die Errichtung des Norddeutschen Bundes, die Beseitigung des Widerspruchs der Mitglieder des ehemaligen deutschen Bundes, gegeben. Die positive Schöpfung erfolgte durch folgende That- sachen:
Am 16. Juni 1866, sogleich nach dem Austritte Preußens aus dem Bunde, wurde von Preußen mittelst identischer Noten sämmtlichen norddeutschen Staaten mit Ausnahme von Hannover, Sachsen, Kurhessen, Hessen-Darmstadt und Luxemburg der Vor- schlag zu einem Bündniß gemacht, welches nur von Sachsen- Meiningen und Reuß ältere Linie abgelehnt, von allen übrigen angenommen wurde. Nach einem mit diesen Staaten stattgehabten Schriftenwechsel wurde durch eine Preußische Circular-Depesche vom 4. August 1) der Entwurf eines Bündniß-Vertrages vorgelegt und am 18. August 1866 zu Berlin ein Bündniß-Vertrag definitiv abgeschlossen 2).
Die ursprünglichen Contrahenten dieses Vertrages waren Preußen, Sachsen-Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen- Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Sonders- hausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß j. L., Schaum- burg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg.
Diesen 16 Staaten gesellten sich sofort am 21. August die beiden Mecklenburg hinzu, unter dem Vorbehalte der ständischen Genehmigung 3). Reuß ältere Linie trat durch den Friedensver- trag vom 26. September Art. 1. 4), Sachsen-Meiningen durch den Friedensvertrag vom 8. October Art. 1. 5), Königreich Sachsen durch den Friedensvertrag vom 21. Oktober Art. 2 6) dem Bünd- nißvertrage bei.
Hessen-Darmstadt endlich übernahm in dem Frieden vom 3. September 1866 7) Art. 14. Abs. 2 die Verpflichtung, "mit seinen sämmtlichen nördlich des Mains liegenden Gebietstheilen auf der Basis der in den Reformvorschlägen vom 10. Juni 1866
1)Hahn S. 462.
2)Hahn S. 463. GlaserI, 1. S. 78.
3)Hahn S. 464. Glaser S. 79.
4) Staatsarchiv XI. 2430. Glaser S. 72.
5) Staatsarch. XI. 2432. Glaser S. 70.
6) Staatsarch. XI. 2434. Glaser S. 52.
7) Staatsarch. XI. 2375. Glaser S. 61.
§. 2. Die Gründung des nordd. Bundes.
die Errichtung des Norddeutſchen Bundes, die Beſeitigung des Widerſpruchs der Mitglieder des ehemaligen deutſchen Bundes, gegeben. Die poſitive Schöpfung erfolgte durch folgende That- ſachen:
Am 16. Juni 1866, ſogleich nach dem Austritte Preußens aus dem Bunde, wurde von Preußen mittelſt identiſcher Noten ſämmtlichen norddeutſchen Staaten mit Ausnahme von Hannover, Sachſen, Kurheſſen, Heſſen-Darmſtadt und Luxemburg der Vor- ſchlag zu einem Bündniß gemacht, welches nur von Sachſen- Meiningen und Reuß ältere Linie abgelehnt, von allen übrigen angenommen wurde. Nach einem mit dieſen Staaten ſtattgehabten Schriftenwechſel wurde durch eine Preußiſche Circular-Depeſche vom 4. Auguſt 1) der Entwurf eines Bündniß-Vertrages vorgelegt und am 18. Auguſt 1866 zu Berlin ein Bündniß-Vertrag definitiv abgeſchloſſen 2).
Die urſprünglichen Contrahenten dieſes Vertrages waren Preußen, Sachſen-Weimar, Oldenburg, Braunſchweig, Sachſen- Altenburg, Sachſen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Sonders- hauſen, Schwarzburg-Rudolſtadt, Waldeck, Reuß j. L., Schaum- burg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg.
