Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Allgemeine und Besondere.
Dinge, so sie vorstellen, nehmen wir gleichsam in
einen Haufen zusammen, oder wir stellen sie uns wie
in einer Reihe vor. Und indem wir auf diese Art
alle B zusammen nehmen, so finden wir an sich schon
alle A unter denselben, weil alle A, B sind. Es ist
für sich klar, daß diese Reihe desto länger werde, je
größer die Anzahl der Begriffe ist, die B sind. Und
da bey den obigen Voraussetzungen nicht alle von die-
sen Begriffen A sind, so gehören auch weniger Be-
griffe unter A, und die Reihe derer, die A sind, ist
kürzer. Auf diese Art geben wir dem Begriffe B eine
größere, dem Begriffe A eine kleinere Ausdehnung.
Da hiebey nur eine Dimension in Betrachtung kömmt,
so ist die lineare Vorstellung dazu hinreichend, und um
die Verhältnisse vorzustellen, ist es ebenfalls genug,
die Linie des A kürzer zu nehmen, und unter die Linie
des B zu zeichnen. Jch habe diese Zeichnungsart
auch in der Dianoiologie nur in so weit vorgenom-
men, und dabey gezeiget, daß sie zugleich mit unserer
Erkenntniß noch viel bestimmter werden könnte, daß
sie aber, so unbestimmt diese noch dermalen ist, zum
Beweise der Theorie der Schlüsse und auch anderer
zusammengesetzterer Methoden gebraucht werden kön-
ne, und das eigene Merkmal durchaus wissenschaft-
licher Zeichen an sich habe (Dianoiol. §. 194. 201. seqq.
Semiot. §. 29. Phänomenol. §. 180.).

§. 176.

Wir haben ferner die Begriffe A, B bisher nur so
betrachtet, wie sie aus einer ganz willkührlichen Zu-
sammenfassung mehrerer zusammengesetzten Begriffe
P, Q, R, S, T, V etc. H, I, K etc. entstehen. Dieses
Willkührliche ist nun in so ferne uneingeschränkt, als
man von den zusammengesetzten Begriffen mit einem

male
J 3

Das Allgemeine und Beſondere.
Dinge, ſo ſie vorſtellen, nehmen wir gleichſam in
einen Haufen zuſammen, oder wir ſtellen ſie uns wie
in einer Reihe vor. Und indem wir auf dieſe Art
alle B zuſammen nehmen, ſo finden wir an ſich ſchon
alle A unter denſelben, weil alle A, B ſind. Es iſt
fuͤr ſich klar, daß dieſe Reihe deſto laͤnger werde, je
groͤßer die Anzahl der Begriffe iſt, die B ſind. Und
da bey den obigen Vorausſetzungen nicht alle von die-
ſen Begriffen A ſind, ſo gehoͤren auch weniger Be-
griffe unter A, und die Reihe derer, die A ſind, iſt
kuͤrzer. Auf dieſe Art geben wir dem Begriffe B eine
groͤßere, dem Begriffe A eine kleinere Ausdehnung.
Da hiebey nur eine Dimenſion in Betrachtung koͤmmt,
ſo iſt die lineare Vorſtellung dazu hinreichend, und um
die Verhaͤltniſſe vorzuſtellen, iſt es ebenfalls genug,
die Linie des A kuͤrzer zu nehmen, und unter die Linie
des B zu zeichnen. Jch habe dieſe Zeichnungsart
auch in der Dianoiologie nur in ſo weit vorgenom-
men, und dabey gezeiget, daß ſie zugleich mit unſerer
Erkenntniß noch viel beſtimmter werden koͤnnte, daß
ſie aber, ſo unbeſtimmt dieſe noch dermalen iſt, zum
Beweiſe der Theorie der Schluͤſſe und auch anderer
zuſammengeſetzterer Methoden gebraucht werden koͤn-
ne, und das eigene Merkmal durchaus wiſſenſchaft-
licher Zeichen an ſich habe (Dianoiol. §. 194. 201. ſeqq.
Semiot. §. 29. Phaͤnomenol. §. 180.).

§. 176.

Wir haben ferner die Begriffe A, B bisher nur ſo
betrachtet, wie ſie aus einer ganz willkuͤhrlichen Zu-
ſammenfaſſung mehrerer zuſammengeſetzten Begriffe
P, Q, R, S, T, V ꝛc. H, I, K ꝛc. entſtehen. Dieſes
Willkuͤhrliche iſt nun in ſo ferne uneingeſchraͤnkt, als
man von den zuſammengeſetzten Begriffen mit einem

