Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.desten ist aber zu glauben, was er S. 34 sagt, daß dem Dichter (nach unserer Ansicht, dem Ordner) des Ni- belungenliedes die Bedeutung des Namens der Nibelun- gen als Gibellinen recht lebendig gewesen. Dagegen spricht schon der schwankende Gebrauch dieses Namens selbst (s. Anmerk. 7) und die Dunkelheit welche durchaus über Nibelungenland und den Königen von Nibelungen- land waltet *). 12) Zum Beispiel Z. 6833 -- 6848. 7361 -- 7380. 8073 -- 8116. 8145 -- 8160. 8577 -- 8588. 8917 -- 8936. 13) Selbst dann noch nicht, wenn man Z. 4669 an- ders interpungiert: E daz der edel Rüdeger ze Bechelaren reit 14) Am wahrscheinlichsten dünkt mich, daß Z. 5453 -- 5464 eingeschoben seien, Z. 5475 aber und 5513 ursprüng- lich Tulna für Wiene gestanden. *) Die andere Erklärung Göttlings (in seiner ersten
Schrift S. 34, in der zweiten S. 36 und 37), nach welcher die Nibelungen Unverzagte, ni bilun- nane sein sollen, von bilinnan cessare, ist sprach- widrig. Theils kann die verneinende Partikel ni, später en, nicht bei dem Particip stehen; theils wird bei dieser Ableitung ein Theil der Namensendung zu der Wurzel des Wortes gezogen; denn die letzten Buchstaben ung enthalten ohne Zweifel die mittlere der drei nordischen Bezeichnungen der Geschlechts- namen, ingr, ungr, lingr. (S. Rasks Veiled- ning til der Islandske eller gamle Nordiske Sprog, S. 160 f.), Deutsch ing, ung, ling. deſten iſt aber zu glauben, was er S. 34 ſagt, daß dem Dichter (nach unſerer Anſicht, dem Ordner) des Ni- belungenliedes die Bedeutung des Namens der Nibelun- gen als Gibellinen recht lebendig geweſen. Dagegen ſpricht ſchon der ſchwankende Gebrauch dieſes Namens ſelbſt (ſ. Anmerk. 7) und die Dunkelheit welche durchaus über Nibelungenland und den Königen von Nibelungen- land waltet *). 12) Zum Beiſpiel Z. 6833 — 6848. 7361 — 7380. 8073 — 8116. 8145 — 8160. 8577 — 8588. 8917 — 8936. 13) Selbſt dann noch nicht, wenn man Z. 4669 an- ders interpungiert: E daz der edel Rüdeger ze Bechelaren reit 14) Am wahrſcheinlichſten dünkt mich, daß Z. 5453 — 5464 eingeſchoben ſeien, Z. 5475 aber und 5513 urſprüng- lich Tulna für Wiene geſtanden. *) Die andere Erklärung Göttlings (in ſeiner erſten
Schrift S. 34, in der zweiten S. 36 und 37), nach welcher die Nibelungen Unverzagte, ni bilun- nane ſein ſollen, von bilinnan cessare, iſt ſprach- widrig. Theils kann die verneinende Partikel ni, ſpäter en, nicht bei dem Particip ſtehen; theils wird bei dieſer Ableitung ein Theil der Namensendung zu der Wurzel des Wortes gezogen; denn die letzten Buchſtaben ung enthalten ohne Zweifel die mittlere der drei nordiſchen Bezeichnungen der Geſchlechts- namen, ingr, u̓ngr, lingr. (S. Raſks Veiled- ning til der Islandſke eller gamle Nordiſke Sprog, S. 160 f.), Deutſch ing, ung, ling. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en11-text" prev="#en11" place="end" n="11)"><pb facs="#f0102" n="94"/> deſten iſt aber zu glauben, was er S. 34 ſagt, daß<lb/> dem Dichter (nach unſerer Anſicht, dem Ordner) des Ni-<lb/> belungenliedes die Bedeutung des Namens der Nibelun-<lb/> gen als Gibellinen recht lebendig geweſen. Dagegen<lb/> ſpricht ſchon der ſchwankende Gebrauch dieſes Namens<lb/> ſelbſt (ſ. Anmerk. 