Dieſen 16 Staaten geſellten ſich ſofort am 21. Auguſt die beiden Mecklenburg hinzu, unter dem Vorbehalte der ſtändiſchen Genehmigung 3). Reuß ältere Linie trat durch den Friedensver- trag vom 26. September Art. 1. 4), Sachſen-Meiningen durch den Friedensvertrag vom 8. October Art. 1. 5), Königreich Sachſen durch den Friedensvertrag vom 21. Oktober Art. 2 6) dem Bünd- nißvertrage bei.
Heſſen-Darmſtadt endlich übernahm in dem Frieden vom 3. September 1866 7) Art. 14. Abſ. 2 die Verpflichtung, „mit ſeinen ſämmtlichen nördlich des Mains liegenden Gebietstheilen auf der Baſis der in den Reformvorſchlägen vom 10. Juni 1866
1)Hahn S. 462.
2)Hahn S. 463. GlaſerI, 1. S. 78.
3)Hahn S. 464. Glaſer S. 79.
4) Staatsarchiv XI. 2430. Glaſer S. 72.
5) Staatsarch. XI. 2432. Glaſer S. 70.
6) Staatsarch. XI. 2434. Glaſer S. 52.
7) Staatsarch. XI. 2375. Glaſer S. 61.
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die Errichtung des Norddeutſchen Bundes, die Beſeitigung des
Widerſpruchs der Mitglieder des ehemaligen deutſchen Bundes,
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ſachen:
Am 16. Juni 1866, ſogleich nach dem Austritte Preußens
aus dem Bunde, wurde von Preußen mittelſt identiſcher Noten
ſämmtlichen norddeutſchen Staaten mit Ausnahme von Hannover,
Sachſen, Kurheſſen, Heſſen-Darmſtadt und Luxemburg der Vor-
ſchlag zu einem Bündniß gemacht, welches nur von Sachſen-
Meiningen und Reuß ältere Linie abgelehnt, von allen übrigen
angenommen wurde. Nach einem mit dieſen Staaten ſtattgehabten
Schriftenwechſel wurde durch eine Preußiſche Circular-Depeſche
vom 4. Auguſt 1) der Entwurf eines Bündniß-Vertrages vorgelegt
und am 18. Auguſt 1866 zu Berlin ein Bündniß-Vertrag definitiv
abgeſchloſſen 2).
Die urſprünglichen Contrahenten dieſes Vertrages waren
Preußen, Sachſen-Weimar, Oldenburg, Braunſchweig, Sachſen-
Altenburg, Sachſen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Sonders-
hauſen, Schwarzburg-Rudolſtadt, Waldeck, Reuß j. L., Schaum-
burg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen, Hamburg.
Dieſen 16 Staaten geſellten ſich ſofort am 21. Auguſt die
beiden Mecklenburg hinzu, unter dem Vorbehalte der ſtändiſchen
Genehmigung 3). Reuß ältere Linie trat durch den Friedensver-
trag vom 26. September Art. 1. 4), Sachſen-Meiningen durch den
Friedensvertrag vom 8. October Art. 1. 5), Königreich Sachſen
durch den Friedensvertrag vom 21. Oktober Art. 2 6) dem Bünd-
nißvertrage bei.
Heſſen-Darmſtadt endlich übernahm in dem Frieden vom
3. September 1866 7) Art. 14. Abſ. 2 die Verpflichtung, „mit
ſeinen ſämmtlichen nördlich des Mains liegenden Gebietstheilen
auf der Baſis der in den Reformvorſchlägen vom 10. Juni 1866
1) Hahn S. 462.
2) Hahn S. 463. Glaſer I, 1. S. 78.
3) Hahn S. 464. Glaſer S. 79.
4) Staatsarchiv XI. 2430. Glaſer S. 72.
5) Staatsarch. XI. 2432. Glaſer S. 70.
6) Staatsarch. XI. 2434. Glaſer S. 52.
7) Staatsarch. XI. 2375. Glaſer S. 61.
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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 1. Tübingen, 1876, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht01_1876/36>, abgerufen am 24.11.2024.
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