Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.Mir ist's von Anfang an so vorgekommen, selbiges Kind, sagte Da sind deine Augen just für die Stiefmutter recht gewesen, Selbige Augen, unterbrach ihn der andere Müller, hat sie dann Freilich, weil er immer ärger geworden ist, sagte der Fischer. Mach' kein' so krummen Kopf! Narr, er ist ärger geworden, weil Ja, und dann hat's eben wüste Auftritte gegeben. Ja, und dann hat er seine Mutter geprügelt, sagte der Fischer. Wenn er ihr doch nur ein Dutzend Rippen eingeschlagen hätte! Wie kam er denn aber zum Stehlen? fragte der Knecht. Ich will's dir sagen, fuhr der jüngere Müller fort. Wie er sah, Nach Amerika? rief der Knecht. Das ist ja ein Weltskerl! Der Alte aber, fuhr der Müller fort, war dazumal schon b'häb Mir iſt's von Anfang an ſo vorgekommen, ſelbiges Kind, ſagte Da ſind deine Augen juſt für die Stiefmutter recht geweſen, Selbige Augen, unterbrach ihn der andere Müller, hat ſie dann Freilich, weil er immer ärger geworden iſt, ſagte der Fiſcher. Mach' kein' ſo krummen Kopf! Narr, er iſt ärger geworden, weil Ja, und dann hat's eben wüſte Auftritte gegeben. Ja, und dann hat er ſeine Mutter geprügelt, ſagte der Fiſcher. Wenn er ihr doch nur ein Dutzend Rippen eingeſchlagen hätte! Wie kam er denn aber zum Stehlen? fragte der Knecht. Ich will's dir ſagen, fuhr der jüngere Müller fort. Wie er ſah, Nach Amerika? rief der Knecht. Das iſt ja ein Weltskerl! Der Alte aber, fuhr der Müller fort, war dazumal ſchon b'häb <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0044" n="28"/> <p>Mir iſt's von Anfang an ſo vorgekommen, ſelbiges Kind, ſagte<lb/> der Fiſcher.</p><lb/> <p>Da ſind deine Augen juſt für die Stiefmutter recht geweſen,<lb/> Fiſcherhanne. Ich glaub' auch, ſie hat dir die Augen abgekauft; ich<lb/> will davon ſchweigen, aber du haſt immer einen Stein bei ihr im<lb/> Brett gehabt, und ich weiß nicht, ob die Fiſche, die du ihr zugetragen<lb/> haſt, immer aus dem klaren Waſſer gekommen ſind.</p><lb/> <p>Selbige Augen, unterbrach ihn der andere Müller, hat ſie dann<lb/> auch dem Sonnenwirth eingeſetzt, und da hat der alte Eſel ſeinen<lb/> Sohn gleich in einem andern Licht geſehen.</p><lb/> <p>Freilich, weil er immer ärger geworden iſt, ſagte der Fiſcher.</p><lb/> <p>Mach' kein' ſo krummen Kopf! Narr, er iſt ärger geworden, weil<lb/> man ihn ärger gemacht hat. Und das muß man ſagen, für ſeine<lb/> Schweſtern hat er ſich ritterlich gewehrt, und hat nicht leiden wollen,<lb/> daß man ſie wie Stallmägd' behandle.</p><lb/> <p>Ja, und dann hat's eben wüſte Auftritte gegeben.</p><lb/> <p>Ja, und dann hat er ſeine Mutter geprügelt, ſagte der Fiſcher.</p><lb/> <p>Wenn er ihr doch nur ein Dutzend Rippen eingeſchlagen hätte!<lb/> verſetzte der ältere Müller. Brauchſt's ihr aber nicht wieder zu ſagen,<lb/> Fiſcherhanne, ſetzte er etwas erſchrocken hinzu, oder 'siſt aus mit der<lb/> Freundſchaft. Du weißt, ein Menſch hat allezeit den andern nöthig.</p><lb/> <p>Wie kam er denn aber zum Stehlen? fragte der Knecht.