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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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VIII. Hauptstück.
2°. Was nicht - nichts, (etwas, möglich,
gedenkbar etc.) ist, kann nicht zugleich
A
und Nicht - A seyn. Man setze, es sey A und
Nicht - A zugleich, so ist es nichts, (N°. 1.).
Dieses stößt aber die Voraussetzung um, folg-
lich etc. Dieser Satz ist der vorhergehende,
aber umgekehrt. Der erste wird auch so aus-
gedrückt Ein widersprechend Subject hat
keine (reale) Prädicate.
Der andere aber:
Ein real Subject hat keine widersprechen-
de Prädicate.
3°. Nichts, oder was ein absolutes cate Jori-
sches Nichts ist, ist
A, und Nicht - A zu-
gleich.
Diesen Satz giebt man als eine De-
finition des Nichts an. Er will sagen, daß
widersprechende Prädicate in keinem (rea-
len) Subjecte vorkommen.
Denn nichts
und ein widersprechendes Subject, und so
auch ein widersprechendes Prädicat, ist
einerley, oder nur in den Worten verschieden.
4°. Was nicht zugleich A und Nicht - A ist,
ist nicht Nichts.
Man setze, es sey nichts,
so ist es A und nicht - A zugleich, (N°. 3.).
Dieses aber stößt die Voraussetzung um. Dem-
nach etc. Dieser Satz wird auch so ausgedrückt.
Ein reales Prädicat findet sich in keinem
widersprechenden Subjecte.

II°. Vier einfache Sätze.

5°. Was nicht Nicht - A ist, ist A. Denn weil
es vermöge der Voraussetzung nicht Nicht - A
ist, so kömmt nichts darinn vor, welches die
Bestimmung A schlechthin ausschließen würde.
Demnach läßt es diese Bestimmung A zu, und
im
VIII. Hauptſtuͤck.
2°. Was nicht ‒ nichts, (etwas, moͤglich,
gedenkbar ꝛc.) iſt, kann nicht zugleich
A
und NichtA ſeyn. Man ſetze, es ſey A und
NichtA zugleich, ſo iſt es nichts, (N°. 1.).
Dieſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung um, folg-
lich ꝛc. Dieſer Satz iſt der vorhergehende,
aber umgekehrt. Der erſte wird auch ſo aus-
gedruͤckt Ein widerſprechend Subject hat
keine (reale) Praͤdicate.
Der andere aber:
Ein real Subject hat keine widerſprechen-
de Praͤdicate.
3°. Nichts, oder was ein abſolutes cate Jori-
ſches Nichts iſt, iſt
A, und NichtA zu-
gleich.
Dieſen Satz giebt man als eine De-
finition des Nichts an. Er will ſagen, daß
widerſprechende Praͤdicate in keinem (rea-
len) Subjecte vorkommen.
Denn nichts
und ein widerſprechendes Subject, und ſo
auch ein widerſprechendes Praͤdicat, iſt
einerley, oder nur in den Worten verſchieden.
4°. Was nicht zugleich A und NichtA iſt,
iſt nicht Nichts.
Man ſetze, es ſey nichts,
ſo iſt es A und nichtA zugleich, (N°. 3.).
Dieſes aber ſtoͤßt die Vorausſetzung um. Dem-
nach ꝛc. Dieſer Satz wird auch ſo ausgedruͤckt.
Ein reales Praͤdicat findet ſich in keinem
widerſprechenden Subjecte.

II°. Vier einfache Saͤtze.

5°. Was nicht NichtA iſt, iſt A. Denn weil
es vermoͤge der Vorausſetzung nicht NichtA
iſt, ſo koͤmmt nichts darinn vor, welches die
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[234/0270] VIII. Hauptſtuͤck. 2°. Was nicht ‒ nichts, (etwas, moͤglich, gedenkbar ꝛc.) iſt, kann nicht zugleich A und Nicht ‒ A ſeyn. Man ſetze, es ſey A und Nicht ‒ A zugleich, ſo iſt es nichts, (N°. 1.). Dieſes ſtoͤßt aber die Vorausſetzung um, folg- lich ꝛc. Dieſer Satz iſt der vorhergehende, aber umgekehrt. Der erſte wird auch ſo aus- gedruͤckt Ein widerſprechend Subject hat keine (reale) Praͤdicate. Der andere aber: Ein real Subject hat keine widerſprechen- de Praͤdicate. 3°. Nichts, oder was ein abſolutes cate Jori- ſches Nichts iſt, iſt A, und Nicht ‒ A zu- gleich. Dieſen Satz giebt man als eine De- finition des Nichts an. Er will ſagen, daß widerſprechende Praͤdicate in keinem (rea- len) Subjecte vorkommen. Denn nichts und ein widerſprechendes Subject, und ſo auch ein widerſprechendes Praͤdicat, iſt einerley, oder nur in den Worten verſchieden. 4°. Was nicht zugleich A und Nicht ‒ A iſt, iſt nicht Nichts. Man ſetze, es ſey nichts, ſo iſt es A und nicht ‒ A zugleich, (N°. 3.). Dieſes aber ſtoͤßt die Vorausſetzung um. Dem- nach ꝛc. Dieſer Satz wird auch ſo ausgedruͤckt. Ein reales Praͤdicat findet ſich in keinem widerſprechenden Subjecte. II°. Vier einfache Saͤtze. 5°. Was nicht Nicht ‒ A iſt, iſt A. Denn weil es vermoͤge der Vorausſetzung nicht Nicht ‒ A iſt, ſo koͤmmt nichts darinn vor, welches die Beſtimmung A ſchlechthin ausſchließen wuͤrde. Demnach laͤßt es dieſe Beſtimmung A zu, und im

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/270>, abgerufen am 22.11.2024.