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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877.

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§. 72. Die Verwaltung des Eisenbahnwesens.
auf Versorgung oder Anstellung im Civildienste erworben haben,
körperlich zum Postdienst geeignet und im Besitze der erforderlichen
Kenntnisse sind, als Post-Anwärter zur Ableistung des Probedienstes
gegen Gewährung einer Beihülfe zugelassen und nach Ablauf eines
Jahres, wenn sie ihre Brauchbarkeit erwiesen haben, zu Postassisten-
ten ernannt werden. Es steht ihnen frei, durch Ablegung der
Postsekretair-Prüfung sich den Eintritt in die höhere Laufbahn zu
erschließen 1).

§. 72. Die Verwaltung des Eisenbahnwesens 2).

Die staatsrechtliche Ordnung des Eisenbahnwesens befindet sich
im Deutschen Reiche gegenwärtig in einem Uebergangszustand,
welcher nicht nur der Darstellung große Schwierigkeiten bereitet,
sondern auch die Erwartung berechtigt, daß binnen kurzer Zeit theils
eine tief eingreifende Veränderung theils eine nähere Präcisirung
erfolgen werde. Nachdem der Reichstag wiederholt 3) den Erlaß
eines Reichs-Eisenbahngesetzes angeregt hatte, wurde von dem Reichs-
Eisenbahn-Amt zuerst der Entwurf eines solchen im März 1874
veröffentlicht 4) und auf Grund der zahlreichen Bemerkungen, welche
über denselben eingegangen sind, vollständig umgearbeitet. Dieser
zweite Entwurf ist im April 1875 fertig gestellt worden 5); er fand
aber bei einer informatorischen Vorberathung mit Kommissarien der-
jenigen Bundesstaaten, welche an der Entwicklung des Eisenbahn-

schriften sind sämmtliche Unterbeamtenstellen der Postverwaltung, mit Aus-
nahme eines Drittels der Stellen für Briefträger und für Postschaffner im
innern Dienst, mit civilversorgungsberechtigten Militäranwärtern zu besetzen.
Vgl. Reglement v. 20. Juni 1867 (Preuß. Justiz-Minist.-Bl. 1867 S. 229 ff.)
1) Vgl. die näheren Anordnungen in der A. P.-D.-Anw. a. a. O. §§. 29--38.
2) Literatur. Hervorzuheben sind die Aufsätze von Fischer in
v. Holtzendorff's Jahrb. I. S. 412 ff. II. S. 211 ff. IV. S. 421 ff. Vrgl.
ferner Hiersemenzel S. 116 ff. Thudichum S. 344 ff. Riedel
S. 125 fg. Seydel S. 69 fg. 188 ff. v. Rönne II. 1. S. 314 ff.
L. v. Stein, Handbuch der Verwaltungslehre S. 402 ff. (2. Aufl. 1876).
Rösler, Sociales Verwaltungsr. I. 2. §. 419 ff. (S. 431 ff.). Schmeidler,
Geschichte des Deutschen Eisenbahnwesens. Leipzig 1871. S. 249 ff.
3) durch Beschlüsse vom 5. Mai 1869, 21. April 1870 und 14. Juni 1871.
4) Derselbe ist in Hirth's Annalen 1874 S. 891 ff. abgedruckt.
5) Abgedruckt in Hirth's Annalen 1875 S 1225 ff., ferner in der Zei-
tung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen 1875 Nro. 34 und sonst
mehrfach.

§. 72. Die Verwaltung des Eiſenbahnweſens.
auf Verſorgung oder Anſtellung im Civildienſte erworben haben,
körperlich zum Poſtdienſt geeignet und im Beſitze der erforderlichen
Kenntniſſe ſind, als Poſt-Anwärter zur Ableiſtung des Probedienſtes
gegen Gewährung einer Beihülfe zugelaſſen und nach Ablauf eines
Jahres, wenn ſie ihre Brauchbarkeit erwieſen haben, zu Poſtaſſiſten-
ten ernannt werden. Es ſteht ihnen frei, durch Ablegung der
Poſtſekretair-Prüfung ſich den Eintritt in die höhere Laufbahn zu
erſchließen 1).

§. 72. Die Verwaltung des Eiſenbahnweſens 2).

Die ſtaatsrechtliche Ordnung des Eiſenbahnweſens befindet ſich
im Deutſchen Reiche gegenwärtig in einem Uebergangszuſtand,
welcher nicht nur der Darſtellung große Schwierigkeiten bereitet,
ſondern auch die Erwartung berechtigt, daß binnen kurzer Zeit theils
eine tief eingreifende Veränderung theils eine nähere Präciſirung
erfolgen werde. Nachdem der Reichstag wiederholt 3) den Erlaß
eines Reichs-Eiſenbahngeſetzes angeregt hatte, wurde von dem Reichs-
Eiſenbahn-Amt zuerſt der Entwurf eines ſolchen im März 1874
veröffentlicht 4) und auf Grund der zahlreichen Bemerkungen, welche
über denſelben eingegangen ſind, vollſtändig umgearbeitet. Dieſer
zweite Entwurf iſt im April 1875 fertig geſtellt worden 5); er fand
aber bei einer informatoriſchen Vorberathung mit Kommiſſarien der-
jenigen Bundesſtaaten, welche an der Entwicklung des Eiſenbahn-

