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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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es seine Richtigkeit. Das Ort ist edelmännisch." Wiederum heißt es
von einem dergleichen Orte: "Ich habe gesehen und aus ihrem Munde
vernommen, daß ihnen sehr wohl gedient mit solchem Räubergesind ist;
sie haben auch Viele mit Namen genannt, die mir selbiges Mal noch
nicht bekannt waren. Ferner haben sie gesagt, man solle doch nur zu
ihnen kommen, man dürfe ja hier nichts fürchten, die Räuber gehen
viel mit den Leuten in die Kirche aus und ein, man lege Keinem
etwas in den Weg, wenn man nur das Gestohlene wohlfeil von den¬
selben bekomme, so sei Alles recht." Wieder in einem andern Ort
"hat mich der Wirth auch zu dem Bürgermeister hingeführet und da
geredet so offenbarlich vom Stehlen und Rauben, als wenn lauter
Räuber und Zigeuner bei einander wären, so daß ich mich selber
sehr verwundern mußt', weil mir solche Orte und Gelegenheiten noch
nicht bekannt waren; habe auch gleich einen bessern Muth zum Stehlen
bekommen, und da sie auch selbst die jenische Sprache reden, so gut
wie die Räuber selbst, so gedachte ich gleich: den Leuten ist zu trauen,
und müssen schon dergleichen Leute gehabt haben, sonst kennten sie die
Sprache nicht. Es ist aber auch wahr, denn die Sprache ist nicht
leicht zu lernen, und in den Schulen hat man sie nicht dazu angehal¬
ten -- so kann ich ja leicht vernehmen, daß dergleichen Leute öfters
dagewesen seien und es wohl zu trauen war. Wo mich meine Frau
hingeführet, in den Häusern reden die Leute die Sprache besser als
ich, und sie haben mich öfters sehr ausgelacht und gesagt, wann ich
die Christine so lang hab' als sie sie kennen, so werde ich schon besser
mit der Sprache fortkommen können." Feiner in einem Ort: "Beim
Kreuzwirth und seiner Tochter, der Straußwirthin, sind die Räuber
bekannt, und man weiß auch Alles von denselben, und sie machen sich
nichts daraus, da der Herr Stabsschultheiß ein sehr naher Freund zu
ihnen ist, und sie verlassen sich darauf." In einem andern Ort: "Der
Schulz hat auch Vieles mit den Räubern zu schaffen und ich bin dem
Schultheißen wohlbekannt, er hat auch Alles von mir gesehen und ge¬
wußt, woher und wer ich bin, und ist mein ganzer Lebenslauf dem¬
selben bekannt; aber er war ein Liebhaber solcher Leute und sehr ver¬
schwiegen, sonderbarlich seine Frau, die mit der alten Anna Maria
Vieles zu schaffen gehabt, sich auch hat brauchen lassen und sich unter¬
standen, da damals der Anna Maria ihr Sohn in Verhaft gekommen,

es ſeine Richtigkeit. Das Ort iſt edelmänniſch.“ Wiederum heißt es
von einem dergleichen Orte: „Ich habe geſehen und aus ihrem Munde
vernommen, daß ihnen ſehr wohl gedient mit ſolchem Räubergeſind iſt;
ſie haben auch Viele mit Namen genannt, die mir ſelbiges Mal noch
nicht bekannt waren. Ferner haben ſie geſagt, man ſolle doch nur zu
ihnen kommen, man dürfe ja hier nichts fürchten, die Räuber gehen
viel mit den Leuten in die Kirche aus und ein, man lege Keinem
etwas in den Weg, wenn man nur das Geſtohlene wohlfeil von den¬
ſelben bekomme, ſo ſei Alles recht.“ Wieder in einem andern Ort
„hat mich der Wirth auch zu dem Bürgermeiſter hingeführet und da
geredet ſo offenbarlich vom Stehlen und Rauben, als wenn lauter
Räuber und Zigeuner bei einander wären, ſo daß ich mich ſelber
ſehr verwundern mußt', weil mir ſolche Orte und Gelegenheiten noch
nicht bekannt waren; habe auch gleich einen beſſern Muth zum Stehlen
bekommen, und da ſie auch ſelbſt die jeniſche Sprache reden, ſo gut
wie die Räuber ſelbſt, ſo gedachte ich gleich: den Leuten iſt zu trauen,
und müſſen ſchon dergleichen Leute gehabt haben, ſonſt kennten ſie die
