Ach, du brauchst nicht Alles zu wissen.

Er erhaschte ihre Finger und wiederholte die vorige Folter. Und
damit's nicht zu dem kommen soll, was mir meine Mutter gedroht hat,
bekannte sie stöhnend und lachend zugleich, hab' ich dich und mich so
plagen müssen.

Er lachte aus vollem Herzen. So? sagte er, du hast also so ein
gut's Zutrauen zu mir gehabt, daß du gleich gedacht hast, du werdest
dich bei mir vor einem dummen Streich nicht behüten können?

Ach, ich hab' dich eben von Anfang an so lieb gehabt, du böser
Bub' du!

O du mein lieb's Weible du! rief er, indem er sie in seine Arme
zog und ihren Kopf an sein Herz legte.

Aber das hör' ich gern! rief sie. Das thut mir wohl! O, sag'
noch einmal so!

Mein lieb's Weible! Und jetzt will ich dich auch recht um Ver¬
zeihung bitten, daß ich dir's so wüst gemacht hab', absonderlich gestern
Nacht, wo du meinetwegen ausgewesen bist und ich dir noch schnöde
Reden dafür geben hab'. Gelt, du verzeihst mir's? Sieh, es ist mir
von ganzem Herzen leid.

thun ſollen. Jetzt ſag's nur: warum biſt ſo unbarmherzig geweſen
gegen mich und dich?

Ich kann's nicht ſagen, kicherte Chriſtine wie damals, als ſie ſich
im Bäckerhauſe hinter dem Ofen verſteckte.

Ich küſſ' dich ſo lang bis du's ſagſt, denn ich merk' jetzt ſchon,
daß es was zu bedeuten hat.

Da kannſt lang küſſen.

Oder ich drück' dich bis dir der Athem ausgeht.

Dann ſterb' ich in deinem Arm.

Wart', ich will dir ſchon zeigen, wer Herr iſt. Willſt du Daumen¬
ſchrauben kennen lernen?

Kaum hatte er ihre Finger etwas zwiſchen den ſeinigen gepreßt, ſo
ſchrie ſie: Halt! laß nach! ich will ja Alles geſtehen! Sie legte den
Mund an ſein Ohr und ſagte: Sieh, meine Mutter hat zu mir ge¬
ſagt, wenn ich einen dummen Streich mache, ſo ſchlage ſie mir alle

Glieder entzwei, und —

Ja? Und?

Ach, du brauchſt nicht Alles zu wiſſen.

Er erhaſchte ihre Finger und wiederholte die vorige Folter. Und
damit's nicht zu dem kommen ſoll, was mir meine Mutter gedroht hat,
bekannte ſie ſtöhnend und lachend zugleich, hab' ich dich und mich ſo
plagen müſſen.

Er lachte aus vollem Herzen. So? ſagte er, du haſt alſo ſo ein
gut's Zutrauen zu mir gehabt, daß du gleich gedacht haſt, du werdeſt
dich bei mir vor einem dummen Streich nicht behüten können?

Ach, ich hab' dich eben von Anfang an ſo lieb gehabt, du böſer
Bub' du!

O du mein lieb's Weible du! rief er, indem er ſie in ſeine Arme
zog und ihren Kopf an ſein Herz legte.

Aber das hör' ich gern! rief ſie. Das thut mir wohl! O, ſag'
noch einmal ſo!

Mein lieb's Weible! Und jetzt will ich dich auch recht um Ver¬
zeihung bitten, daß ich dir's ſo wüſt gemacht hab', abſonderlich geſtern
Nacht, wo du meinetwegen ausgeweſen biſt und ich dir noch ſchnöde
Reden dafür geben hab'. Gelt, du verzeihst mir's? Sieh, es iſt mir
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[125/0141] thun ſollen. Jetzt ſag's nur: warum biſt ſo unbarmherzig geweſen gegen mich und dich? Ich kann's nicht ſagen, kicherte Chriſtine wie damals, als ſie ſich im Bäckerhauſe hinter dem Ofen verſteckte. Ich küſſ' dich ſo lang bis du's ſagſt, denn ich merk' jetzt ſchon, daß es was zu bedeuten hat. Da kannſt lang küſſen. Oder ich drück' dich bis dir der Athem ausgeht. Dann ſterb' ich in deinem Arm. Wart', ich will dir ſchon zeigen, wer Herr iſt. Willſt du Daumen¬ ſchrauben kennen lernen? Kaum hatte er ihre Finger etwas zwiſchen den ſeinigen gepreßt, ſo ſchrie ſie: Halt! laß nach! ich will ja Alles geſtehen! Sie legte den Mund an ſein Ohr und ſagte: Sieh, meine Mutter hat zu mir ge¬ ſagt, wenn ich einen dummen Streich mache, ſo ſchlage ſie mir alle Glieder entzwei, und — Ja? Und? Ach, du brauchſt nicht Alles zu wiſſen. Er erhaſchte ihre Finger und wiederholte die vorige Folter. Und damit's nicht zu dem kommen ſoll, was mir meine Mutter gedroht hat, bekannte ſie ſtöhnend und lachend zugleich, hab' ich dich und mich ſo plagen müſſen. Er lachte aus vollem Herzen. So? ſagte er, du haſt alſo ſo ein gut's Zutrauen zu mir gehabt, daß du gleich gedacht haſt, du werdeſt dich bei mir vor einem dummen Streich nicht behüten können? Ach, ich hab' dich eben von Anfang an ſo lieb gehabt, du böſer Bub' du! O du mein lieb's Weible du! rief er, indem er ſie in ſeine Arme zog und ihren Kopf an ſein Herz legte. Aber das hör' ich gern! rief ſie. Das thut mir wohl! O, ſag' noch einmal ſo! Mein lieb's Weible! Und jetzt will ich dich auch recht um Ver¬ zeihung bitten, daß ich dir's ſo wüſt gemacht hab', abſonderlich geſtern Nacht, wo du meinetwegen ausgeweſen biſt und ich dir noch ſchnöde Reden dafür geben hab'. Gelt, du verzeihst mir's? Sieh, es iſt mir von ganzem Herzen leid.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/141>, abgerufen am 24.11.2024.