Mein Sprechen, sagte Friedrich, hat keine weitere Absicht, als daß mein Vater ein billig's Einsehen haben soll, und wenn auch nur in dem Punkt, daß ich nothwendig mit dem Mädle reden muß, eh' sie vor die Herren kommt, denn sonst weiß ich ja gar nicht, was sie dort aussagt.
Der Alte hielt in seinem Toben inne. Wenn du das Mensch da¬ hin bringen kannst, daß sie nicht auf dich aussagt, versetzte er, so kannst mit ihr reden, so viel du willst. Aber das wiederhol' ich dir, und will dich erinnert haben, daß ich dir's schon einmal gesagt hab', glaub' nur nicht, ich hätt' einen Kreuzer übrig, um dir aus solchen Streichen herauszuhelfen. Find' du sie ab wie du kannst und friß aus was du mit ihr eingebrockt hast, -- ich helf' dir nicht dabei.
Für's Abfinden wär' ja noch mein Mütterlich's da, erwiderte Friedrich, und so braucht' ich Euch nicht zur Last zu fallen.
Da wird viel übrig sein, höhnte der Alte, wirst weit damit springen nach solchen Sprüngen, die du schon gemacht hast.
Ich will jetzt nicht darüber streiten, sagte Friedrich, ich bin zu¬ frieden, daß Ihr mir mein Wort zurückgegeben habt und daß ich mit dem Mädle reden kann, ohne wortbrüchig zu werden.
Er brach schnell ab, um weitere Erörterungen zu vermeiden. Als er sich entfernt hatte, erzählte der Sonnenwirth seiner Frau, die aus der Küche kam, was zwischen ihm und seinem Sohn verhandelt wor¬ den war.
Du hast den Gaul am Schwanz aufgezäumt, sagte sie, daß du ihm sein Wort zurückgibst. Jetzt geht das alt' Luderleben wieder an. Und dazu den Schimpf und die Schand'! -- Sie wußte so gut zu lamentiren, wie er vorhin zu toben gewußt hatte.
Er hat versprochen, das Mädle 'rumzubringen, daß sie nicht auf ihn aussagt, erwiderte der Sonnenwirth.
Seine Frau trat voll Verwunderung einen Schritt zurück. Sie hatte besser von ihrem Sohne gedacht und fühlte sich durch diese Mit¬ theilung sonderbar überrascht. Wär's möglich? sagte sie. Aber sieh zu, das sind am End' faule Fisch'.
Gelogen hab' ich nicht, murmelte Friedrich bei sich, während er den lange nicht betretenen Weg zu Christinen einschlug. Was kann ich da¬ für, daß mein Vater mit so schlechten Gedanken umgeht.
Mein Sprechen, ſagte Friedrich, hat keine weitere Abſicht, als daß mein Vater ein billig's Einſehen haben ſoll, und wenn auch nur in dem Punkt, daß ich nothwendig mit dem Mädle reden muß, eh' ſie vor die Herren kommt, denn ſonſt weiß ich ja gar nicht, was ſie dort ausſagt.
Der Alte hielt in ſeinem Toben inne. Wenn du das Menſch da¬ hin bringen kannſt, daß ſie nicht auf dich ausſagt, verſetzte er, ſo kannſt mit ihr reden, ſo viel du willſt. Aber das wiederhol' ich dir, und will dich erinnert haben, daß ich dir's ſchon einmal geſagt hab', glaub' nur nicht, ich hätt' einen Kreuzer übrig, um dir aus ſolchen Streichen herauszuhelfen. Find' du ſie ab wie du kannſt und friß aus was du mit ihr eingebrockt haſt, — ich helf' dir nicht dabei.
Für's Abfinden wär' ja noch mein Mütterlich's da, erwiderte Friedrich, und ſo braucht' ich Euch nicht zur Laſt zu fallen.
Da wird viel übrig ſein, höhnte der Alte, wirſt weit damit ſpringen nach ſolchen Sprüngen, die du ſchon gemacht haſt.
Ich will jetzt nicht darüber ſtreiten, ſagte Friedrich, ich bin zu¬ frieden, daß Ihr mir mein Wort zurückgegeben habt und daß ich mit dem Mädle reden kann, ohne wortbrüchig zu werden.
