Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.bis auf wenige Schritte genähert hatte. Es war die blonde Christine, Sie wird dir gesagt haben, daß ich dich hab' besuchen wollen. Läßst mich den halben Tag um dich 'rumlaufen. Nun, jetzt hast mich ja. Bist mit deiner Zigeunerin 'rumzogen? Ja. Gib mir nur mein Halstüchle, mein Müffle und mein' Schurz Gereizt durch ihren zänkischen Ton, öffnete er den Büchsenranzen Ich brauch' ihn nicht, sagte sie trutzig. Nein, du mußt ihn nehmen, rief er. Man kann ja nirgends mit Ich bin dir in meinen Kleidern lang gut gnug gewesen, sagte sie Er warf ihr das Geschenk über die Schulter. Ich will nichts von deinen gestohlenen Sachen haben! rief sie und Wart', ich will dir so unartig sein! rief er zornig und hob die Schlag' mich nur in dem Zustand, in dem ich bin! rief sie, in Wenn du mir's so machst, erwiderte er, so kann mir die Wahl bis auf wenige Schritte genähert hatte. Es war die blonde Chriſtine, Sie wird dir geſagt haben, daß ich dich hab' beſuchen wollen. Läßſt mich den halben Tag um dich 'rumlaufen. Nun, jetzt haſt mich ja. Biſt mit deiner Zigeunerin 'rumzogen? Ja. Gib mir nur mein Halstüchle, mein Müffle und mein' Schurz Gereizt durch ihren zänkiſchen Ton, öffnete er den Büchſenranzen Ich brauch' ihn nicht, ſagte ſie trutzig. Nein, du mußt ihn nehmen, rief er. Man kann ja nirgends mit Ich bin dir in meinen Kleidern lang gut gnug geweſen, ſagte ſie Er warf ihr das Geſchenk über die Schulter. Ich will nichts von deinen geſtohlenen Sachen haben! rief ſie und Wart', ich will dir ſo unartig ſein! rief er zornig und hob die Schlag' mich nur in dem Zuſtand, in dem ich bin! rief ſie, in Wenn du mir's ſo machſt, erwiderte er, ſo kann mir die Wahl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0436" n="420"/> bis auf wenige Schritte genähert hatte. Es war die blonde Chriſtine,<lb/> die ihn vergebens im Walde geſucht hatte und nun auf der Rückkehr<lb/> begriffen war. Sie befand ſich aber in einer Laune, die nicht nach<lb/> den Würzgärten Salomo's ſchmeckte. Deine Zigeunerin hat mir ſchon<lb/> geſagt, wo du ſeieſt, warf ſie mürriſch hin, ſie iſt mir begegnet.</p><lb/> <p>Sie wird dir geſagt haben, daß ich dich hab' beſuchen wollen.</p><lb/> <p>Läßſt mich den halben Tag um dich 'rumlaufen.</p><lb/> <p>Nun, jetzt haſt mich ja.</p><lb/> <p>Biſt mit deiner Zigeunerin 'rumzogen?</p><lb/> <p>Ja.</p><lb/> <p>Gib mir nur mein Halstüchle, mein Müffle und mein' Schurz<lb/> wieder. Ich brauch's.</p><lb/> <p>Gereizt durch ihren zänkiſchen Ton, öffnete er den Büchſenranzen<lb/> und gab ihr die gepfändeten Gegenſtände zurück. Ich hab' dir auch<lb/> einen getüpfelten Schurz mitgebracht, ſetzte er verdrießlich hinzu: wenn<lb/> du aber ſo widerwärtig biſt, iſt nichts mit dir anzufangen. Da!</p><lb/> <p>Ich brauch' ihn nicht, ſagte ſie trutzig.</p><lb/> <p>Nein, du mußt ihn nehmen, rief er. Man kann ja nirgends mit<lb/> dir hin in deinem ſchwarzen leinenen Schurz; wo du hinkommſt, ſehen<lb/> dich die Leut' für ein Baurenmenſch an.