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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Veränderliche und Fortdauernde.
wieder weggehen, das ausmachen, was in einem
Indiuiduo fortdauernd ist, und so lange diese Ver-
bindung bleibt, bleibt auch das Indiuiduum der Zahl
und der Art nach eben dasselbe. Die einzeln Men-
schen, Thiere, Pflanzen, Steine etc. geben uns hie-
von Beyspiele, weil die Kräfte, wodurch die bestän-
digen Theile daran fortdauern, sich dem Laufe der
Natur nach, das will sagen, ohne äußere Gewalt
und Zufälle, längere oder kürzere Zeit erhalten. Wel-
che Theile aber bey jedem Indiuiduo eigentlich blei-
ben, welche hingegen dabey fremd sind, oder abge-
ändert werden können, das ist eine Frage, die jedes-
mal ehender a posteriori und durch eigentlich dazu
angestellte Versuche erörtert werden muß. Denn
da wir die Ganzen, so uns die Natur vorleget, an-
fangs immer dem äußerlichen Schein und Gestalt
nach nehmen, und auch die Benennung darnach ein-
richten, so lassen wir dabey unausgemacht, welche
Theile zu den Fortdauernden gerechnet werden müs-
sen, und welche hingegen wegbleiben oder abgewech-
selt werden können. Dieses kömmt schlechthin auf
den Unterschied der verbindenden oder zusam-
menhängenden Kräfte
an (§. 213.), wodurch auch
in der Chymie das Fixe von dem mehr oder minder
Volatilischen unterschieden wird. So läßt es sich
auch gedenken, daß die Theile, die in einem Indiui-
duo
ab- und zugehen, dennoch zur Verbindung des
Ganzen dienen, und folglich, so lange das Ganze
bleiben soll, nicht durchaus wegbleiben können, un-
geachtet es, weil sie nur zur Verbindung dienen,
gleichgültig ist, ob jedesmal diese oder andere an
deren Statt sind. Solche Abwechselungen finden
wir in den Körpern der Thiere und Pflanzen in An-
sehung des Wachsthumes und der Nahrungssäfte.

Wir
Lamb. Archit. I. B. M

Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.
wieder weggehen, das ausmachen, was in einem
Indiuiduo fortdauernd iſt, und ſo lange dieſe Ver-
bindung bleibt, bleibt auch das Indiuiduum der Zahl
und der Art nach eben daſſelbe. Die einzeln Men-
ſchen, Thiere, Pflanzen, Steine ꝛc. geben uns hie-
von Beyſpiele, weil die Kraͤfte, wodurch die beſtaͤn-
digen Theile daran fortdauern, ſich dem Laufe der
Natur nach, das will ſagen, ohne aͤußere Gewalt
und Zufaͤlle, laͤngere oder kuͤrzere Zeit erhalten. Wel-
che Theile aber bey jedem Indiuiduo eigentlich blei-
ben, welche hingegen dabey fremd ſind, oder abge-
aͤndert werden koͤnnen, das iſt eine Frage, die jedes-
mal ehender a poſteriori und durch eigentlich dazu
angeſtellte Verſuche eroͤrtert werden muß. Denn
da wir die Ganzen, ſo uns die Natur vorleget, an-
fangs immer dem aͤußerlichen Schein und Geſtalt
nach nehmen, und auch die Benennung darnach ein-
richten, ſo laſſen wir dabey unausgemacht, welche
Theile zu den Fortdauernden gerechnet werden muͤſ-
ſen, und welche hingegen wegbleiben oder abgewech-
ſelt werden koͤnnen. Dieſes koͤmmt ſchlechthin auf
den Unterſchied der verbindenden oder zuſam-
menhaͤngenden Kraͤfte
an (§. 213.), wodurch auch
in der Chymie das Fixe von dem mehr oder minder
Volatiliſchen unterſchieden wird. So laͤßt es ſich
auch gedenken, daß die Theile, die in einem Indiui-
duo
ab- und zugehen, dennoch zur Verbindung des
Ganzen dienen, und folglich, ſo lange das Ganze
bleiben ſoll, nicht durchaus wegbleiben koͤnnen, un-
geachtet es, weil ſie nur zur Verbindung dienen,
gleichguͤltig iſt, ob jedesmal dieſe oder andere an
deren Statt ſind. Solche Abwechſelungen finden
wir in den Koͤrpern der Thiere und Pflanzen in An-
ſehung des Wachsthumes und der Nahrungsſaͤfte.

Wir
Lamb. Archit. I. B. M
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[177/0213] Das Veraͤnderliche und Fortdauernde. wieder weggehen, das ausmachen, was in einem Indiuiduo fortdauernd iſt, und ſo lange dieſe Ver- bindung bleibt, bleibt auch das Indiuiduum der Zahl und der Art nach eben daſſelbe. Die einzeln Men- ſchen, Thiere, Pflanzen, Steine ꝛc. geben uns hie- von Beyſpiele, weil die Kraͤfte, wodurch die beſtaͤn- digen Theile daran fortdauern, ſich dem Laufe der Natur nach, das will ſagen, ohne aͤußere Gewalt und Zufaͤlle, laͤngere oder kuͤrzere Zeit erhalten. Wel- che Theile aber bey jedem Indiuiduo eigentlich blei- ben, welche hingegen dabey fremd ſind, oder abge- aͤndert werden koͤnnen, das iſt eine Frage, die jedes- mal ehender a poſteriori und durch eigentlich dazu angeſtellte Verſuche eroͤrtert werden muß. Denn da wir die Ganzen, ſo uns die Natur vorleget, an- fangs immer dem aͤußerlichen Schein und Geſtalt nach nehmen, und auch die Benennung darnach ein- richten, ſo laſſen wir dabey unausgemacht, welche Theile zu den Fortdauernden gerechnet werden muͤſ- ſen, und welche hingegen wegbleiben oder abgewech- ſelt werden koͤnnen. Dieſes koͤmmt ſchlechthin auf den Unterſchied der verbindenden oder zuſam- menhaͤngenden Kraͤfte an (§. 213.), wodurch auch in der Chymie das Fixe von dem mehr oder minder Volatiliſchen unterſchieden wird. So laͤßt es ſich auch gedenken, daß die Theile, die in einem Indiui- duo ab- und zugehen, dennoch zur Verbindung des Ganzen dienen, und folglich, ſo lange das Ganze bleiben ſoll, nicht durchaus wegbleiben koͤnnen, un- geachtet es, weil ſie nur zur Verbindung dienen, gleichguͤltig iſt, ob jedesmal dieſe oder andere an deren Statt ſind. Solche Abwechſelungen finden wir in den Koͤrpern der Thiere und Pflanzen in An- ſehung des Wachsthumes und der Nahrungsſaͤfte. Wir Lamb. Archit. I. B. M

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/213>, abgerufen am 24.11.2024.