Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Als die Gesellschaft endlich Auge und Ohr dem überraschenden Zwischenfall zuwendete, nahm sie nur noch das letzte traurige Stadium und den beklagenswerthen Ausgang des Kampfes wahr. Der Pfarrer von A . . . berg war fast blauroth vor Aufregung geworden, und seine Haare schienen nicht abgeneigt, sich zu sträuben. Der Pfarrer von Y . . . burg sah kälter aus, aber in seinen Augen brannte ein giftiges Feuer, daher das Schlagwort, das man jetzt leider aus dem sonst freundlichsten, leutseligsten Menschenmunde platzen hörte, nicht ganz unbegründet war. Giftmichel! schrie ihn nämlich der Pfarrer von A . . . berg an. Schafskopf! gab der Pfarrer von Y . . . burg zurück. Der Pfarrer von A . . . berg holte Athem. Metternichianer! donnerte er dann. Meuchelmörder! warf ihm der Pfarrer von Y . . . burg ins Gesicht. Erstarrt über diese Donnerschläge aus blauem Himmel saß die Gesellschaft sprachlos da. Der Pfarrer von A . . . berg, gleichfalls sprachlos über eine so ganz unerträgliche, mit Waffen des Geistes nicht abzuwehrende Beschuldigung, machte, obwohl nur sehr von Weitem, eine etwas kriegerische Bewegung nach einer leeren Flasche, wurde jedoch von seinem Nachbar gehalten, welchen Freundschaftsdienst er ihm mit einem stummen, aber innigen Dankesblick Als die Gesellschaft endlich Auge und Ohr dem überraschenden Zwischenfall zuwendete, nahm sie nur noch das letzte traurige Stadium und den beklagenswerthen Ausgang des Kampfes wahr. Der Pfarrer von A . . . berg war fast blauroth vor Aufregung geworden, und seine Haare schienen nicht abgeneigt, sich zu sträuben. Der Pfarrer von Y . . . burg sah kälter aus, aber in seinen Augen brannte ein giftiges Feuer, daher das Schlagwort, das man jetzt leider aus dem sonst freundlichsten, leutseligsten Menschenmunde platzen hörte, nicht ganz unbegründet war. Giftmichel! schrie ihn nämlich der Pfarrer von A . . . berg an. Schafskopf! gab der Pfarrer von Y . . . burg zurück. Der Pfarrer von A . . . berg holte Athem. Metternichianer! donnerte er dann. Meuchelmörder! warf ihm der Pfarrer von Y . . . burg ins Gesicht. Erstarrt über diese Donnerschläge aus blauem Himmel saß die Gesellschaft sprachlos da. Der Pfarrer von A . . . berg, gleichfalls sprachlos über eine so ganz unerträgliche, mit Waffen des Geistes nicht abzuwehrende Beschuldigung, machte, obwohl nur sehr von Weitem, eine etwas kriegerische Bewegung nach einer leeren Flasche, wurde jedoch von seinem Nachbar gehalten, welchen Freundschaftsdienst er ihm mit einem stummen, aber innigen Dankesblick <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <pb facs="#f0115"/> <p>Als die Gesellschaft endlich Auge und Ohr dem überraschenden Zwischenfall zuwendete, nahm sie nur noch das letzte traurige Stadium und den beklagenswerthen Ausgang des Kampfes wahr. Der Pfarrer von A . . . berg war fast blauroth vor Aufregung geworden, und seine Haare schienen nicht abgeneigt, sich zu sträuben. Der Pfarrer von Y . . . burg sah kälter aus, aber in seinen Augen brannte ein giftiges Feuer, daher das Schlagwort, das man jetzt leider aus dem sonst freundlichsten, leutseligsten Menschenmunde platzen hörte, nicht ganz unbegründet war.</p><lb/> <p>Giftmichel! schrie ihn nämlich der Pfarrer von A . . . berg an.</p><lb/> <p>Schafskopf! gab der Pfarrer von Y . . . burg zurück.</p><lb/> <p>Der Pfarrer von A . . . berg holte Athem. Metternichianer! donnerte er dann.</p><lb/> <p>Meuchelmörder! warf ihm der Pfarrer von Y . . . burg ins Gesicht.</p><lb/> <p>Erstarrt über diese Donnerschläge aus blauem Himmel saß die Gesellschaft sprachlos da.</p><lb/> <p>Der Pfarrer von A . . . berg, gleichfalls sprachlos über eine so ganz unerträgliche, mit Waffen des Geistes nicht abzuwehrende Beschuldigung, machte, obwohl nur sehr von Weitem, eine etwas kriegerische Bewegung nach einer leeren Flasche, wurde jedoch von seinem Nachbar gehalten, welchen Freundschaftsdienst er ihm mit einem stummen, aber innigen Dankesblick<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
Als die Gesellschaft endlich Auge und Ohr dem überraschenden Zwischenfall zuwendete, nahm sie nur noch das letzte traurige Stadium und den beklagenswerthen Ausgang des Kampfes wahr. Der Pfarrer von A . . . berg war fast blauroth vor Aufregung geworden, und seine Haare schienen nicht abgeneigt, sich zu sträuben. Der Pfarrer von Y . . . burg sah kälter aus, aber in seinen Augen brannte ein giftiges Feuer, daher das Schlagwort, das man jetzt leider aus dem sonst freundlichsten, leutseligsten Menschenmunde platzen hörte, nicht ganz unbegründet war.
Giftmichel! schrie ihn nämlich der Pfarrer von A . . . berg an.
Schafskopf! gab der Pfarrer von Y . . . burg zurück.
Der Pfarrer von A . . . berg holte Athem. Metternichianer! donnerte er dann.
Meuchelmörder! warf ihm der Pfarrer von Y . . . burg ins Gesicht.
Erstarrt über diese Donnerschläge aus blauem Himmel saß die Gesellschaft sprachlos da.
Der Pfarrer von A . . . berg, gleichfalls sprachlos über eine so ganz unerträgliche, mit Waffen des Geistes nicht abzuwehrende Beschuldigung, machte, obwohl nur sehr von Weitem, eine etwas kriegerische Bewegung nach einer leeren Flasche, wurde jedoch von seinem Nachbar gehalten, welchen Freundschaftsdienst er ihm mit einem stummen, aber innigen Dankesblick
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T14:08:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T14:08:57Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |