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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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VI. Hauptstück.
Versuche haben uns besonders solche Kräfte entdecket,
wodurch feinere Trennungen geschehen. Wir wollen
nicht ausmachen, wie weit man darinn noch kommen
könne, sondern merken nur an, daß man so vielerley
chymische Elemente oder Principia oder Grundstoffe
in den Körpern finden wird, als sich Arten von Theil-
chen finden, welche sich durch chymische Kräfte nicht
ferner mehr trennen lassen. Die Kräfte der Natur
sind in allwegen bestimmet, und so kann es seyn, daß
wir damit nicht bis in das unendlich Kleine reichen,
sondern irgendwo stehen bleiben müssen, und die letz-
ten Arten von Theilchen, in welche wir die Körper
auflößen können, mögen chymische Elementa oder Prin-
cipia
oder Bestandtheilchen genennet werden. Nun
zeigen die chymischen Versuche, daß jede Körper sich
in solchem ungleichartigem Grundstoffe auflößen las-
sen, und man schließt daraus, daß sie aus solchem
zusammengesetzet sind. Wenigstens aber sind sie aus
Theilchen zusammengesetzet, welche durch chymische
Processe in solche Arten des Grundstoffes verwandelt
werden können, (§. 206.). Durch neue Zusammen-
setzungen solcher Arten des Grundstoffes bringt nun
die Chymie Körper zu Stande, die von den in der
Natur selbst vorkommenden Körpern verschieden sind,
weil die Natur ihre Materialien nicht auf eine so
willkührliche, sondern mehr mechanische und theils
auch zufällige Art mit einander vermischt, dagegen
aber auch Kräfte hat, die die Chymie noch nicht
durchaus hat nachahmen können.

§. 215.

Wir können ferner anmerken, daß Theile, die
durch stärkere Kräfte der Natur verbunden bleiben,
wenn auch gleich andere Theile hinzukommen und

wieder

VI. Hauptſtuͤck.
Verſuche haben uns beſonders ſolche Kraͤfte entdecket,
wodurch feinere Trennungen geſchehen. Wir wollen
nicht ausmachen, wie weit man darinn noch kommen
koͤnne, ſondern merken nur an, daß man ſo vielerley
chymiſche Elemente oder Principia oder Grundſtoffe
in den Koͤrpern finden wird, als ſich Arten von Theil-
chen finden, welche ſich durch chymiſche Kraͤfte nicht
ferner mehr trennen laſſen. Die Kraͤfte der Natur
ſind in allwegen beſtimmet, und ſo kann es ſeyn, daß
wir damit nicht bis in das unendlich Kleine reichen,
ſondern irgendwo ſtehen bleiben muͤſſen, und die letz-
ten Arten von Theilchen, in welche wir die Koͤrper
aufloͤßen koͤnnen, moͤgen chymiſche Elementa oder Prin-
cipia
oder Beſtandtheilchen genennet werden. Nun
zeigen die chymiſchen Verſuche, daß jede Koͤrper ſich
in ſolchem ungleichartigem Grundſtoffe aufloͤßen laſ-
ſen, und man ſchließt daraus, daß ſie aus ſolchem
zuſammengeſetzet ſind. Wenigſtens aber ſind ſie aus
Theilchen zuſammengeſetzet, welche durch chymiſche
Proceſſe in ſolche Arten des Grundſtoffes verwandelt
werden koͤnnen, (§. 206.). Durch neue Zuſammen-
ſetzungen ſolcher Arten des Grundſtoffes bringt nun
die Chymie Koͤrper zu Stande, die von den in der
Natur ſelbſt vorkommenden Koͤrpern verſchieden ſind,
weil die Natur ihre Materialien nicht auf eine ſo
willkuͤhrliche, ſondern mehr mechaniſche und theils
auch zufaͤllige Art mit einander vermiſcht, dagegen
aber auch Kraͤfte hat, die die Chymie noch nicht
durchaus hat nachahmen koͤnnen.

§. 215.

Wir koͤnnen ferner anmerken, daß Theile, die
durch ſtaͤrkere Kraͤfte der Natur verbunden bleiben,
wenn auch gleich andere Theile hinzukommen und

wieder
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[176/0212] VI. Hauptſtuͤck. Verſuche haben uns beſonders ſolche Kraͤfte entdecket, wodurch feinere Trennungen geſchehen. Wir wollen nicht ausmachen, wie weit man darinn noch kommen koͤnne, ſondern merken nur an, daß man ſo vielerley chymiſche Elemente oder Principia oder Grundſtoffe in den Koͤrpern finden wird, als ſich Arten von Theil- chen finden, welche ſich durch chymiſche Kraͤfte nicht ferner mehr trennen laſſen. Die Kraͤfte der Natur ſind in allwegen beſtimmet, und ſo kann es ſeyn, daß wir damit nicht bis in das unendlich Kleine reichen, ſondern irgendwo ſtehen bleiben muͤſſen, und die letz- ten Arten von Theilchen, in welche wir die Koͤrper aufloͤßen koͤnnen, moͤgen chymiſche Elementa oder Prin- cipia oder Beſtandtheilchen genennet werden. Nun zeigen die chymiſchen Verſuche, daß jede Koͤrper ſich in ſolchem ungleichartigem Grundſtoffe aufloͤßen laſ- ſen, und man ſchließt daraus, daß ſie aus ſolchem zuſammengeſetzet ſind. Wenigſtens aber ſind ſie aus Theilchen zuſammengeſetzet, welche durch chymiſche Proceſſe in ſolche Arten des Grundſtoffes verwandelt werden koͤnnen, (§. 206.). Durch neue Zuſammen- ſetzungen ſolcher Arten des Grundſtoffes bringt nun die Chymie Koͤrper zu Stande, die von den in der Natur ſelbſt vorkommenden Koͤrpern verſchieden ſind, weil die Natur ihre Materialien nicht auf eine ſo willkuͤhrliche, ſondern mehr mechaniſche und theils auch zufaͤllige Art mit einander vermiſcht, dagegen aber auch Kraͤfte hat, die die Chymie noch nicht durchaus hat nachahmen koͤnnen. §. 215. Wir koͤnnen ferner anmerken, daß Theile, die durch ſtaͤrkere Kraͤfte der Natur verbunden bleiben, wenn auch gleich andere Theile hinzukommen und wieder

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/212>, abgerufen am 21.11.2024.