ſchriften ſind ſämmtliche Unterbeamtenſtellen der Poſtverwaltung, mit Aus-
nahme eines Drittels der Stellen für Briefträger und für Poſtſchaffner im
innern Dienſt, mit civilverſorgungsberechtigten Militäranwärtern zu beſetzen.
Vgl. Reglement v. 20. Juni 1867 (Preuß. Juſtiz-Miniſt.-Bl. 1867 S. 229 ff.)
1) Vgl. die näheren Anordnungen in der A. P.-D.-Anw. a. a. O. §§. 29—38.
2) Literatur. Hervorzuheben ſind die Aufſätze von Fiſcher in
v. Holtzendorff’s Jahrb. I. S. 412 ff. II. S. 211 ff. IV. S. 421 ff. Vrgl.
ferner Hierſemenzel S. 116 ff. Thudichum S. 344 ff. Riedel
S. 125 fg. Seydel S. 69 fg. 188 ff. v. Rönne II. 1. S. 314 ff.
L. v. Stein, Handbuch der Verwaltungslehre S. 402 ff. (2. Aufl. 1876).
Rösler, Sociales Verwaltungsr. I. 2. §. 419 ff. (S. 431 ff.). Schmeidler,
Geſchichte des Deutſchen Eiſenbahnweſens. Leipzig 1871. S. 249 ff.
3) durch Beſchlüſſe vom 5. Mai 1869, 21. April 1870 und 14. Juni 1871.
4) Derſelbe iſt in Hirth’s Annalen 1874 S. 891 ff. abgedruckt.
5) Abgedruckt in Hirth’s Annalen 1875 S 1225 ff., ferner in der Zei-
tung des Vereins Deutſcher Eiſenbahn-Verwaltungen 1875 Nro. 34 und ſonſt
mehrfach.
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[358/0372] §. 72. Die Verwaltung des Eiſenbahnweſens. auf Verſorgung oder Anſtellung im Civildienſte erworben haben, körperlich zum Poſtdienſt geeignet und im Beſitze der erforderlichen Kenntniſſe ſind, als Poſt-Anwärter zur Ableiſtung des Probedienſtes gegen Gewährung einer Beihülfe zugelaſſen und nach Ablauf eines Jahres, wenn ſie ihre Brauchbarkeit erwieſen haben, zu Poſtaſſiſten- ten ernannt werden. Es ſteht ihnen frei, durch Ablegung der Poſtſekretair-Prüfung ſich den Eintritt in die höhere Laufbahn zu erſchließen 1). §. 72. Die Verwaltung des Eiſenbahnweſens 2). Die ſtaatsrechtliche Ordnung des Eiſenbahnweſens befindet ſich im Deutſchen Reiche gegenwärtig in einem Uebergangszuſtand, welcher nicht nur der Darſtellung große Schwierigkeiten bereitet, ſondern auch die Erwartung berechtigt, daß binnen kurzer Zeit theils eine tief eingreifende Veränderung theils eine nähere Präciſirung erfolgen werde. Nachdem der Reichstag wiederholt 3) den Erlaß eines Reichs-Eiſenbahngeſetzes angeregt hatte, wurde von dem Reichs- Eiſenbahn-Amt zuerſt der Entwurf eines ſolchen im März 1874 veröffentlicht 4) und auf Grund der zahlreichen Bemerkungen, welche über denſelben eingegangen ſind, vollſtändig umgearbeitet. Dieſer zweite Entwurf iſt im April 1875 fertig geſtellt worden 5); er fand aber bei einer informatoriſchen Vorberathung mit Kommiſſarien der- jenigen Bundesſtaaten, welche an der Entwicklung des Eiſenbahn- 6) 1) Vgl. die näheren Anordnungen in der A. P.-D.-Anw. a. a. O. §§. 29—38. 2) Literatur. Hervorzuheben ſind die Aufſätze von Fiſcher in v. Holtzendorff’s Jahrb. I. S. 412 ff. II. S. 211 ff. IV. S. 421 ff. Vrgl. ferner Hierſemenzel S. 116 ff. Thudichum S. 344 ff. Riedel S. 125 fg. Seydel S. 69 fg. 188 ff. v. Rönne II. 1. S. 314 ff. L. v. Stein, Handbuch der Verwaltungslehre S. 402 ff. (2. Aufl. 1876). Rösler, Sociales Verwaltungsr. I. 2. §. 419 ff. (S. 431 ff.). Schmeidler, Geſchichte des Deutſchen Eiſenbahnweſens. Leipzig 1871. S. 249 ff. 3) durch Beſchlüſſe vom 5. Mai 1869, 21. April 1870 und 14. Juni 1871. 4) Derſelbe iſt in Hirth’s Annalen 1874 S. 891 ff. abgedruckt. 5) Abgedruckt in Hirth’s Annalen 1875 S 1225 ff., ferner in der Zei- tung des Vereins Deutſcher Eiſenbahn-Verwaltungen 1875 Nro. 34 und ſonſt mehrfach. 6) ſchriften ſind ſämmtliche Unterbeamtenſtellen der Poſtverwaltung, mit Aus- nahme eines Drittels der Stellen für Briefträger und für Poſtſchaffner im innern Dienſt, mit civilverſorgungsberechtigten Militäranwärtern zu beſetzen. Vgl. Reglement v. 20. Juni 1867 (Preuß. Juſtiz-Miniſt.-Bl. 1867 S. 229 ff.)

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht02_1878/372>, abgerufen am 25.11.2024.