Oder aber, sagte der ältere Müller, er hat als sein eigener Rich¬ ter seine Jahr' und seine Taschen vollgemacht und eben sein Mütter¬ liches eingesackt.
Es ist just wie man's ansieht. Ueber's Geld zu kommen und die Schlösser aufzumachen, war dem G'studirten, wie ihn der da heißt, eine Kleinigkeit; er hatte ja dem Alten schon mehrmals den Spaß gemacht. Kurz und gut, er nahm ihm vierhundert Gulden, brachte sie ihm aber nicht über's Bett.
Vierhundert und dreißig! fiel der Fischer ein.
Mein'twegen vierhundert und dreißig, wenn das Sündenregister voll sein muß. Du mußt's ja wissen, denn du bist der Erste ge¬ wesen, Fischerhanne, der ihn des Einbruchs zieh.
Hab' ich gelogen? fragte der Fischer.
Ja, die Wahrheit hast du gelogen.
Dann ist er durchgegangen? fragte der Knecht.
Ja, aber er kam nicht nach Amerika, sondern bloß bis Heilbronn. Dort ließ er sich bei den kaiserlichen Husaren anwerben, als Frei¬ williger. Pferd und Montur bezahlte er flott von seinem eigenen Geld. Wenn er nur bei ihnen geblieben wär'!
Ist erst noch wahr! rief der ältere Müller. Der Kerl hätt's zu was bringen können. Der? der hätt' General werden können.
Ist er denn desertirt? fragte der Knecht.
Nein, aber nach zehn Wochen stach ihn der Fürwitz, ob man ihn zu Ebersbach vergessen habe, und da kam er mit einem Urlaubspaß als Husar angeritten. Das war ein Aufsehen! Dem Amtmann trotzte er ein Attestat ab, daß er von ehrlichen Leuten geboren sei. Beweisen konnte man ihm nichts, wiewohl das Geschrei und der Verdacht wegen der vierhundert Gulden allgemein war, und Niemand wagte ihn zu greifen, den kaiserlichen Husaren, bis er im Hecht bei der Zeche schwedische Ducaten, auch halbe Gulden blicken ließ. Diese verriethen ihn, denn sie waren von seines Vaters Geld. Nun gab's Lärm im Ort. Der Frieder aber sprang in den Sattel, jagte den Flecken auf und ab mit gezogenem Degen -- den Fischerhanne hätt' er schier gar erritten; er hieb nur einen Zoll zu kurz, so hätt' man sehen können, ob du weißes Blut hast oder rothes -- und drohte mit sechszehn andern Husaren, mit denen er den Flecken besetzen wolle.
Oder aber, ſagte der ältere Müller, er hat als ſein eigener Rich¬ ter ſeine Jahr' und ſeine Taſchen vollgemacht und eben ſein Mütter¬ liches eingeſackt.
Es iſt juſt wie man's anſieht. Ueber's Geld zu kommen und die Schlöſſer aufzumachen, war dem G'ſtudirten, wie ihn der da heißt, eine Kleinigkeit; er hatte ja dem Alten ſchon mehrmals den Spaß gemacht. Kurz und gut, er nahm ihm vierhundert Gulden, brachte ſie ihm aber nicht über's Bett.
Vierhundert und dreißig! fiel der Fiſcher ein.
Mein'twegen vierhundert und dreißig, wenn das Sündenregiſter voll ſein muß. Du mußt's ja wiſſen, denn du biſt der Erſte ge¬ weſen, Fiſcherhanne, der ihn des Einbruchs zieh.
Hab' ich gelogen? fragte der Fiſcher.
Ja, die Wahrheit haſt du gelogen.
Dann iſt er durchgegangen? fragte der Knecht.
Ja, aber er kam nicht nach Amerika, ſondern bloß bis Heilbronn. Dort ließ er ſich bei den kaiſerlichen Huſaren anwerben, als Frei¬ williger. Pferd und Montur bezahlte er flott von ſeinem eigenen Geld. Wenn er nur bei ihnen geblieben wär'!
Iſt erſt noch wahr! rief der ältere Müller. Der Kerl hätt's zu was bringen können. Der? der hätt' General werden können.