7) und die Dunkelheit welche durchaus<lb/> über Nibelungenland und den Königen von Nibelungen-<lb/> land waltet <note place="foot" n="*)">Die andere Erklärung Göttlings (in ſeiner erſten<lb/> Schrift S. 34, in der zweiten S. 36 und 37), nach<lb/> welcher <hi rendition="#g">die Nibelungen</hi> Unverzagte, <hi rendition="#g">ni bilun-<lb/> nane</hi> ſein ſollen, von <hi rendition="#g">bilinnan</hi> <hi rendition="#aq">cessare,</hi> iſt ſprach-<lb/> widrig. Theils kann die verneinende Partikel <hi rendition="#g">ni</hi>,<lb/> ſpäter <hi rendition="#g">en</hi>, nicht bei dem Particip ſtehen; theils wird<lb/> bei dieſer Ableitung ein Theil der Namensendung zu<lb/> der Wurzel des Wortes gezogen; denn die letzten<lb/> Buchſtaben <hi rendition="#g">ung</hi> enthalten ohne Zweifel die mittlere<lb/> der drei nordiſchen Bezeichnungen der Geſchlechts-<lb/> namen, <hi rendition="#g">ingr, u̓ngr, lingr</hi>. (S. Raſks Veiled-<lb/> ning til der Islandſke eller gamle Nordiſke Sprog,<lb/> S. 160 f.), Deutſch <hi rendition="#g">ing, ung, ling</hi>.</note>.</note><lb/> <note xml:id="en12-text" prev="#en12" place="end" n="12)">Zum Beiſpiel Z. 6833 — 6848. 7361 — 7380.<lb/> 8073 — 8116. 8145 — 8160. 8577 — 8588. 8917 — 8936.</note><lb/> <note xml:id="en13-text" prev="#en13" place="end" n="13)">Selbſt dann noch nicht, wenn man Z. 4669 an-<lb/> ders interpungiert:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">E daz der edel Rüdeger ze Bechelaren reit<lb/> Uz der ſtat ze Wiene, do waren in ir kleit<lb/> Rehte volleclichen uf den ſoͧmen komen.</quote></note><lb/> <note xml:id="en14-text" prev="#en14" place="end" n="14)">Am wahrſcheinlichſten dünkt mich, daß Z. 5453 —<lb/> 5464 eingeſchoben ſeien, Z. 5475 aber und 5513 urſprüng-<lb/> lich <hi rendition="#g">Tulna</hi> für <hi rendition="#g">Wiene</hi> geſtanden.</note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
¹¹⁾ deſten iſt aber zu glauben, was er S. 34 ſagt, daß
dem Dichter (nach unſerer Anſicht, dem Ordner) des Ni-
belungenliedes die Bedeutung des Namens der Nibelun-
gen als Gibellinen recht lebendig geweſen. Dagegen
ſpricht ſchon der ſchwankende Gebrauch dieſes Namens
ſelbſt (ſ. Anmerk. 7) und die Dunkelheit welche durchaus
über Nibelungenland und den Königen von Nibelungen-
land waltet *).
¹²⁾ Zum Beiſpiel Z. 6833 — 6848. 7361 — 7380.
8073 — 8116. 8145 — 8160. 8577 — 8588. 8917 — 8936.
¹³⁾ Selbſt dann noch nicht, wenn man Z. 4669 an-
ders interpungiert:
E daz der edel Rüdeger ze Bechelaren reit
Uz der ſtat ze Wiene, do waren in ir kleit
Rehte volleclichen uf den ſoͧmen komen.
¹⁴⁾ Am wahrſcheinlichſten dünkt mich, daß Z. 5453 —
5464 eingeſchoben ſeien, Z. 5475 aber und 5513 urſprüng-
lich Tulna für Wiene geſtanden.
*) Die andere Erklärung Göttlings (in ſeiner erſten
Schrift S. 34, in der zweiten S. 36 und 37), nach
welcher die Nibelungen Unverzagte, ni bilun-
nane ſein ſollen, von bilinnan cessare, iſt ſprach-
widrig. Theils kann die verneinende Partikel ni,
ſpäter en, nicht bei dem Particip ſtehen; theils wird
bei dieſer Ableitung ein Theil der Namensendung zu
der Wurzel des Wortes gezogen; denn die letzten
Buchſtaben ung enthalten ohne Zweifel die mittlere
der drei nordiſchen Bezeichnungen der Geſchlechts-
namen, ingr, u̓ngr, lingr. (S. Raſks Veiled-
ning til der Islandſke eller gamle Nordiſke Sprog,
S. 160 f.), Deutſch ing, ung, ling.
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