Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.Und was jener Ansicht noch am nächsten kommt, das fin- det sich nur in der bekanntlich stark überarbeiteten ersten Hohenemser Handschrift, Z. 2751: Diz kleinot er ir daheime doch ze jungest gap; 9) Sollte es auf die Könige (Z. 7245) gehen und ih- nen tausend und sechzig Mann zugeschrieben werden, so mußte nicht in sinem, sondern in ir lande stehen. 10) In unsern Handschriften steht, der Interpolation gemäß: "den selben vergen." 11) In seiner Schrift über das Geschichtliche im Ni- belungenliede, S. 36 ff. Auch die Scheide an Siegfrieds Schwert Balmung war nach Z. 7158 "ein borte rot;" und in dem Liede von der Rabenschlacht heißt es (v. d. Hagens Grundriß S. 75): Sifrid von Niderlande Diese Abzeichen muß man doch wohl für später halten, wenn auch selbst, wie nun Göttling in seiner neuesten Schrift behauptet, Nibelungen und Gibellinen ursprünglich nur Ein Name wäre. Dies ist aber keineswegs erwiesen, ob ich gleich gern glauben will, was Göttling auch nicht streng genug gezeigt hat, daß der Streit Gibellinischer und Welfischer Dichter im zwölften und dreizehnten Jahrhun- dert auf die Bildung und Darstellung der Heldenfabel ei- nen bedeutenden und merklichen Einfluß gehabt. Am min- Und was jener Anſicht noch am nächſten kommt, das fin- det ſich nur in der bekanntlich ſtark überarbeiteten erſten Hohenemſer Handſchrift, Z. 2751: Diz kleinot er ir daheime doch ze jungeſt gap; 9) Sollte es auf die Könige (Z. 7245) gehen und ih- nen tauſend und ſechzig Mann zugeſchrieben werden, ſo mußte nicht in ſinem, ſondern in ir lande ſtehen. 10) In unſern Handſchriften ſteht, der Interpolation gemäß: »den ſelben vergen.« 11) In ſeiner Schrift über das Geſchichtliche im Ni- belungenliede, S. 36 ff. Auch die Scheide an Siegfrieds Schwert Balmung war nach Z. 7158 »ein borte rot;« und in dem Liede von der Rabenſchlacht heißt es (v. d. Hagens Grundriß S. 75): Sifrid von Niderlande Dieſe Abzeichen muß man doch wohl für ſpäter halten, wenn auch ſelbſt, wie nun Göttling in ſeiner neueſten Schrift behauptet, Nibelungen und Gibellinen urſprünglich nur Ein Name wäre. Dies iſt aber keineswegs erwieſen, ob ich gleich gern glauben will, was Göttling auch nicht ſtreng genug gezeigt hat, daß der Streit Gibelliniſcher und Welfiſcher Dichter im zwölften und dreizehnten Jahrhun- dert auf die Bildung und Darſtellung der Heldenfabel ei- nen bedeutenden und merklichen Einfluß gehabt. Am min- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en8-text" prev="#en8" place="end" n="8)"><pb facs="#f0101" n="93"/> Und was jener Anſicht noch am nächſten kommt, das fin-<lb/> det ſich nur in der bekanntlich ſtark überarbeiteten erſten<lb/> Hohenemſer Handſchrift, Z. 2751:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Diz kleinot er ir daheime doch ze jungeſt gap;<lb/> Daz frumte vil der degene mitſamt im ſelben in daz<lb/> grap.</quote></note><lb/> <note xml:id="en9-text" prev="#en9" place="end" n="9)">Sollte es auf die Könige (Z. 7245) gehen und ih-<lb/> nen tauſend und ſechzig Mann zugeſchrieben werden, ſo<lb/> mußte nicht <hi rendition="#g">in ſinem</hi>, ſondern <hi rendition="#g">in ir lande</hi> ſtehen.</note><lb/> <note xml:id="en10-text" prev="#en10" place="end" n="10)">In unſern Handſchriften ſteht, der Interpolation<lb/> gemäß: »den ſelben vergen.«</note><lb/> <note xml:id="en11-text" prev="#en11" place="end" n="11)">In ſeiner Schrift über das Geſchichtliche im Ni-<lb/> belungenliede, S. 36 ff. Auch die Scheide an Siegfrieds<lb/> Schwert Balmung war nach Z. 7158 »ein borte rot;«<lb/> und in dem Liede von der Rabenſchlacht heißt es (v. d.<lb/> Hagens Grundriß S. 75):<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Sifrid von Niderlande<lb/> Der zogete darnach;<lb/> Einen <hi rendition="#g">vanen rot</hi> in der hande<lb/> Man den fu̓rſten fůren ſach.</quote><lb/> Dieſe Abzeichen muß man doch wohl für ſpäter halten,<lb/> wenn auch ſelbſt, wie nun Göttling in ſeiner neueſten<lb/> Schrift behauptet, Nibelungen und Gibellinen urſprünglich<lb/> nur Ein Name wäre. Dies iſt aber keineswegs erwieſen,<lb/> ob ich gleich gern glauben will, was Göttling auch nicht<lb/> ſtreng genug gezeigt hat, daß der Streit Gibelliniſcher und<lb/> Welfiſcher Dichter im zwölften und dreizehnten Jahrhun-<lb/> dert auf die Bildung und Darſtellung der Heldenfabel ei-<lb/> nen bedeutenden und merklichen Einfluß gehabt. Am min-<lb/></note> </div> </body> </text> </TEI> [93/0101]
⁸⁾ Und was jener Anſicht noch am nächſten kommt, das fin-
det ſich nur in der bekanntlich ſtark überarbeiteten erſten
Hohenemſer Handſchrift, Z. 2751:
Diz kleinot er ir daheime doch ze jungeſt gap;
Daz frumte vil der degene mitſamt im ſelben in daz
grap.
⁹⁾ Sollte es auf die Könige (Z. 7245) gehen und ih-
nen tauſend und ſechzig Mann zugeſchrieben werden, ſo
mußte nicht in ſinem, ſondern in ir lande ſtehen.
¹⁰⁾ In unſern Handſchriften ſteht, der Interpolation
gemäß: »den ſelben vergen.«
¹¹⁾ In ſeiner Schrift über das Geſchichtliche im Ni-
belungenliede, S. 36 ff. Auch die Scheide an Siegfrieds
Schwert Balmung war nach Z. 7158 »ein borte rot;«
und in dem Liede von der Rabenſchlacht heißt es (v. d.
Hagens Grundriß S. 75):
Sifrid von Niderlande
Der zogete darnach;
Einen vanen rot in der hande
Man den fu̓rſten fůren ſach.
Dieſe Abzeichen muß man doch wohl für ſpäter halten,
wenn auch ſelbſt, wie nun Göttling in ſeiner neueſten
Schrift behauptet, Nibelungen und Gibellinen urſprünglich
nur Ein Name wäre. Dies iſt aber keineswegs erwieſen,
ob ich gleich gern glauben will, was Göttling auch nicht
ſtreng genug gezeigt hat, daß der Streit Gibelliniſcher und
Welfiſcher Dichter im zwölften und dreizehnten Jahrhun-
dert auf die Bildung und Darſtellung der Heldenfabel ei-
nen bedeutenden und merklichen Einfluß gehabt. Am min-
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