male
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0169" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Allgemeine und Be&#x017F;ondere.</hi></fw><lb/>
Dinge, &#x017F;o &#x017F;ie vor&#x017F;tellen, nehmen wir gleich&#x017F;am in<lb/>
einen Haufen zu&#x017F;ammen, oder wir &#x017F;tellen &#x017F;ie uns wie<lb/>
in einer Reihe vor. Und indem wir auf die&#x017F;e Art<lb/>
alle <hi rendition="#aq">B</hi> zu&#x017F;ammen nehmen, &#x017F;o finden wir an &#x017F;ich &#x017F;chon<lb/>
alle <hi rendition="#aq">A</hi> unter den&#x017F;elben, weil alle <hi rendition="#aq">A, B</hi> &#x017F;ind. Es i&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ich klar, daß die&#x017F;e Reihe de&#x017F;to la&#x0364;nger werde, je<lb/>
gro&#x0364;ßer die Anzahl der Begriffe i&#x017F;t, die <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;ind. Und<lb/>
da bey den obigen Voraus&#x017F;etzungen nicht alle von die-<lb/>
&#x017F;en Begriffen <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind, &#x017F;o geho&#x0364;ren auch weniger Be-<lb/>
griffe unter <hi rendition="#aq">A,</hi> und die Reihe derer, die <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ind, i&#x017F;t<lb/>
ku&#x0364;rzer. Auf die&#x017F;e Art geben wir dem Begriffe <hi rendition="#aq">B</hi> eine<lb/>
gro&#x0364;ßere, dem Begriffe <hi rendition="#aq">A</hi> eine kleinere Ausdehnung.<lb/>
Da hiebey nur eine Dimen&#x017F;ion in Betrachtung ko&#x0364;mmt,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t die lineare Vor&#x017F;tellung dazu hinreichend, und um<lb/>
die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e vorzu&#x017F;tellen, i&#x017F;t es ebenfalls genug,<lb/>
die Linie des <hi rendition="#aq">A</hi> ku&#x0364;rzer zu nehmen, und unter die Linie<lb/>
des <hi rendition="#aq">B</hi> zu zeichnen. Jch habe die&#x017F;e Zeichnungsart<lb/>
auch in der Dianoiologie nur in &#x017F;o weit vorgenom-<lb/>
men, und dabey gezeiget, daß &#x017F;ie zugleich mit un&#x017F;erer<lb/>
Erkenntniß noch viel be&#x017F;timmter werden ko&#x0364;nnte, daß<lb/>
&#x017F;ie aber, &#x017F;o unbe&#x017F;timmt die&#x017F;e noch dermalen i&#x017F;t, zum<lb/>
Bewei&#x017F;e der Theorie der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und auch anderer<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzterer Methoden gebraucht werden ko&#x0364;n-<lb/>
ne, und das eigene Merkmal durchaus wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft-<lb/>
licher Zeichen an &#x017F;ich habe (Dianoiol. §. 194. 201. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi><lb/>
Semiot. §. 29. Pha&#x0364;nomenol. §. 180.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 176.</head><lb/>
            <p>Wir haben ferner die Begriffe <hi rendition="#aq">A, B</hi> bisher nur &#x017F;o<lb/>
betrachtet, wie &#x017F;ie aus einer ganz willku&#x0364;hrlichen Zu-<lb/>
&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;ung mehrerer zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Begriffe<lb/><hi rendition="#aq">P, Q, R, S, T, V</hi> &#xA75B;c. <hi rendition="#aq">H, I, K</hi> &#xA75B;c. ent&#x017F;tehen. Die&#x017F;es<lb/>
Willku&#x0364;hrliche i&#x017F;t nun in &#x017F;o ferne uneinge&#x017F;chra&#x0364;nkt, als<lb/>
man von den zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Begriffen mit einem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">male</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0169] Das Allgemeine und Beſondere. Dinge, ſo ſie vorſtellen, nehmen wir gleichſam in einen Haufen zuſammen, oder wir ſtellen ſie uns wie in einer Reihe vor. Und indem wir auf dieſe Art alle B zuſammen nehmen, ſo finden wir an ſich ſchon alle A unter denſelben, weil alle A, B ſind. Es iſt fuͤr ſich klar, daß dieſe Reihe deſto laͤnger werde, je groͤßer die Anzahl der Begriffe iſt, die B ſind. Und da bey den obigen Vorausſetzungen nicht alle von die- ſen Begriffen A ſind, ſo gehoͤren auch weniger Be- griffe unter A, und die Reihe derer, die A ſind, iſt kuͤrzer. Auf dieſe Art geben wir dem Begriffe B eine groͤßere, dem Begriffe A eine kleinere Ausdehnung. Da hiebey nur eine Dimenſion in Betrachtung koͤmmt, ſo iſt die lineare Vorſtellung dazu hinreichend, und um die Verhaͤltniſſe vorzuſtellen, iſt es ebenfalls genug, die Linie des A kuͤrzer zu nehmen, und unter die Linie des B zu zeichnen. Jch habe dieſe Zeichnungsart auch in der Dianoiologie nur in ſo weit vorgenom- men, und dabey gezeiget, daß ſie zugleich mit unſerer Erkenntniß noch viel beſtimmter werden koͤnnte, daß ſie aber, ſo unbeſtimmt dieſe noch dermalen iſt, zum Beweiſe der Theorie der Schluͤſſe und auch anderer zuſammengeſetzterer Methoden gebraucht werden koͤn- ne, und das eigene Merkmal durchaus wiſſenſchaft- licher Zeichen an ſich habe (Dianoiol. §. 194. 201. ſeqq. Semiot. §. 29. Phaͤnomenol. §. 180.). §. 176. Wir haben ferner die Begriffe A, B bisher nur ſo betrachtet, wie ſie aus einer ganz willkuͤhrlichen Zu- ſammenfaſſung mehrerer zuſammengeſetzten Begriffe P, Q, R, S, T, V ꝛc. H, I, K ꝛc. entſtehen. Dieſes Willkuͤhrliche iſt nun in ſo ferne uneingeſchraͤnkt, als man von den zuſammengeſetzten Begriffen mit einem male J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/169
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/169>, abgerufen am 25.11.2024.