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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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muß ich sagen, begann er, so ein fein's Brautpaar hab' ich lang
nicht an meinem Tisch gehabt; da muß Einem ja das Herz im Leib
drob lachen! Dann sprach er die vortheilhafte Meinung aus, die er
von den beiden jungen Leuten hegte, und spendete besonders der Braut
ein derbes Lob, das sie mit Erröthen, jedoch keineswegs unwillig, hin¬
nahm. Nun aber wendete er sich gegen seinen Sohn. Da kannst
jetzt sehen, sagte er zu ihm, wie viel Freud', anstatt so viel Verdruß,
du mir hätt'st machen können, wenn du mir so ein brav's Weibsbild
in's Haus bracht hätt'st, statt dem Mensch, mit dem du dich ver¬
gangen hast.

Jetzt kommt's! dachte Friedrich, aber er hielt an sich und sah finster
schweigend vor sich hin.

Es muß eben auch Schatten in der Welt geben, bemerkte die
Sonnenwirthin spöttisch, sonst thät' man ja -- bei diesen Worten
deutete sie auf die Braut -- das Licht nicht sehen.

Lasset's gut sein, Herr Sonnenwirth und Frau Sonnenwirthin!
sagte der Bräutigam begütigend. Wir sind ja so vergnügt bei einan¬
der. Komm, Frieder, stoß' an mit mir: dein Wohl und unser Leben
lang lauter gut Ding!

G'segn' dir's Gott, Georg! erwiderte Friedrich. Obwohl du ein
Kind des Lichts bist, setzte er bitter lächelnd hinzu, so will ich doch
in meiner Finsterniß auf dein und deiner Braut Wohl trinken und
will dir wünschen, daß sie dir immer so lieb bleiben mög', wie meine
Christine mir.

Die Braut machte ein saures Gesicht. Die Sonnenwirthin stieß
ein grelles Gelächter aus, in das der weibliche Theil der Gesellschaft
halblaut einstimmte, indem sie einander unwillig ansahen.

Ich lass' meine Gäst' nicht beleidigen! fuhr der Sonnenwirth
zornig auf.

Ich hab' Niemand beleidiget, erwiderte sein Sohn mit kalter
Stimme, während seine blauen Augen immer wilder blitzten.

So eine Vergleichung, rief die Sonnenwirthin mit aufreizendem
Tone, die soll keine Beleidigung sein! Die Weiber nickten ihr lebhaft
zu. Der Bräutigam schwieg verlegen: er sah ein, daß er den Freund,
mit dem er so eben noch angestoßen, nur auf Kosten seiner Braut
vertheidigen könnte.

muß ich ſagen, begann er, ſo ein fein's Brautpaar hab' ich lang
nicht an meinem Tiſch gehabt; da muß Einem ja das Herz im Leib
drob lachen! Dann ſprach er die vortheilhafte Meinung aus, die er
von den beiden jungen Leuten hegte, und ſpendete beſonders der Braut
ein derbes Lob, das ſie mit Erröthen, jedoch keineswegs unwillig, hin¬
nahm. Nun aber wendete er ſich gegen ſeinen Sohn. Da kannſt
jetzt ſehen, ſagte er zu ihm, wie viel Freud', anſtatt ſo viel Verdruß,
du mir hätt'ſt machen können, wenn du mir ſo ein brav's Weibsbild
in's Haus bracht hätt'ſt, ſtatt dem Menſch, mit dem du dich ver¬
gangen haſt.

Jetzt kommt's! dachte Friedrich, aber er hielt an ſich und ſah finſter
ſchweigend vor ſich hin.

Es muß eben auch Schatten in der Welt geben, bemerkte die
Sonnenwirthin ſpöttiſch, ſonſt thät' man ja — bei dieſen Worten
deutete ſie auf die Braut — das Licht nicht ſehen.

Laſſet's gut ſein, Herr Sonnenwirth und Frau Sonnenwirthin!
ſagte der Bräutigam begütigend. Wir ſind ja ſo vergnügt bei einan¬
der. Komm, Frieder, ſtoß' an mit mir: dein Wohl und unſer Leben
lang lauter gut Ding!

