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Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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warm däuchte. In jeder Lateinschule des Landes wurde fürnehmlichst auf dieses Ziel losgedrillt; es gab einzelne vor andern berühmte Drillmeister, zu welchen fernher Eltern ihre Früchtlein in Kost und Lehre brachten; auf eine Kette von Prüfungen folgte eine dreimalige Hauptprüfung in der Hauptstadt, und die dreißig Sieger in diesem Geplänkel, diesem Scharmützel und dieser "Bataille" galten für die Quintessenz der Jugend, für die eigentliche geistige Landmiliz. Sie wurden abwechselnd in eines der vier sogenannten niedern Klöster und aus diesem nach erfüllter Zeit in das am Sitze der Landesuniversität belegene Oberkloster "eingeliefert" worin sie ihrem Beruf entgegen reiften. Prüfung aber, um zu einem anderen Ausdruck überzugehen, heißt im landüblichen Deutsch Examen (Plural indeclinabel); und das Examen, zu welchem die junge, mehr oder minder waffenfähige Mannschaft aus dem ganzen Lande nach der Metropole zusammenströmte, das Examen, das (aus oben Gesagtem landespsychologisch unschwer zu errathen) eine allgemeine Landesangelegenheit bildete, wurde eben darum bedeutsam das Landexamen genannt. Quod erat demonstrandum.

Dies war das Philippi, bei welchem der Entdecker seinen Entdeckten wiedersehen oder vielmehr zum ersten Mal mit bloßen Augen sehen sollte. Denn gingen die Söhne ins Landexamen, so verstand es sich von selbst, daß die Väter sie begleiteten.

Welche Wonne für den Pfarrer von A . . . berg, der die sinistre Prophezeiung des Freundes für eben

warm däuchte. In jeder Lateinschule des Landes wurde fürnehmlichst auf dieses Ziel losgedrillt; es gab einzelne vor andern berühmte Drillmeister, zu welchen fernher Eltern ihre Früchtlein in Kost und Lehre brachten; auf eine Kette von Prüfungen folgte eine dreimalige Hauptprüfung in der Hauptstadt, und die dreißig Sieger in diesem Geplänkel, diesem Scharmützel und dieser „Bataille“ galten für die Quintessenz der Jugend, für die eigentliche geistige Landmiliz. Sie wurden abwechselnd in eines der vier sogenannten niedern Klöster und aus diesem nach erfüllter Zeit in das am Sitze der Landesuniversität belegene Oberkloster „eingeliefert“ worin sie ihrem Beruf entgegen reiften. Prüfung aber, um zu einem anderen Ausdruck überzugehen, heißt im landüblichen Deutsch Examen (Plural indeclinabel); und das Examen, zu welchem die junge, mehr oder minder waffenfähige Mannschaft aus dem ganzen Lande nach der Metropole zusammenströmte, das Examen, das (aus oben Gesagtem landespsychologisch unschwer zu errathen) eine allgemeine Landesangelegenheit bildete, wurde eben darum bedeutsam das Landexamen genannt. Quod erat demonstrandum.

Dies war das Philippi, bei welchem der Entdecker seinen Entdeckten wiedersehen oder vielmehr zum ersten Mal mit bloßen Augen sehen sollte. Denn gingen die Söhne ins Landexamen, so verstand es sich von selbst, daß die Väter sie begleiteten.

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[0043] warm däuchte. In jeder Lateinschule des Landes wurde fürnehmlichst auf dieses Ziel losgedrillt; es gab einzelne vor andern berühmte Drillmeister, zu welchen fernher Eltern ihre Früchtlein in Kost und Lehre brachten; auf eine Kette von Prüfungen folgte eine dreimalige Hauptprüfung in der Hauptstadt, und die dreißig Sieger in diesem Geplänkel, diesem Scharmützel und dieser „Bataille“ galten für die Quintessenz der Jugend, für die eigentliche geistige Landmiliz. Sie wurden abwechselnd in eines der vier sogenannten niedern Klöster und aus diesem nach erfüllter Zeit in das am Sitze der Landesuniversität belegene Oberkloster „eingeliefert“ worin sie ihrem Beruf entgegen reiften. Prüfung aber, um zu einem anderen Ausdruck überzugehen, heißt im landüblichen Deutsch Examen (Plural indeclinabel); und das Examen, zu welchem die junge, mehr oder minder waffenfähige Mannschaft aus dem ganzen Lande nach der Metropole zusammenströmte, das Examen, das (aus oben Gesagtem landespsychologisch unschwer zu errathen) eine allgemeine Landesangelegenheit bildete, wurde eben darum bedeutsam das Landexamen genannt. Quod erat demonstrandum. Dies war das Philippi, bei welchem der Entdecker seinen Entdeckten wiedersehen oder vielmehr zum ersten Mal mit bloßen Augen sehen sollte. Denn gingen die Söhne ins Landexamen, so verstand es sich von selbst, daß die Väter sie begleiteten. Welche Wonne für den Pfarrer von A . . . berg, der die sinistre Prophezeiung des Freundes für eben

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/43>, abgerufen am 03.12.2024.