Er brach ſchnell ab, um weitere Erörterungen zu vermeiden. Als er ſich entfernt hatte, erzählte der Sonnenwirth ſeiner Frau, die aus der Küche kam, was zwiſchen ihm und ſeinem Sohn verhandelt wor¬ den war.
Du haſt den Gaul am Schwanz aufgezäumt, ſagte ſie, daß du ihm ſein Wort zurückgibſt. Jetzt geht das alt' Luderleben wieder an. Und dazu den Schimpf und die Schand'! — Sie wußte ſo gut zu lamentiren, wie er vorhin zu toben gewußt hatte.
Er hat verſprochen, das Mädle 'rumzubringen, daß ſie nicht auf ihn ausſagt, erwiderte der Sonnenwirth.
Seine Frau trat voll Verwunderung einen Schritt zurück. Sie hatte beſſer von ihrem Sohne gedacht und fühlte ſich durch dieſe Mit¬ theilung ſonderbar überraſcht. Wär's möglich? ſagte ſie. Aber ſieh zu, das ſind am End' faule Fiſch'.
Gelogen hab' ich nicht, murmelte Friedrich bei ſich, während er den lange nicht betretenen Weg zu Chriſtinen einſchlug. Was kann ich da¬ für, daß mein Vater mit ſo ſchlechten Gedanken umgeht.
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Mein Sprechen, ſagte Friedrich, hat keine weitere Abſicht, als daß
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dem Punkt, daß ich nothwendig mit dem Mädle reden muß, eh' ſie
vor die Herren kommt, denn ſonſt weiß ich ja gar nicht, was ſie dort
ausſagt.
Der Alte hielt in ſeinem Toben inne. Wenn du das Menſch da¬
hin bringen kannſt, daß ſie nicht auf dich ausſagt, verſetzte er, ſo
kannſt mit ihr reden, ſo viel du willſt. Aber das wiederhol' ich dir,
und will dich erinnert haben, daß ich dir's ſchon einmal geſagt hab',
glaub' nur nicht, ich hätt' einen Kreuzer übrig, um dir aus ſolchen
Streichen herauszuhelfen. Find' du ſie ab wie du kannſt und friß
aus was du mit ihr eingebrockt haſt, — ich helf' dir nicht dabei.
Für's Abfinden wär' ja noch mein Mütterlich's da, erwiderte Friedrich,
und ſo braucht' ich Euch nicht zur Laſt zu fallen.
Da wird viel übrig ſein, höhnte der Alte, wirſt weit damit ſpringen
nach ſolchen Sprüngen, die du ſchon gemacht haſt.
Ich will jetzt nicht darüber ſtreiten, ſagte Friedrich, ich bin zu¬
frieden, daß Ihr mir mein Wort zurückgegeben habt und daß ich mit
dem Mädle reden kann, ohne wortbrüchig zu werden.
Er brach ſchnell ab, um weitere Erörterungen zu vermeiden. Als
er ſich entfernt hatte, erzählte der Sonnenwirth ſeiner Frau, die aus
der Küche kam, was zwiſchen ihm und ſeinem Sohn verhandelt wor¬
den war.
Du haſt den Gaul am Schwanz aufgezäumt, ſagte ſie, daß du
ihm ſein Wort zurückgibſt. Jetzt geht das alt' Luderleben wieder an.
Und dazu den Schimpf und die Schand'! — Sie wußte ſo gut zu
lamentiren, wie er vorhin zu toben gewußt hatte.
Er hat verſprochen, das Mädle 'rumzubringen, daß ſie nicht auf
ihn ausſagt, erwiderte der Sonnenwirth.
Seine Frau trat voll Verwunderung einen Schritt zurück. Sie
hatte beſſer von ihrem Sohne gedacht und fühlte ſich durch dieſe Mit¬
theilung ſonderbar überraſcht. Wär's möglich? ſagte ſie. Aber ſieh
zu, das ſind am End' faule Fiſch'.
Gelogen hab' ich nicht, murmelte Friedrich bei ſich, während er den
lange nicht betretenen Weg zu Chriſtinen einſchlug. Was kann ich da¬
für, daß mein Vater mit ſo ſchlechten Gedanken umgeht.
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/196>, abgerufen am 22.11.2024.
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