Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

und erst, als er es glücklich unten angelangt sah, ließ er seinen Butzengeiger die gewohnten luftigen Pfade wandeln, bei welcher Gelegenheit er die große Entdeckung machte, zu der wir nunmehr zurückkehren.

´Ob die Pfarrerin, welche die erlittene Scharte durch einen Triumph ihres Scharfsinns auszuwetzen strebte, diese Gabe Gottes richtig angewendet hatte oder nicht, das mußte der folgende Tag entscheiden.

In der Nacht, die diesem Tage vorausging, thaten Pfarrer und Pfarrerin vor Erwartung kein Auge zu.

Endlich graute der Morgen.

Punkt acht Uhr stand der Pfarrer, der auch das Ueberflüssige nicht versäumen wollte, auf seinem Posten, und zwar, wie er emphatisch bemerkte, "harrend ohne Schmerz und Klage, bis das Fenster klang." Auch war ihm in der That Geduld vonnöthen, denn er mußte die ganze Stunde vergebens harren.

Erst um neun Uhr gesellte sich die Pfarrerin, ihrer Theorie gemäß, zu ihrem Manne, um seinen schon etwas erlahmenden Eifer wieder zu befeuern.

Und siehe da, nach kurzer Weile that er einen hellen Freudenschrei.

Er sah den Unbekannten, wie gestern, an dem Fenster in der Gegend des baufälligen Thürmchens erscheinen. Er sah, wie derselbe ein wenig mit seinem Tubus in der Welt umherschweifte, dann aber ihn gerade herauf richtete und, so zu sagen, gegen das Pfarrhaus von A . . . berg im Anschlage liegen blieb.

und erst, als er es glücklich unten angelangt sah, ließ er seinen Butzengeiger die gewohnten luftigen Pfade wandeln, bei welcher Gelegenheit er die große Entdeckung machte, zu der wir nunmehr zurückkehren.

´Ob die Pfarrerin, welche die erlittene Scharte durch einen Triumph ihres Scharfsinns auszuwetzen strebte, diese Gabe Gottes richtig angewendet hatte oder nicht, das mußte der folgende Tag entscheiden.

In der Nacht, die diesem Tage vorausging, thaten Pfarrer und Pfarrerin vor Erwartung kein Auge zu.

Endlich graute der Morgen.

Punkt acht Uhr stand der Pfarrer, der auch das Ueberflüssige nicht versäumen wollte, auf seinem Posten, und zwar, wie er emphatisch bemerkte, „harrend ohne Schmerz und Klage, bis das Fenster klang.“ Auch war ihm in der That Geduld vonnöthen, denn er mußte die ganze Stunde vergebens harren.

Erst um neun Uhr gesellte sich die Pfarrerin, ihrer Theorie gemäß, zu ihrem Manne, um seinen schon etwas erlahmenden Eifer wieder zu befeuern.

Und siehe da, nach kurzer Weile that er einen hellen Freudenschrei.

Er sah den Unbekannten, wie gestern, an dem Fenster in der Gegend des baufälligen Thürmchens erscheinen. Er sah, wie derselbe ein wenig mit seinem Tubus in der Welt umherschweifte, dann aber ihn gerade herauf richtete und, so zu sagen, gegen das Pfarrhaus von A . . . berg im Anschlage liegen blieb.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="1">
        <p><pb facs="#f0028"/>
und erst, als er es                glücklich unten angelangt sah, ließ er seinen Butzengeiger die gewohnten luftigen                Pfade wandeln, bei welcher Gelegenheit er die große Entdeckung machte, zu der wir                nunmehr zurückkehren.</p><lb/>
        <p>´Ob die Pfarrerin, welche die erlittene Scharte durch einen Triumph ihres Scharfsinns                auszuwetzen strebte, diese Gabe Gottes richtig angewendet hatte oder nicht, das mußte                der folgende Tag entscheiden.</p><lb/>
        <p>In der Nacht, die diesem Tage vorausging, thaten Pfarrer und Pfarrerin vor Erwartung                kein Auge zu.</p><lb/>
        <p>Endlich graute der Morgen.</p><lb/>
        <p>Punkt acht Uhr stand der Pfarrer, der auch das Ueberflüssige nicht versäumen wollte,                auf seinem Posten, und zwar, wie er emphatisch bemerkte, &#x201E;harrend ohne Schmerz und                Klage, bis das Fenster klang.&#x201C; Auch war ihm in der That Geduld vonnöthen, denn er                mußte die ganze Stunde vergebens harren.</p><lb/>
        <p>Erst um neun Uhr gesellte sich die Pfarrerin, ihrer Theorie gemäß, zu ihrem Manne, um                seinen schon etwas erlahmenden Eifer wieder zu befeuern.</p><lb/>
        <p>Und siehe da, nach kurzer Weile that er einen hellen Freudenschrei.</p><lb/>
        <p>Er sah den Unbekannten, wie gestern, an dem Fenster in der Gegend des baufälligen                Thürmchens erscheinen. Er sah, wie derselbe ein wenig mit seinem Tubus in der Welt                umherschweifte, dann aber ihn gerade herauf richtete und, so zu sagen, gegen das                Pfarrhaus von A . . . berg im Anschlage liegen blieb.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0028] und erst, als er es glücklich unten angelangt sah, ließ er seinen Butzengeiger die gewohnten luftigen Pfade wandeln, bei welcher Gelegenheit er die große Entdeckung machte, zu der wir nunmehr zurückkehren. ´Ob die Pfarrerin, welche die erlittene Scharte durch einen Triumph ihres Scharfsinns auszuwetzen strebte, diese Gabe Gottes richtig angewendet hatte oder nicht, das mußte der folgende Tag entscheiden. In der Nacht, die diesem Tage vorausging, thaten Pfarrer und Pfarrerin vor Erwartung kein Auge zu. Endlich graute der Morgen. Punkt acht Uhr stand der Pfarrer, der auch das Ueberflüssige nicht versäumen wollte, auf seinem Posten, und zwar, wie er emphatisch bemerkte, „harrend ohne Schmerz und Klage, bis das Fenster klang.“ Auch war ihm in der That Geduld vonnöthen, denn er mußte die ganze Stunde vergebens harren. Erst um neun Uhr gesellte sich die Pfarrerin, ihrer Theorie gemäß, zu ihrem Manne, um seinen schon etwas erlahmenden Eifer wieder zu befeuern. Und siehe da, nach kurzer Weile that er einen hellen Freudenschrei. Er sah den Unbekannten, wie gestern, an dem Fenster in der Gegend des baufälligen Thürmchens erscheinen. Er sah, wie derselbe ein wenig mit seinem Tubus in der Welt umherschweifte, dann aber ihn gerade herauf richtete und, so zu sagen, gegen das Pfarrhaus von A . . . berg im Anschlage liegen blieb.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/28
Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/28>, abgerufen am 21.11.2024.