Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.VIII. Hauptstück. I°. Copulative Sätze. 1°. Wenn ein allgemein Ding, oder viel- mehr die symbolische Vorstellung dessel- ben, zugleich A und Nicht - A ist, so ist es Nichts, (absurd, widersprechend, nicht gedenkbar, schlechthin unmöglich, ein for- males Unding etc.). Ein allgemeines Ding, auch wenn es nichts widersprechendes in sich enthält, ist an sich schon nur ideal und symbo- lisch. Enthält es aber einen Widerspruch, so ist es schlechthin nur symbolisch, (§. 231.). Wir führen übrigens diesen Satz bedingt an, weil ein an sich mögliches allgemeines Ding nicht in Absicht auf jede mögliche Bestimmung A ge- prüfet werden kann, ob es A und Nicht - A zugleich sey. Denn alle die Bestimmungen A und ihre Termini infiniti Nicht - A bleiben daraus weg, welche das allgemeine Ding in- dividual machen. Sie können an sich oder schlechthin nicht zugleich darinn seyn, weil sie widersprechend sind. Sie bleiben aber auch beyde zugleich daraus weg, daferne das all- gemeine Ding allgemein bleiben soll. Und die- ses ist die Bedingung. 2°. Unter eben dieser Bedingung bleiben auch die drey andern im §. 261. angeführten copulativen Sätze bey den allgemeinen Dingen anwendbar. Und zwar, was nicht nichts ist, kann nicht zugleich A und Nicht - A seyn. Nun ist ein allgemeines Ding eben nicht ganz nichts, weil die Bestimmungen, die es in den Indiui- duis haben kann, daraus schlechthin nur weg- gelassen sind, dabey aber noch immer einige oder
VIII. Hauptſtuͤck. I°. Copulative Saͤtze. 1°. Wenn ein allgemein Ding, oder viel- mehr die ſymboliſche Vorſtellung deſſel- ben, zugleich A und Nicht ‒ A iſt, ſo iſt es Nichts, (abſurd, widerſprechend, nicht gedenkbar, ſchlechthin unmoͤglich, ein for- males Unding ꝛc.). Ein allgemeines Ding, auch wenn es nichts widerſprechendes in ſich enthaͤlt, iſt an ſich ſchon nur ideal und ſymbo- liſch. Enthaͤlt es aber einen Widerſpruch, ſo iſt es ſchlechthin nur ſymboliſch, (§. 231.). Wir fuͤhren uͤbrigens dieſen Satz bedingt an, weil ein an ſich moͤgliches allgemeines Ding nicht in Abſicht auf jede moͤgliche Beſtimmung A ge- pruͤfet werden kann, ob es A und Nicht ‒ A zugleich ſey. Denn alle die Beſtimmungen A und ihre Termini infiniti Nicht ‒ A bleiben daraus weg, welche das allgemeine Ding in- dividual machen. Sie koͤnnen an ſich oder ſchlechthin nicht zugleich darinn ſeyn, weil ſie widerſprechend ſind. Sie bleiben aber auch beyde zugleich daraus weg, daferne das all- gemeine Ding allgemein bleiben ſoll. Und die- ſes iſt die Bedingung. 2°. Unter eben dieſer Bedingung bleiben auch die drey andern im §. 261. angefuͤhrten copulativen Saͤtze bey den allgemeinen Dingen anwendbar. Und zwar, was nicht nichts iſt, kann nicht zugleich A und Nicht ‒ A ſeyn. Nun iſt ein allgemeines Ding eben nicht ganz nichts, weil die Beſtimmungen, die es in den Indiui- duis haben kann, daraus ſchlechthin nur weg- gelaſſen ſind, dabey aber noch immer einige oder
