Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.unglückliche Schlacht Gelfrats anspielte. Ob aber die ganze Sammlung eine Welfische oder Gibellinische war, müssen wir wohl zweifelhaft lassen. Merkwürdig ist, daß der Welfe Wolfram von Eschenbach im Parzifal S. 102 a, wo er Rumolds Rath erwähnt, Günther und die Nibelun- gen nennt. 51) S. von der Hagen in der Vorrede zu seiner neue- sten Ausgabe S. viii ff. xxiii. 52) Das erstere vermuthet Docen (Jen. Lit. Zeit. 1814. N. 51.), von der Hagen behauptet (Vorr. S. xxv) auf Bodmers Zeugniß das letztere. 53) Wer die jetzt noch immer sehr mühsame Verglei- chung scheut, dem würde sie durch eine erst nach diesen Untersuchungen mögliche kritische Ausgabe der Nibelungen- noth, die wir freilich nicht auf gutes Glück Jedem anver- trauen möchten, erleichtert werden. Ein kritischer Heraus- geber müßte die Lesarten der drei wichtigsten Handschrif- ten genau kennen, und zu erforschen suchen, wieviel, selbst in Sprache und Versbau, in jeder nur dem Abschreiber zuzurechnen sei. Dann würden dem berichtigten Sanct- Galler Text die Abweichungen der älteren Recension in der zweiten, und der Überarbeitung in der ersten Hohen- emser Handschrift, endlich aber die Angabe der Schreib- fehler und der ausgezeichneten Schreibung mancher Wör- ter in allen diesen Handschriften folgen müssen. Die we- niger wichtigen Lesarten der späteren Münchner Hand- schrift ließen sich wohl überall bei denen der älteren ein- schalten; und mit einer anderen, von der seit Kurzem gar dunkele Gerüchte umlaufen, wird es sich wohl eben so ver- halten. Erst in einer solchen Zusammenstellung würde sich unglückliche Schlacht Gelfrats anſpielte. Ob aber die ganze Sammlung eine Welfiſche oder Gibelliniſche war, müſſen wir wohl zweifelhaft laſſen. Merkwürdig iſt, daß der Welfe Wolfram von Eſchenbach im Parzifal S. 102 a, wo er Rumolds Rath erwähnt, Günther und die Nibelun- gen nennt. 51) S. von der Hagen in der Vorrede zu ſeiner neue- ſten Ausgabe S. viii ff. xxiii. 52) Das erſtere vermuthet Docen (Jen. Lit. Zeit. 1814. N. 51.), von der Hagen behauptet (Vorr. S. xxv) auf Bodmers Zeugniß das letztere. 53) Wer die jetzt noch immer ſehr mühſame Verglei- chung ſcheut, dem würde ſie durch eine erſt nach dieſen Unterſuchungen mögliche kritiſche Ausgabe der Nibelungen- noth, die wir freilich nicht auf gutes Glück Jedem anver- trauen möchten, erleichtert werden. Ein kritiſcher Heraus- geber müßte die Lesarten der drei wichtigſten Handſchrif- ten genau kennen, und zu erforſchen ſuchen, wieviel, ſelbſt in Sprache und Versbau, in jeder nur dem Abſchreiber zuzurechnen ſei. Dann würden dem berichtigten Sanct- Galler Text die Abweichungen der älteren Recenſion in der zweiten, und der Überarbeitung in der erſten Hohen- emſer Handſchrift, endlich aber die Angabe der Schreib- fehler und der ausgezeichneten Schreibung mancher Wör- ter in allen dieſen Handſchriften folgen müſſen. Die we- niger wichtigen Lesarten der ſpäteren Münchner Hand- ſchrift ließen ſich wohl überall bei denen der älteren ein- ſchalten; und mit einer anderen, von der ſeit Kurzem gar dunkele Gerüchte umlaufen, wird es ſich wohl eben ſo ver- halten. Erſt in einer ſolchen Zuſammenſtellung würde ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en50-text" prev="#en50" place="end" n="50)"><pb facs="#f0112" n="104"/> unglückliche Schlacht Gelfrats anſpielte. Ob aber die<lb/> ganze Sammlung eine Welfiſche oder Gibelliniſche war,<lb/> müſſen wir wohl zweifelhaft laſſen. 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⁵⁰⁾ unglückliche Schlacht Gelfrats anſpielte. Ob aber die
ganze Sammlung eine Welfiſche oder Gibelliniſche war,
müſſen wir wohl zweifelhaft laſſen. Merkwürdig iſt, daß
der Welfe Wolfram von Eſchenbach im Parzifal S. 102 a,
wo er Rumolds Rath erwähnt, Günther und die Nibelun-
gen nennt.
⁵¹⁾ S. von der Hagen in der Vorrede zu ſeiner neue-
ſten Ausgabe S. viii ff. xxiii.
⁵²⁾ Das erſtere vermuthet Docen (Jen. Lit. Zeit. 1814.
N. 51.), von der Hagen behauptet (Vorr. S. xxv) auf
Bodmers Zeugniß das letztere.
⁵³⁾ Wer die jetzt noch immer ſehr mühſame Verglei-
chung ſcheut, dem würde ſie durch eine erſt nach dieſen
Unterſuchungen mögliche kritiſche Ausgabe der Nibelungen-
noth, die wir freilich nicht auf gutes Glück Jedem anver-
trauen möchten, erleichtert werden. Ein kritiſcher Heraus-
geber müßte die Lesarten der drei wichtigſten Handſchrif-
ten genau kennen, und zu erforſchen ſuchen, wieviel, ſelbſt
in Sprache und Versbau, in jeder nur dem Abſchreiber
zuzurechnen ſei. Dann würden dem berichtigten Sanct-
Galler Text die Abweichungen der älteren Recenſion in
der zweiten, und der Überarbeitung in der erſten Hohen-
emſer Handſchrift, endlich aber die Angabe der Schreib-
fehler und der ausgezeichneten Schreibung mancher Wör-
ter in allen dieſen Handſchriften folgen müſſen. Die we-
niger wichtigen Lesarten der ſpäteren Münchner Hand-
ſchrift ließen ſich wohl überall bei denen der älteren ein-
ſchalten; und mit einer anderen, von der ſeit Kurzem gar
dunkele Gerüchte umlaufen, wird es ſich wohl eben ſo ver-
halten. Erſt in einer ſolchen Zuſammenſtellung würde ſich
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