Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.Handschrift der Minnesingersammlung, und nicht versriet, wie Bodmer zweimahl hat drucken lassen. Übrigens sind die Stellen selbst in W. Grimms höchst verdienstlicher Zu- sammenstellung der Zeugnisse über die Deutsche Helden- sage, im ersten Bande der Altdeutschen Wälder, nachge- wiesen. 74) Obgleich es nach Göttling (Nibelungen und Gibe- linen S. 66) ebenfalls einem Gibellinendichter angehört, das von der Ravennaschlacht hingegen (S. 93) einem Wel- fischen. Vergl. Anmerk. 50. 75) Dies meint Grimm am ang. O. S. 279. Allein es ist nur von den acht Jahren vor Siegfrieds Tode die Rede, und außerdem, daß die Begebenheiten selbst nicht so wie in den Nibelungen erzählt werden, und also die Episode von Siegfrieds früheren Thaten wohl in dem Exemplar, das der Dichter des Hürninen Siegfrieds las, gefehlt haben müßte, scheint auch die eben vorhergegangene Erwähnung des Odenwaldes auf ein anderes Gedicht zu deuten, in welchem derselbe bestimmter genannt wurde, und aus dem vermuthlich erst die genauere Angabe darüber (s. Altdeut. Wälder ii. S. 180) in die erste Hohenemser Handschrift gekommen ist. Übrigens bezieht sich das Volks- buch vom gehörnten Siegfried nicht auf Siegfrieds Hochzeit, sondern auf eine Geschichte von Siegfrieds Sohn Löwhardus. "Derselbe, heißt es, hat auch nach sei- nes Vaters Tode in seinen blühenden Jahren manches Abenteuer und große Gefahr ausgestanden, hat mit dem Sultan und dem König von Babylonia Krieg geführt und endlich des Königs von Sicilien Tochter zur Gemahlinn bekommen; welches in einer anderen Historie zu lesen ist." Handſchrift der Minneſingerſammlung, und nicht verſriet, wie Bodmer zweimahl hat drucken laſſen. Übrigens ſind die Stellen ſelbſt in W. Grimms höchſt verdienſtlicher Zu- ſammenſtellung der Zeugniſſe über die Deutſche Helden- ſage, im erſten Bande der Altdeutſchen Wälder, nachge- wieſen. 74) Obgleich es nach Göttling (Nibelungen und Gibe- linen S. 66) ebenfalls einem Gibellinendichter angehört, das von der Ravennaſchlacht hingegen (S. 93) einem Wel- fiſchen. Vergl. Anmerk. 50. 75) Dies meint Grimm am ang. O. S. 279. Allein es iſt nur von den acht Jahren vor Siegfrieds Tode die Rede, und außerdem, daß die Begebenheiten ſelbſt nicht ſo wie in den Nibelungen erzählt werden, und alſo die Epiſode von Siegfrieds früheren Thaten wohl in dem Exemplar, das der Dichter des Hürninen Siegfrieds las, gefehlt haben müßte, ſcheint auch die eben vorhergegangene Erwähnung des Odenwaldes auf ein anderes Gedicht zu deuten, in welchem derſelbe beſtimmter genannt wurde, und aus dem vermuthlich erſt die genauere Angabe darüber (ſ. Altdeut. Wälder ii. S. 180) in die erſte Hohenemſer Handſchrift gekommen iſt. Übrigens bezieht ſich das Volks- buch vom gehörnten Siegfried nicht auf Siegfrieds Hochzeit, ſondern auf eine Geſchichte von Siegfrieds Sohn Löwhardus. »Derſelbe, heißt es, hat auch nach ſei- nes Vaters Tode in ſeinen blühenden Jahren manches Abenteuer und große Gefahr ausgeſtanden, hat mit dem Sultan und dem König von Babylonia Krieg geführt und endlich des Königs von Sicilien Tochter zur Gemahlinn bekommen; welches in einer anderen Hiſtorie zu leſen iſt.« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="en73-text" prev="#en73" place="end" n="73)"><pb facs="#f0117" n="109"/> Handſchrift der Minneſingerſammlung, und nicht <hi rendition="#g">verſriet</hi>,<lb/> wie Bodmer zweimahl hat drucken laſſen. Übrigens ſind<lb/> die Stellen ſelbſt in W. 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⁷³⁾ Handſchrift der Minneſingerſammlung, und nicht verſriet,
wie Bodmer zweimahl hat drucken laſſen. Übrigens ſind
die Stellen ſelbſt in W. Grimms höchſt verdienſtlicher Zu-
ſammenſtellung der Zeugniſſe über die Deutſche Helden-
ſage, im erſten Bande der Altdeutſchen Wälder, nachge-
wieſen.
⁷⁴⁾ Obgleich es nach Göttling (Nibelungen und Gibe-
linen S. 66) ebenfalls einem Gibellinendichter angehört,
das von der Ravennaſchlacht hingegen (S. 93) einem Wel-
fiſchen. Vergl. Anmerk. 50.
⁷⁵⁾ Dies meint Grimm am ang. O. S. 279. Allein
es iſt nur von den acht Jahren vor Siegfrieds Tode
die Rede, und außerdem, daß die Begebenheiten ſelbſt
nicht ſo wie in den Nibelungen erzählt werden, und alſo
die Epiſode von Siegfrieds früheren Thaten wohl in dem
Exemplar, das der Dichter des Hürninen Siegfrieds las,
gefehlt haben müßte, ſcheint auch die eben vorhergegangene
Erwähnung des Odenwaldes auf ein anderes Gedicht
zu deuten, in welchem derſelbe beſtimmter genannt wurde,
und aus dem vermuthlich erſt die genauere Angabe darüber
(ſ. Altdeut. Wälder ii. S. 180) in die erſte Hohenemſer
Handſchrift gekommen iſt. Übrigens bezieht ſich das Volks-
buch vom gehörnten Siegfried nicht auf Siegfrieds
Hochzeit, ſondern auf eine Geſchichte von Siegfrieds
Sohn Löwhardus. »Derſelbe, heißt es, hat auch nach ſei-
nes Vaters Tode in ſeinen blühenden Jahren manches
Abenteuer und große Gefahr ausgeſtanden, hat mit dem
Sultan und dem König von Babylonia Krieg geführt und
endlich des Königs von Sicilien Tochter zur Gemahlinn
bekommen; welches in einer anderen Hiſtorie zu leſen iſt.«
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