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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880.

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§. 90. Einfluß d. Militairdienst-Verhältnisses auf and. Rechtsverhältnisse.
lichen Vorschriften zur Anwendung. Durch die letzteren sind Mi-
litairpersonen des aktiven Dienststandes regelmäßig entweder von
der Berufung zu solchen Aemtern ganz ausgeschlossen oder von der
Verpflichtung zu deren Führung befreit. Insoweit solche Aemter
Militairpersonen der erwähnten Art übertragen werden können,
bedürfen die letzteren zur Annahme derselben der Genehmigung
ihrer Dienstvorgesetzten 1).

7. Steuerpflicht. Die Besteuerung der Militairpersonen
richtet sich nach den Landesgesetzen; eine doppelte Besteuerung der-
selben in verschiedenen Staaten ist durch das Reichsgesetz v. 13.
Mai 1870 ausgeschlossen 2). Nach § 4 dieses Gesetzes dürfen Ge-
halt, Pension und Wartegeld, welche Militairpersonen und Civil-
beamte, sowie deren Hinterbliebene aus der Kasse eines Bundes-
staates beziehen nur in demjenigen Staate besteuert werden, wel-
cher die Zahlung zu leisten hat. Da aber die gesammten Kosten
des Heeres und der Marine von der Reichskasse bestritten werden,
so ist diese Vorschrift im Allgemeinen unanwendbar 3). Es kommt
daher der im § 2 Abs. 3 ausgesprochene Grundsatz zur Anwen-
dung, daß die in Reichs- oder Staatsdiensten stehenden Deutsche
nur in demjenigen Bundesstaate besteuert werden, in welchem sie
ihren dienstlichen Wohnsitz haben, d. i. für Militairpersonen ihr
Garnisonort 4).

Im Uebrigen gelten für Militairpersonen folgende Steuer-
Privilegien
:


1) Mil.Ges. §. 47.
2) B.G.Bl. 1870 S. 119. Das Gesetz ist im ganzen Reichsgebiet einge-
führt worden; in Baden, Südhessen und Württemberg durch die Verfassungs-
bündnisse, in Bayern durch das Reichsges. vom 22. April 1871 §. 2. II, in
Els.-Lothringen durch das Reichsgesetz v. 14. Jan. 1872.
3) Ausgenommen sind diejenigen Offiziere a la suite, Adjutanten, Stadt-
Kommandanten etc., welche die Bundesfürsten ernennen und auf eigene Kosten
oder aus Landesmitteln besolden. Vgl. Mil.Konv. mit Hessen Art. 9 Abs. 1.
Mecklenburg Art. 12 und von 1872 Art. 11. Baden Art. 6 Abs. 1.
Oldenburg Art. 6 Abs. 1. Thüring. Staaten von 1867 Art. 11 (1873
Art. 11). Anhalt Art. 11. Schwarzburg-Sondersh. von 1867 Art. 8
(1873 Art. 9). Lippe von 1867 Art. 8 (1873 Art. 9). Schaumburg
Art. 8. Waldeck Art. 6.
4) Eine Abkommandirung nach einem andern Orte, die länger als 6 Monate
dauert, ist jedoch einer Versetzung gleich zu achten. Vgl. Rescr. des Preuß.
Finanz-Ministers v. 4. März 1877 §. 8. (v. Helldorff IV Abth. 5 S. 40.)

§. 90. Einfluß d. Militairdienſt-Verhältniſſes auf and. Rechtsverhältniſſe.
lichen Vorſchriften zur Anwendung. Durch die letzteren ſind Mi-
litairperſonen des aktiven Dienſtſtandes regelmäßig entweder von
der Berufung zu ſolchen Aemtern ganz ausgeſchloſſen oder von der
Verpflichtung zu deren Führung befreit. Inſoweit ſolche Aemter
Militairperſonen der erwähnten Art übertragen werden können,
bedürfen die letzteren zur Annahme derſelben der Genehmigung
ihrer Dienſtvorgeſetzten 1).

7. Steuerpflicht. Die Beſteuerung der Militairperſonen
richtet ſich nach den Landesgeſetzen; eine doppelte Beſteuerung der-
ſelben in verſchiedenen Staaten iſt durch das Reichsgeſetz v. 13.
Mai 1870 ausgeſchloſſen 2). Nach § 4 dieſes Geſetzes dürfen Ge-
halt, Penſion und Wartegeld, welche Militairperſonen und Civil-
beamte, ſowie deren Hinterbliebene aus der Kaſſe eines Bundes-
ſtaates beziehen nur in demjenigen Staate beſteuert werden, wel-
cher die Zahlung zu leiſten hat. Da aber die geſammten Koſten
des Heeres und der Marine von der Reichskaſſe beſtritten werden,
ſo iſt dieſe Vorſchrift im Allgemeinen unanwendbar 3). Es kommt
daher der im § 2 Abſ. 3 ausgeſprochene Grundſatz zur Anwen-
dung, daß die in Reichs- oder Staatsdienſten ſtehenden Deutſche
nur in demjenigen Bundesſtaate beſteuert werden, in welchem ſie
ihren dienſtlichen Wohnſitz haben, d. i. für Militairperſonen ihr
Garniſonort 4).