</p><lb/> <p>Ich bin dir in meinen Kleidern lang gut gnug geweſen, ſagte ſie<lb/> und zog die Hand zurück.</p><lb/> <p>Er warf ihr das Geſchenk über die Schulter.</p><lb/> <p>Ich will nichts von deinen geſtohlenen Sachen haben! rief ſie und<lb/> warf es zu Boden.</p><lb/> <p>Wart', ich will dir ſo unartig ſein! rief er zornig und hob die<lb/> Hand gegen ſie auf. Ich ſollt' dich nur —</p><lb/> <p>Schlag' mich nur in dem Zuſtand, in dem ich bin! rief ſie, in<lb/> Weinen ausbrechend. Die Liebe iſt dir ja doch vergangen. Laß du<lb/> mich heim, ich kann ſchaffen und dienen, ich hab' nicht nöthig geſtohlen<lb/> Brod zu eſſen. Geh' du, wo dich dein Herz hin zieht, zu deinem<lb/> Zigeunermenſch.</p><lb/> <p>Wenn du mir's ſo machſt, erwiderte er, ſo kann mir die Wahl<lb/> nicht weh thun. Aber bis jetzt haſt du keinen Grund zur Eiferſucht,<lb/> das kann ich dir ſchwören. Uebrigens iſt die Zigeunerin chriſtlicher<lb/> geſinnt als du. Sie ſagt, wenn du mit mir zu ihnen übertreteſt, ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [420/0436]
bis auf wenige Schritte genähert hatte. Es war die blonde Chriſtine,
die ihn vergebens im Walde geſucht hatte und nun auf der Rückkehr
begriffen war. Sie befand ſich aber in einer Laune, die nicht nach
den Würzgärten Salomo's ſchmeckte. Deine Zigeunerin hat mir ſchon
geſagt, wo du ſeieſt, warf ſie mürriſch hin, ſie iſt mir begegnet.
Sie wird dir geſagt haben, daß ich dich hab' beſuchen wollen.
Läßſt mich den halben Tag um dich 'rumlaufen.
Nun, jetzt haſt mich ja.
Biſt mit deiner Zigeunerin 'rumzogen?
Ja.
Gib mir nur mein Halstüchle, mein Müffle und mein' Schurz
wieder. Ich brauch's.
Gereizt durch ihren zänkiſchen Ton, öffnete er den Büchſenranzen
und gab ihr die gepfändeten Gegenſtände zurück. Ich hab' dir auch
einen getüpfelten Schurz mitgebracht, ſetzte er verdrießlich hinzu: wenn
du aber ſo widerwärtig biſt, iſt nichts mit dir anzufangen. Da!
Ich brauch' ihn nicht, ſagte ſie trutzig.
Nein, du mußt ihn nehmen, rief er. Man kann ja nirgends mit
dir hin in deinem ſchwarzen leinenen Schurz; wo du hinkommſt, ſehen
dich die Leut' für ein Baurenmenſch an.
Ich bin dir in meinen Kleidern lang gut gnug geweſen, ſagte ſie
und zog die Hand zurück.
Er warf ihr das Geſchenk über die Schulter.
Ich will nichts von deinen geſtohlenen Sachen haben! rief ſie und
warf es zu Boden.
Wart', ich will dir ſo unartig ſein! rief er zornig und hob die
Hand gegen ſie auf. Ich ſollt' dich nur —
Schlag' mich nur in dem Zuſtand, in dem ich bin! rief ſie, in
Weinen ausbrechend. Die Liebe iſt dir ja doch vergangen. Laß du
mich heim, ich kann ſchaffen und dienen, ich hab' nicht nöthig geſtohlen
Brod zu eſſen. Geh' du, wo dich dein Herz hin zieht, zu deinem
Zigeunermenſch.
Wenn du mir's ſo machſt, erwiderte er, ſo kann mir die Wahl
nicht weh thun. Aber bis jetzt haſt du keinen Grund zur Eiferſucht,
das kann ich dir ſchwören. Uebrigens iſt die Zigeunerin chriſtlicher
geſinnt als du. Sie ſagt, wenn du mit mir zu ihnen übertreteſt, ſo
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