G'ſegn' dir's Gott, Georg! erwiderte Friedrich. Obwohl du ein
Kind des Lichts biſt, ſetzte er bitter lächelnd hinzu, ſo will ich doch
in meiner Finſterniß auf dein und deiner Braut Wohl trinken und
will dir wünſchen, daß ſie dir immer ſo lieb bleiben mög', wie meine
Chriſtine mir.

Die Braut machte ein ſaures Geſicht. Die Sonnenwirthin ſtieß
ein grelles Gelächter aus, in das der weibliche Theil der Geſellſchaft
halblaut einſtimmte, indem ſie einander unwillig anſahen.

Ich laſſ' meine Gäſt' nicht beleidigen! fuhr der Sonnenwirth
zornig auf.

Ich hab' Niemand beleidiget, erwiderte ſein Sohn mit kalter
Stimme, während ſeine blauen Augen immer wilder blitzten.

So eine Vergleichung, rief die Sonnenwirthin mit aufreizendem
Tone, die ſoll keine Beleidigung ſein! Die Weiber nickten ihr lebhaft
zu. Der Bräutigam ſchwieg verlegen: er ſah ein, daß er den Freund,
mit dem er ſo eben noch angeſtoßen, nur auf Koſten ſeiner Braut
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[255/0271] muß ich ſagen, begann er, ſo ein fein's Brautpaar hab' ich lang nicht an meinem Tiſch gehabt; da muß Einem ja das Herz im Leib drob lachen! Dann ſprach er die vortheilhafte Meinung aus, die er von den beiden jungen Leuten hegte, und ſpendete beſonders der Braut ein derbes Lob, das ſie mit Erröthen, jedoch keineswegs unwillig, hin¬ nahm. Nun aber wendete er ſich gegen ſeinen Sohn. Da kannſt jetzt ſehen, ſagte er zu ihm, wie viel Freud', anſtatt ſo viel Verdruß, du mir hätt'ſt machen können, wenn du mir ſo ein brav's Weibsbild in's Haus bracht hätt'ſt, ſtatt dem Menſch, mit dem du dich ver¬ gangen haſt. Jetzt kommt's! dachte Friedrich, aber er hielt an ſich und ſah finſter ſchweigend vor ſich hin. Es muß eben auch Schatten in der Welt geben, bemerkte die Sonnenwirthin ſpöttiſch, ſonſt thät' man ja — bei dieſen Worten deutete ſie auf die Braut — das Licht nicht ſehen. Laſſet's gut ſein, Herr Sonnenwirth und Frau Sonnenwirthin! ſagte der Bräutigam begütigend. Wir ſind ja ſo vergnügt bei einan¬ der. Komm, Frieder, ſtoß' an mit mir: dein Wohl und unſer Leben lang lauter gut Ding! G'ſegn' dir's Gott, Georg! erwiderte Friedrich. Obwohl du ein Kind des Lichts biſt, ſetzte er bitter lächelnd hinzu, ſo will ich doch in meiner Finſterniß auf dein und deiner Braut Wohl trinken und will dir wünſchen, daß ſie dir immer ſo lieb bleiben mög', wie meine Chriſtine mir. Die Braut machte ein ſaures Geſicht. Die Sonnenwirthin ſtieß ein grelles Gelächter aus, in das der weibliche Theil der Geſellſchaft halblaut einſtimmte, indem ſie einander unwillig anſahen. Ich laſſ' meine Gäſt' nicht beleidigen! fuhr der Sonnenwirth zornig auf. Ich hab' Niemand beleidiget, erwiderte ſein Sohn mit kalter Stimme, während ſeine blauen Augen immer wilder blitzten. So eine Vergleichung, rief die Sonnenwirthin mit aufreizendem Tone, die ſoll keine Beleidigung ſein! Die Weiber nickten ihr lebhaft zu. Der Bräutigam ſchwieg verlegen: er ſah ein, daß er den Freund, mit dem er ſo eben noch angeſtoßen, nur auf Koſten ſeiner Braut vertheidigen könnte.

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/271>, abgerufen am 22.11.2024.