Iſt er denn deſertirt? fragte der Knecht.
Nein, aber nach zehn Wochen ſtach ihn der Fürwitz, ob man ihn zu Ebersbach vergeſſen habe, und da kam er mit einem Urlaubſpaß als Huſar angeritten. Das war ein Aufſehen! Dem Amtmann trotzte er ein Atteſtat ab, daß er von ehrlichen Leuten geboren ſei. Beweiſen konnte man ihm nichts, wiewohl das Geſchrei und der Verdacht wegen der vierhundert Gulden allgemein war, und Niemand wagte ihn zu greifen, den kaiſerlichen Huſaren, bis er im Hecht bei der Zeche ſchwediſche Ducaten, auch halbe Gulden blicken ließ. Dieſe verriethen ihn, denn ſie waren von ſeines Vaters Geld. Nun gab's Lärm im Ort. Der Frieder aber ſprang in den Sattel, jagte den Flecken auf und ab mit gezogenem Degen — den Fiſcherhanne hätt' er ſchier gar erritten; er hieb nur einen Zoll zu kurz, ſo hätt' man ſehen können, ob du weißes Blut haſt oder rothes — und drohte mit ſechszehn andern Huſaren, mit denen er den Flecken beſetzen wolle.
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Oder aber, ſagte der ältere Müller, er hat als ſein eigener Rich¬
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Es iſt juſt wie man's anſieht. Ueber's Geld zu kommen und
die Schlöſſer aufzumachen, war dem G'ſtudirten, wie ihn der da heißt,
eine Kleinigkeit; er hatte ja dem Alten ſchon mehrmals den Spaß
gemacht. Kurz und gut, er nahm ihm vierhundert Gulden, brachte
ſie ihm aber nicht über's Bett.
Vierhundert und dreißig! fiel der Fiſcher ein.
Mein'twegen vierhundert und dreißig, wenn das Sündenregiſter
voll ſein muß. Du mußt's ja wiſſen, denn du biſt der Erſte ge¬
weſen, Fiſcherhanne, der ihn des Einbruchs zieh.
Hab' ich gelogen? fragte der Fiſcher.
Ja, die Wahrheit haſt du gelogen.
Dann iſt er durchgegangen? fragte der Knecht.
Ja, aber er kam nicht nach Amerika, ſondern bloß bis Heilbronn.
Dort ließ er ſich bei den kaiſerlichen Huſaren anwerben, als Frei¬
williger. Pferd und Montur bezahlte er flott von ſeinem eigenen
Geld. Wenn er nur bei ihnen geblieben wär'!
Iſt erſt noch wahr! rief der ältere Müller. Der Kerl hätt's zu
was bringen können. Der? der hätt' General werden können.
Iſt er denn deſertirt? fragte der Knecht.
Nein, aber nach zehn Wochen ſtach ihn der Fürwitz, ob man ihn
zu Ebersbach vergeſſen habe, und da kam er mit einem Urlaubſpaß
als Huſar angeritten. Das war ein Aufſehen! Dem Amtmann
trotzte er ein Atteſtat ab, daß er von ehrlichen Leuten geboren ſei.
Beweiſen konnte man ihm nichts, wiewohl das Geſchrei und der
Verdacht wegen der vierhundert Gulden allgemein war, und Niemand
wagte ihn zu greifen, den kaiſerlichen Huſaren, bis er im Hecht bei
der Zeche ſchwediſche Ducaten, auch halbe Gulden blicken ließ. Dieſe
verriethen ihn, denn ſie waren von ſeines Vaters Geld. Nun gab's
Lärm im Ort. Der Frieder aber ſprang in den Sattel, jagte den
Flecken auf und ab mit gezogenem Degen — den Fiſcherhanne hätt'
er ſchier gar erritten; er hieb nur einen Zoll zu kurz, ſo hätt' man
ſehen können, ob du weißes Blut haſt oder rothes — und drohte
mit ſechszehn andern Huſaren, mit denen er den Flecken beſetzen wolle.
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/45>, abgerufen am 21.11.2024.
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