Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.Türk' werden, erwiderte dieser trocken. Aber jetzt ist's wieder an Und wie sie so leibhaftig geht und steht! rief der Erste, der nicht Magdalene erschien nicht wieder. Statt ihrer kam die Hausfrau, Da trink', Fischer! rief der jüngere Müller einschenkend. Der Ja, das ist wahr, du siehst aus, wie wenn du's mit einer Wasser¬ Und so alt bist du geworden, Kerl! fügte der Jüngere hinzu. Wie alt bist denn, Fischerhanne? Du siehst aus, wie wenn du Ja, den hat man aber auch sorgfältiger aufgehoben als mich, da Er wird seine Zeit jetzt so ziemlich abgesessen haben. Was, der Sonnenwirth hat einen Sohn im Zuchthaus? rief der Sachte, Peter, sachte mit der Braut! sagte sein Herr und hielt ihm Türk' werden, erwiderte dieſer trocken. Aber jetzt iſt's wieder an Und wie ſie ſo leibhaftig geht und ſteht! rief der Erſte, der nicht Magdalene erſchien nicht wieder. Statt ihrer kam die Hausfrau, Da trink', Fiſcher! rief der jüngere Müller einſchenkend. Der Ja, das iſt wahr, du ſiehſt aus, wie wenn du's mit einer Waſſer¬ Und ſo alt biſt du geworden, Kerl! fügte der Jüngere hinzu. Wie alt biſt denn, Fiſcherhanne? Du ſiehſt aus, wie wenn du Ja, den hat man aber auch ſorgfältiger aufgehoben als mich, da Er wird ſeine Zeit jetzt ſo ziemlich abgeſeſſen haben. Was, der Sonnenwirth hat einen Sohn im Zuchthaus? rief der Sachte, Peter, ſachte mit der Braut! ſagte ſein Herr und hielt ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="21"/> Türk' werden, erwiderte dieſer trocken. Aber jetzt iſt's wieder an<lb/><hi rendition="#g">mir</hi>! Eine Butell' für <hi rendition="#g">mich</hi>! rief er barſch, auf die Flaſche deu¬<lb/> tend, dem Mädchen zu und konnte es doch nicht laſſen, ihr nachzu¬<lb/> blicken, bis ſie in der Thüre verſchwand. Sie war feuerroth geworden<lb/> und hatte die Flaſche mit niedergeſchlagenen Augen vom Tiſche ge¬<lb/> nommen.</p><lb/> <p>Und wie ſie ſo leibhaftig geht und ſteht! rief der Erſte, der nicht<lb/> müde werden konnte. O du Milch und Blut!</p><lb/> <p>Magdalene erſchien nicht wieder. Statt ihrer kam die Hausfrau,<lb/> ſtellte die gefüllte Flaſche auf den Tiſch und nahm die Forellen, die<lb/> der Fiſcher indeſſen auf den Stuhl zurückgebracht hatte, mit hinaus.</p><lb/> <p>Da trink', Fiſcher! rief der jüngere Müller einſchenkend. Der<lb/> treibt die Seelenmühle, vielleicht treibt er dir auch ein wenig Blut in<lb/> die farbloſen Backen.</p><lb/> <p>Ja, das iſt wahr, du ſiehſt aus, wie wenn du's mit einer Waſſer¬<lb/> jungfer hatteſt, ſagte der Aeltere.</p><lb/> <p>Und ſo alt biſt du geworden, Kerl! fügte der Jüngere hinzu.<lb/> Wenn man ſich tagtäglich im Waſſer hetzen und verkälten muß, und<lb/> hat magere Biſſen dabei, entgegnete der Fiſcher unmuthig, ſo iſt's kein<lb/> Wunder, wenn der Firniß abgeht.</p><lb/> <p>Wie alt biſt denn, Fiſcherhanne? Du ſiehſt aus, wie wenn du<lb/> ſchon das Schwabenalter erreicht hätteſt, und biſt doch glaub' ich mit<lb/> dem Sonnenwirthle aus der Schul' gekommen.