Sprache nicht. Es iſt aber auch wahr, denn die Sprache iſt nicht
leicht zu lernen, und in den Schulen hat man ſie nicht dazu angehal¬
ten — ſo kann ich ja leicht vernehmen, daß dergleichen Leute öfters
dageweſen ſeien und es wohl zu trauen war. Wo mich meine Frau
hingeführet, in den Häuſern reden die Leute die Sprache beſſer als
ich, und ſie haben mich öfters ſehr ausgelacht und geſagt, wann ich
die Chriſtine ſo lang hab' als ſie ſie kennen, ſo werde ich ſchon beſſer
mit der Sprache fortkommen können.“ Feiner in einem Ort: „Beim
Kreuzwirth und ſeiner Tochter, der Straußwirthin, ſind die Räuber
bekannt, und man weiß auch Alles von denſelben, und ſie machen ſich
nichts daraus, da der Herr Stabsſchultheiß ein ſehr naher Freund zu
ihnen iſt, und ſie verlaſſen ſich darauf.“ In einem andern Ort: „Der
Schulz hat auch Vieles mit den Räubern zu ſchaffen und ich bin dem
Schultheißen wohlbekannt, er hat auch Alles von mir geſehen und ge¬
wußt, woher und wer ich bin, und iſt mein ganzer Lebenslauf dem¬
ſelben bekannt; aber er war ein Liebhaber ſolcher Leute und ſehr ver¬
ſchwiegen, ſonderbarlich ſeine Frau, die mit der alten Anna Maria
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[480/0496] es ſeine Richtigkeit. Das Ort iſt edelmänniſch.“ Wiederum heißt es von einem dergleichen Orte: „Ich habe geſehen und aus ihrem Munde vernommen, daß ihnen ſehr wohl gedient mit ſolchem Räubergeſind iſt; ſie haben auch Viele mit Namen genannt, die mir ſelbiges Mal noch nicht bekannt waren. Ferner haben ſie geſagt, man ſolle doch nur zu ihnen kommen, man dürfe ja hier nichts fürchten, die Räuber gehen viel mit den Leuten in die Kirche aus und ein, man lege Keinem etwas in den Weg, wenn man nur das Geſtohlene wohlfeil von den¬ ſelben bekomme, ſo ſei Alles recht.“ Wieder in einem andern Ort „hat mich der Wirth auch zu dem Bürgermeiſter hingeführet und da geredet ſo offenbarlich vom Stehlen und Rauben, als wenn lauter Räuber und Zigeuner bei einander wären, ſo daß ich mich ſelber ſehr verwundern mußt', weil mir ſolche Orte und Gelegenheiten noch nicht bekannt waren; habe auch gleich einen beſſern Muth zum Stehlen bekommen, und da ſie auch ſelbſt die jeniſche Sprache reden, ſo gut wie die Räuber ſelbſt, ſo gedachte ich gleich: den Leuten iſt zu trauen, und müſſen ſchon dergleichen Leute gehabt haben, ſonſt kennten ſie die Sprache nicht. Es iſt aber auch wahr, denn die Sprache iſt nicht leicht zu lernen, und in den Schulen hat man ſie nicht dazu angehal¬ ten — ſo kann ich ja leicht vernehmen, daß dergleichen Leute öfters dageweſen ſeien und es wohl zu trauen war. Wo mich meine Frau hingeführet, in den Häuſern reden die Leute die Sprache beſſer als ich, und ſie haben mich öfters ſehr ausgelacht und geſagt, wann ich die Chriſtine ſo lang hab' als ſie ſie kennen, ſo werde ich ſchon beſſer mit der Sprache fortkommen können.“ Feiner in einem Ort: „Beim Kreuzwirth und ſeiner Tochter, der Straußwirthin, ſind die Räuber bekannt, und man weiß auch Alles von denſelben, und ſie machen ſich nichts daraus, da der Herr Stabsſchultheiß ein ſehr naher Freund zu ihnen iſt, und ſie verlaſſen ſich darauf.“ In einem andern Ort: „Der Schulz hat auch Vieles mit den Räubern zu ſchaffen und ich bin dem Schultheißen wohlbekannt, er hat auch Alles von mir geſehen und ge¬ wußt, woher und wer ich bin, und iſt mein ganzer Lebenslauf dem¬ ſelben bekannt; aber er war ein Liebhaber ſolcher Leute und ſehr ver¬ ſchwiegen, ſonderbarlich ſeine Frau, die mit der alten Anna Maria Vieles zu ſchaffen gehabt, ſich auch hat brauchen laſſen und ſich unter¬ ſtanden, da damals der Anna Maria ihr Sohn in Verhaft gekommen,

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/496>, abgerufen am 22.11.2024.