Im Uebrigen gelten für Militairperſonen folgende Steuer-
Privilegien
:


1) Mil.Geſ. §. 47.
2) B.G.Bl. 1870 S. 119. Das Geſetz iſt im ganzen Reichsgebiet einge-
führt worden; in Baden, Südheſſen und Württemberg durch die Verfaſſungs-
bündniſſe, in Bayern durch das Reichsgeſ. vom 22. April 1871 §. 2. II, in
Elſ.-Lothringen durch das Reichsgeſetz v. 14. Jan. 1872.
3) Ausgenommen ſind diejenigen Offiziere à la suite, Adjutanten, Stadt-
Kommandanten ꝛc., welche die Bundesfürſten ernennen und auf eigene Koſten
oder aus Landesmitteln beſolden. Vgl. Mil.Konv. mit Heſſen Art. 9 Abſ. 1.
Mecklenburg Art. 12 und von 1872 Art. 11. Baden Art. 6 Abſ. 1.
Oldenburg Art. 6 Abſ. 1. Thüring. Staaten von 1867 Art. 11 (1873
Art. 11). Anhalt Art. 11. Schwarzburg-Sondersh. von 1867 Art. 8
(1873 Art. 9). Lippe von 1867 Art. 8 (1873 Art. 9). Schaumburg
Art. 8. Waldeck Art. 6.
4) Eine Abkommandirung nach einem andern Orte, die länger als 6 Monate
dauert, iſt jedoch einer Verſetzung gleich zu achten. Vgl. Reſcr. des Preuß.
Finanz-Miniſters v. 4. März 1877 §. 8. (v. Helldorff IV Abth. 5 S. 40.)
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[264/0274] §. 90. Einfluß d. Militairdienſt-Verhältniſſes auf and. Rechtsverhältniſſe. lichen Vorſchriften zur Anwendung. Durch die letzteren ſind Mi- litairperſonen des aktiven Dienſtſtandes regelmäßig entweder von der Berufung zu ſolchen Aemtern ganz ausgeſchloſſen oder von der Verpflichtung zu deren Führung befreit. Inſoweit ſolche Aemter Militairperſonen der erwähnten Art übertragen werden können, bedürfen die letzteren zur Annahme derſelben der Genehmigung ihrer Dienſtvorgeſetzten 1). 7. Steuerpflicht. Die Beſteuerung der Militairperſonen richtet ſich nach den Landesgeſetzen; eine doppelte Beſteuerung der- ſelben in verſchiedenen Staaten iſt durch das Reichsgeſetz v. 13. Mai 1870 ausgeſchloſſen 2). Nach § 4 dieſes Geſetzes dürfen Ge- halt, Penſion und Wartegeld, welche Militairperſonen und Civil- beamte, ſowie deren Hinterbliebene aus der Kaſſe eines Bundes- ſtaates beziehen nur in demjenigen Staate beſteuert werden, wel- cher die Zahlung zu leiſten hat. Da aber die geſammten Koſten des Heeres und der Marine von der Reichskaſſe beſtritten werden, ſo iſt dieſe Vorſchrift im Allgemeinen unanwendbar 3). Es kommt daher der im § 2 Abſ. 3 ausgeſprochene Grundſatz zur Anwen- dung, daß die in Reichs- oder Staatsdienſten ſtehenden Deutſche nur in demjenigen Bundesſtaate beſteuert werden, in welchem ſie ihren dienſtlichen Wohnſitz haben, d. i. für Militairperſonen ihr Garniſonort 4). Im Uebrigen gelten für Militairperſonen folgende Steuer- Privilegien: 1) Mil.Geſ. §. 47. 2) B.G.Bl. 1870 S. 119. Das Geſetz iſt im ganzen Reichsgebiet einge- führt worden; in Baden, Südheſſen und Württemberg durch die Verfaſſungs- bündniſſe, in Bayern durch das Reichsgeſ. vom 22. April 1871 §. 2. II, in Elſ.-Lothringen durch das Reichsgeſetz v. 14. Jan. 1872. 3) Ausgenommen ſind diejenigen Offiziere à la suite, Adjutanten, Stadt- Kommandanten ꝛc., welche die Bundesfürſten ernennen und auf eigene Koſten oder aus Landesmitteln beſolden. Vgl. Mil.Konv. mit Heſſen Art. 9 Abſ. 1. Mecklenburg Art. 12 und von 1872 Art. 11. Baden Art. 6 Abſ. 1. Oldenburg Art. 6 Abſ. 1. Thüring. Staaten von 1867 Art. 11 (1873 Art. 11). Anhalt Art. 11. Schwarzburg-Sondersh. von 1867 Art. 8 (1873 Art. 9). Lippe von 1867 Art. 8 (1873 Art. 9). Schaumburg Art. 8. Waldeck Art. 6. 4) Eine Abkommandirung nach einem andern Orte, die länger als 6 Monate dauert, iſt jedoch einer Verſetzung gleich zu achten. Vgl. Reſcr. des Preuß. Finanz-Miniſters v. 4. März 1877 §. 8. (v. Helldorff IV Abth. 5 S. 40.)

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0301_1880/274>, abgerufen am 22.11.2024.