</p><lb/> <p>Ich will's dir ſagen, fuhr der jüngere Müller fort. Wie er ſah,<lb/> daß er doch immer den Kürzeren zog, weil ſein Vater auf Seiten<lb/> der Stiefmutter war, ſo wollte er in die Fremde gehen, und begehrte<lb/> einen Zehrpfennig nach Amerika.</p><lb/> <p>Nach Amerika? rief der Knecht. Das iſt ja ein Weltskerl!</p><lb/> <p>Der Alte aber, fuhr der Müller fort, war dazumal ſchon b'häb<lb/> geworden und behielt die Schlüſſel zur Geldtruhe feſt im Sack; auch<lb/> meinte er, der Bub', der erſt vierzehn Jahr alt war, ſei noch zu<lb/> jung zum Reiſen, und darin hatte er gänzlich Recht, denn der Bub'<lb/> iſt nachher richtig auch nicht gar weit gekommen, und nicht gar lang<lb/> fortgeblieben. Der aber meinte, was man ihm nicht gutwillig gebe,<lb/> das könne er ja mit Gewalt nehmen, und beerbte ſeinen Vater vor<lb/> der Zeit, noch eh' ihm der Alte aus der Helle gegangen war.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0044]
Mir iſt's von Anfang an ſo vorgekommen, ſelbiges Kind, ſagte
der Fiſcher.
Da ſind deine Augen juſt für die Stiefmutter recht geweſen,
Fiſcherhanne. Ich glaub' auch, ſie hat dir die Augen abgekauft; ich
will davon ſchweigen, aber du haſt immer einen Stein bei ihr im
Brett gehabt, und ich weiß nicht, ob die Fiſche, die du ihr zugetragen
haſt, immer aus dem klaren Waſſer gekommen ſind.
Selbige Augen, unterbrach ihn der andere Müller, hat ſie dann
auch dem Sonnenwirth eingeſetzt, und da hat der alte Eſel ſeinen
Sohn gleich in einem andern Licht geſehen.
Freilich, weil er immer ärger geworden iſt, ſagte der Fiſcher.
Mach' kein' ſo krummen Kopf! Narr, er iſt ärger geworden, weil
man ihn ärger gemacht hat. Und das muß man ſagen, für ſeine
Schweſtern hat er ſich ritterlich gewehrt, und hat nicht leiden wollen,
daß man ſie wie Stallmägd' behandle.
Ja, und dann hat's eben wüſte Auftritte gegeben.
Ja, und dann hat er ſeine Mutter geprügelt, ſagte der Fiſcher.
Wenn er ihr doch nur ein Dutzend Rippen eingeſchlagen hätte!
verſetzte der ältere Müller. Brauchſt's ihr aber nicht wieder zu ſagen,
Fiſcherhanne, ſetzte er etwas erſchrocken hinzu, oder 'siſt aus mit der
Freundſchaft. Du weißt, ein Menſch hat allezeit den andern nöthig.
Wie kam er denn aber zum Stehlen? fragte der Knecht.
Ich will's dir ſagen, fuhr der jüngere Müller fort. Wie er ſah,
daß er doch immer den Kürzeren zog, weil ſein Vater auf Seiten
der Stiefmutter war, ſo wollte er in die Fremde gehen, und begehrte
einen Zehrpfennig nach Amerika.
Nach Amerika? rief der Knecht. Das iſt ja ein Weltskerl!
Der Alte aber, fuhr der Müller fort, war dazumal ſchon b'häb
geworden und behielt die Schlüſſel zur Geldtruhe feſt im Sack; auch
meinte er, der Bub', der erſt vierzehn Jahr alt war, ſei noch zu
jung zum Reiſen, und darin hatte er gänzlich Recht, denn der Bub'
iſt nachher richtig auch nicht gar weit gekommen, und nicht gar lang
fortgeblieben. Der aber meinte, was man ihm nicht gutwillig gebe,
das könne er ja mit Gewalt nehmen, und beerbte ſeinen Vater vor
der Zeit, noch eh' ihm der Alte aus der Helle gegangen war.
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