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0282" n="246"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi> </fw><lb/> <list> <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">I°.</hi> <hi rendition="#fr">Copulative Saͤtze.</hi> </hi> </item><lb/> <item>1°. <hi rendition="#fr">Wenn ein allgemein Ding, oder viel-<lb/> mehr die ſymboliſche Vorſtellung deſſel-<lb/> ben, zugleich</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">und Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">iſt, ſo iſt<lb/> es Nichts, (abſurd, widerſprechend, nicht<lb/> gedenkbar, ſchlechthin unmoͤglich, ein for-<lb/> males Unding ꝛc.).</hi> Ein allgemeines Ding,<lb/> auch wenn es nichts widerſprechendes in ſich<lb/> enthaͤlt, iſt an ſich ſchon nur ideal und ſymbo-<lb/> liſch. Enthaͤlt es aber einen Widerſpruch, ſo<lb/> iſt es ſchlechthin nur ſymboliſch, (§. 231.). Wir<lb/> fuͤhren uͤbrigens dieſen Satz <hi rendition="#fr">bedingt</hi> an, weil<lb/> ein an ſich moͤgliches allgemeines Ding nicht in<lb/> Abſicht auf jede moͤgliche Beſtimmung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> ge-<lb/> pruͤfet werden kann, ob es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> und <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/> zugleich ſey. Denn alle die Beſtimmungen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/> und ihre <hi rendition="#aq">Termini infiniti</hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> bleiben<lb/> daraus weg, welche das allgemeine Ding in-<lb/> dividual machen. Sie koͤnnen an ſich oder<lb/> ſchlechthin nicht zugleich darinn ſeyn, weil ſie<lb/> widerſprechend ſind. Sie bleiben aber auch<lb/> beyde zugleich daraus weg, daferne das all-<lb/> gemeine Ding allgemein bleiben ſoll. Und die-<lb/> ſes iſt die Bedingung.</item><lb/> <item>2°. Unter eben dieſer Bedingung bleiben auch die<lb/> drey andern im §. 261. angefuͤhrten copulativen<lb/> Saͤtze bey den allgemeinen Dingen anwendbar.<lb/> Und zwar, <hi rendition="#fr">was nicht nichts iſt, kann nicht<lb/> zugleich</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">und Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſeyn.</hi> Nun iſt<lb/> ein allgemeines Ding eben nicht ganz nichts,<lb/> weil die Beſtimmungen, die es in den <hi rendition="#aq">Indiui-<lb/> duis</hi> haben kann, daraus ſchlechthin nur weg-<lb/> gelaſſen ſind, dabey aber noch immer einige<lb/> <fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0282]
VIII. Hauptſtuͤck.
I°. Copulative Saͤtze.
1°. Wenn ein allgemein Ding, oder viel-
mehr die ſymboliſche Vorſtellung deſſel-
ben, zugleich A und Nicht ‒ A iſt, ſo iſt
es Nichts, (abſurd, widerſprechend, nicht
gedenkbar, ſchlechthin unmoͤglich, ein for-
males Unding ꝛc.). Ein allgemeines Ding,
auch wenn es nichts widerſprechendes in ſich
enthaͤlt, iſt an ſich ſchon nur ideal und ſymbo-
liſch. Enthaͤlt es aber einen Widerſpruch, ſo
iſt es ſchlechthin nur ſymboliſch, (§. 231.). Wir
fuͤhren uͤbrigens dieſen Satz bedingt an, weil
ein an ſich moͤgliches allgemeines Ding nicht in
Abſicht auf jede moͤgliche Beſtimmung A ge-
pruͤfet werden kann, ob es A und Nicht ‒ A
zugleich ſey. Denn alle die Beſtimmungen A
und ihre Termini infiniti Nicht ‒ A bleiben
daraus weg, welche das allgemeine Ding in-
dividual machen. Sie koͤnnen an ſich oder
ſchlechthin nicht zugleich darinn ſeyn, weil ſie
widerſprechend ſind. Sie bleiben aber auch
beyde zugleich daraus weg, daferne das all-
gemeine Ding allgemein bleiben ſoll. Und die-
ſes iſt die Bedingung.
2°. Unter eben dieſer Bedingung bleiben auch die
drey andern im §. 261. angefuͤhrten copulativen
Saͤtze bey den allgemeinen Dingen anwendbar.
Und zwar, was nicht nichts iſt, kann nicht
zugleich A und Nicht ‒ A ſeyn. Nun iſt
ein allgemeines Ding eben nicht ganz nichts,
weil die Beſtimmungen, die es in den Indiui-
duis haben kann, daraus ſchlechthin nur weg-
gelaſſen ſind, dabey aber noch immer einige
oder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |