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Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Er hatte noch ein zweites historisches Beispiel im Kopfe, durch dessen Ausstellung er die Controverse vollends recht weit von der Gegenwart und ihren epinösen Fragen hinwegführen zu können meinte. Und, fuhr er daher fort, sobald eine Pause ihm wieder zu reden gestattete, einen Harmodios, einen Aristogiton, deren Preis wir schon in der Schule sangen, willst du auch sie als Meuchelmörder brandmarken?

Daß man in unsern Schulen den Meuchelmord predigt, hat in der That etwas Komisches, bemerkte der Pfarrer von Y . . . burg mit sardonischem Lachen. Indessen bin ich auch hier weder Angreifer noch Vertheidiger. Die Sache selbst ist mir gleichgiltig, ich frage einfach bloß nach der Consequenz. Wenn man irgendwo und irgendwann einen Fürsten, sogar einen liberalen Fürsten, wie jenen Hipparch, durch Meuchelmord aus dem Wege räumen durfte oder darf --

Halt! rief der Pfarrer von A . . . berg, das waren ganz andere Verhältnisse!

Nein, nein! unterbrach ihn der conservative Jurist, der sich selbst vielleicht in dem entfernten Verdacht haben mochte, vor Zeiten einmal für jene beiden athenischen Fürstenmörder geschwärmt zu haben, und der die Gelegenheit zu einer gründlichen Disciplinirung seiner eigenen Ansichten nicht versäumen wollte. Nein, gewiß wäre Athen unter den Pisistratiden viel glücklicher gewesen, als unter der Republik, die mit

Er hatte noch ein zweites historisches Beispiel im Kopfe, durch dessen Ausstellung er die Controverse vollends recht weit von der Gegenwart und ihren epinösen Fragen hinwegführen zu können meinte. Und, fuhr er daher fort, sobald eine Pause ihm wieder zu reden gestattete, einen Harmodios, einen Aristogiton, deren Preis wir schon in der Schule sangen, willst du auch sie als Meuchelmörder brandmarken?

Daß man in unsern Schulen den Meuchelmord predigt, hat in der That etwas Komisches, bemerkte der Pfarrer von Y . . . burg mit sardonischem Lachen. Indessen bin ich auch hier weder Angreifer noch Vertheidiger. Die Sache selbst ist mir gleichgiltig, ich frage einfach bloß nach der Consequenz. Wenn man irgendwo und irgendwann einen Fürsten, sogar einen liberalen Fürsten, wie jenen Hipparch, durch Meuchelmord aus dem Wege räumen durfte oder darf —

Halt! rief der Pfarrer von A . . . berg, das waren ganz andere Verhältnisse!

Nein, nein! unterbrach ihn der conservative Jurist, der sich selbst vielleicht in dem entfernten Verdacht haben mochte, vor Zeiten einmal für jene beiden athenischen Fürstenmörder geschwärmt zu haben, und der die Gelegenheit zu einer gründlichen Disciplinirung seiner eigenen Ansichten nicht versäumen wollte. Nein, gewiß wäre Athen unter den Pisistratiden viel glücklicher gewesen, als unter der Republik, die mit

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[0112] Er hatte noch ein zweites historisches Beispiel im Kopfe, durch dessen Ausstellung er die Controverse vollends recht weit von der Gegenwart und ihren epinösen Fragen hinwegführen zu können meinte. Und, fuhr er daher fort, sobald eine Pause ihm wieder zu reden gestattete, einen Harmodios, einen Aristogiton, deren Preis wir schon in der Schule sangen, willst du auch sie als Meuchelmörder brandmarken? Daß man in unsern Schulen den Meuchelmord predigt, hat in der That etwas Komisches, bemerkte der Pfarrer von Y . . . burg mit sardonischem Lachen. Indessen bin ich auch hier weder Angreifer noch Vertheidiger. Die Sache selbst ist mir gleichgiltig, ich frage einfach bloß nach der Consequenz. Wenn man irgendwo und irgendwann einen Fürsten, sogar einen liberalen Fürsten, wie jenen Hipparch, durch Meuchelmord aus dem Wege räumen durfte oder darf — Halt! rief der Pfarrer von A . . . berg, das waren ganz andere Verhältnisse! Nein, nein! unterbrach ihn der conservative Jurist, der sich selbst vielleicht in dem entfernten Verdacht haben mochte, vor Zeiten einmal für jene beiden athenischen Fürstenmörder geschwärmt zu haben, und der die Gelegenheit zu einer gründlichen Disciplinirung seiner eigenen Ansichten nicht versäumen wollte. Nein, gewiß wäre Athen unter den Pisistratiden viel glücklicher gewesen, als unter der Republik, die mit

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/112>, abgerufen am 21.11.2024.