</p><lb/> <p>Ja, den hat man aber auch ſorgfältiger aufgehoben als mich, da<lb/> iſt's kein Wunder, verſetzte der Fiſcher mit hämiſchem Tone, und ein<lb/> Strahl leuchtete flüchtig in ſeinen todten grauen Augen auf. Der iſt<lb/> ja ſo gut verwahrt, daß ihn kein rauhes Lüftle anwehen kann. Wie<lb/> lang ſitzt er denn noch im Zuchthaus?</p><lb/> <p>Er wird ſeine Zeit jetzt ſo ziemlich abgeſeſſen haben.</p><lb/> <p>Was, der Sonnenwirth hat einen Sohn im Zuchthaus? rief der<lb/> Müllerknecht aus voller Lunge herüber. Er hatte die frühere Antwort<lb/> nicht recht begriffen.</p><lb/> <p>Sachte, Peter, ſachte mit der Braut! ſagte ſein Herr und hielt ihm<lb/> die Flaſche hin, um einzuſchenken. Mußt nicht ſo laut ſchreien. Im<lb/> Haus des Gehenkten iſt nicht gut vom Strick reden.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [21/0037]
Türk' werden, erwiderte dieſer trocken. Aber jetzt iſt's wieder an
mir! Eine Butell' für mich! rief er barſch, auf die Flaſche deu¬
tend, dem Mädchen zu und konnte es doch nicht laſſen, ihr nachzu¬
blicken, bis ſie in der Thüre verſchwand. Sie war feuerroth geworden
und hatte die Flaſche mit niedergeſchlagenen Augen vom Tiſche ge¬
nommen.
Und wie ſie ſo leibhaftig geht und ſteht! rief der Erſte, der nicht
müde werden konnte. O du Milch und Blut!
Magdalene erſchien nicht wieder. Statt ihrer kam die Hausfrau,
ſtellte die gefüllte Flaſche auf den Tiſch und nahm die Forellen, die
der Fiſcher indeſſen auf den Stuhl zurückgebracht hatte, mit hinaus.
Da trink', Fiſcher! rief der jüngere Müller einſchenkend. Der
treibt die Seelenmühle, vielleicht treibt er dir auch ein wenig Blut in
die farbloſen Backen.
Ja, das iſt wahr, du ſiehſt aus, wie wenn du's mit einer Waſſer¬
jungfer hatteſt, ſagte der Aeltere.
Und ſo alt biſt du geworden, Kerl! fügte der Jüngere hinzu.
Wenn man ſich tagtäglich im Waſſer hetzen und verkälten muß, und
hat magere Biſſen dabei, entgegnete der Fiſcher unmuthig, ſo iſt's kein
Wunder, wenn der Firniß abgeht.
Wie alt biſt denn, Fiſcherhanne? Du ſiehſt aus, wie wenn du
ſchon das Schwabenalter erreicht hätteſt, und biſt doch glaub' ich mit
dem Sonnenwirthle aus der Schul' gekommen.
Ja, den hat man aber auch ſorgfältiger aufgehoben als mich, da
iſt's kein Wunder, verſetzte der Fiſcher mit hämiſchem Tone, und ein
Strahl leuchtete flüchtig in ſeinen todten grauen Augen auf. Der iſt
ja ſo gut verwahrt, daß ihn kein rauhes Lüftle anwehen kann. Wie
lang ſitzt er denn noch im Zuchthaus?
Er wird ſeine Zeit jetzt ſo ziemlich abgeſeſſen haben.
Was, der Sonnenwirth hat einen Sohn im Zuchthaus? rief der
Müllerknecht aus voller Lunge herüber. Er hatte die frühere Antwort
nicht recht begriffen.
Sachte, Peter, ſachte mit der Braut! ſagte ſein Herr und hielt ihm
die Flaſche hin, um einzuſchenken. Mußt nicht ſo laut ſchreien. Im
Haus des Gehenkten iſt nicht gut vom Strick reden.
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